Der Gratis-Transport als „soziale Kirsche“ auf dem Kuchen des ÖPNV in Luxemburg

Der Gratis-Transport als „soziale Kirsche“ auf dem Kuchen des ÖPNV in Luxemburg

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Was LSAP und DP, also zwei der drei Regierungsparteien, in ihrem Wahlprogramm versprochen hatten, wird nun von einem Minister der dritten Koalitionspartei, den Grünen, umgesetzt.

Der Infrastrukturminister François Bausch hat gestern Erläuterungen zum kostenlosen öffentlichen Verkehr in Luxemburg abgegeben – und das Interesse war riesengroß: Französisches Fernsehen, deutsche Radiosender, überregionale Presse aus den Nachbarländern, selten kannte eine Pressekonferenz hierzulande derartigen Zulauf, der – wegen der Kontrolle am Eingang des Ministeriums – zu einer viertelstündigen Verzögerung führte.

Dass der gestrige Journalistenstau in der Lobby des Nachhaltigkeitsministeriums einen Vorgeschmack auf die Zustände an den Bahnhöfen nach dem 1. März 2020 gegeben hat, glaubt zumindest der Minister nicht.

Lesen Sie zum Thema auch unseren Kommentar

Es sei die „soziale Kirsche auf dem Kuchen“; wobei der Kuchen der öffentliche Verkehr sei, der zurzeit größer, schneller, bequemer … „gebacken“ werde. Dass dieser Prozess in vollem Gange ist und erst in mehreren Jahren, also nach der angekündigten Maßnahme, richtig greifen wird, beunruhigt den Minister nicht.Die Einführung der kostenlosen Beförderung in Bahnen und RGTR-Bussen sei, so das mehrfach wiederholte neue „wording“, eine soziale Maßnahme und keineswegs ein Mittel zur Förderung des öffentlichen Transportes und seiner Publikumszahlen.

Er erwarte keine spektakuläre Zunahme der Nutzerzahler: diese sei nur durch ein verbessertes Angebot zu erreichen.

Auch ohne die Einführung des Nulltarifs sei der ÖV in Luxemburg konkurrenzlos billig – mehr Passagiere seien nur durch qualitativen und quantitativen Ausbau möglich.

Die voraussichtlichen Kosten der Maßnahme, die der Minister für Eisenbahn, Tram, TICE und RGTR mit 41 Millionen Euro pro Jahr beziffert, stehen denn auch in einem recht bescheidenen Verhältnis zu den Milliarden, die in den kommenden Jahren in ebendiesen Ausbau gesteckt werden (siehe Grafiken).

2,6 Milliarden Investition

Zwischen 2018 und 2023, also während der angelaufenen Legislatur, sollen 2.232.000.000 Euro in die Eisenbahn investiert werden, darunter rollendes Material für 400 Millionen Euro. Die Investitionen in die Tram werden sich im gleichen Zeitraum auf 388.000.000 Euro belaufen (vom Findel bis zur „Cloche d’Or“). Weitere Ausgaben wie der Ausbau in Richtung Arloner Straße und die Realisierung der schnellen Tramverbindung Luxemburg-Esch werden folgen, sind aber in dieser Summe noch nicht enthalten.

Kein Personalabbau

Entwarnung gab Bausch in Sachen Personal. Von den Aufgaben des Zugpersonals würden die unwichtigsten wegfallen, also die Ticketkontrolle und der Verkauf von Fahrscheinen. Die Sicherung der Qualität, der Einsatz für Ordnung in den Zügen und an den Haltestellen sowie der Erhalt der Sicherheit würden als Aufgaben bleiben; weitere Missionen könnten hinzukommen. Auch an den kleineren Bahnhöfen würde künftig Personal gebraucht, allerdings eher am Bahnsteig als hinter einem Schalterglas, so der Minister. Personalabbau werde es jedenfalls nicht geben.

Zu den Forderungen des Landesverbandes, der gestern mit einem Protest-„Piquet“ vor dem Ministerium präsent war, äußerte sich Bausch gestern nicht: Die Gewerkschaft verlangt einen neuen „Contrat de service public“ mit 15 Jahren Laufzeit, die massive Neueinstellung von Personal und die Wiedereröffnung bereits geschlossener Bahnhöfe.

 

AVL-Busse

Ob die städtischen Busse der AVL („Autobus de la Ville de Luxembourg“) ebenfalls kostenlos angeboten werden, sei im Rahmen der Gemeindeautonomie eine Entscheidung der Stadt Luxemburg. Immerhin sei es aber möglich, die Einführung kostenlosen öffentlichen Transportes im Rahmen einer Überarbeitung der Gemeindefinanzierung zu berücksichtigen, so Bausch.

Inzwischen hat Bürgermeisterin Lydie Polfer angekündigt, auch die Busse der Hauptstadt würden ab 1. März 2020 gratis fahren. Die Kosten für die Gemeinde Luxemburg würden sich hierfür auf 16 Millionen Euro jährlich belaufen.

Internationale Tickets
Verbindungen über die Grenze hinaus, also besonders jene für Grenzgänger, werden preislich nach unten korrigiert. Mit den drei benachbarten Eisenbahngesellschaften SNCB, DB und SNCF werden noch Konzertierungsgespräche geführt.
Weiter reichende internationale Verbindungen (etwa Luxemburg-Köln) werden von der Reform nicht betroffen sein. Die „RegioZone“-Tarife des RGTR-Netzes (Busverbindungen) werden nach unten angepasst.

„mKaart“
Die mKarte bleibt bestehen: Sie erlaubt weiterhin die Nutzung verschiedener Dienstleistungen wie der mBoxen (Fahrräder), der Chargy-Ladestationen und der P&R-Vorteile.

Personalausweis

Auch wenn es künftig keine Fahrscheine (außer für die erste Klasse) mehr geben wird, so müssen die Nutzer auf Nachfrage einen Personalausweis präsentieren können; Ausschlüsse von der Dienstleistung sind auch künftig möglich.

Erste Klasse

Die erste Klasse bleibt in den CFL-Zügen bestehen und wird auch weiterhin kostenpflichtig sein. Die Tarife sollen unverändert bleiben (660 Euro/Jahr, 75 Euro/Monat), auch wenn dadurch der preisliche Unterschied zu der kostenlosen zweiten Klasse wächst.

 

Nomi
23. Januar 2019 - 12.13

Dir verbei't den Leit hir Wierder iirt se aus dem Mond kommen ! Dir sollt Iech schummen !

Jek Hyde
23. Januar 2019 - 11.37

Net alleguer, mee vill vun deenen

So emol!
23. Januar 2019 - 9.44

Von den Handicapierten und Behinderten haben bisher nur Sie gesprochen. Schämen, setzen.

Torres
22. Januar 2019 - 23.42

D‘Asylanten, d‘Clocharden, d‘RMG-Bezéier, d‘Sozialrentebezéier, dee geeschteg a kierperlech Handicapéiert fueren zënter éiwegen Zäite gratis. Dat si jo déi Leit déi ärer Meenung no d‘Sëtzer beschmieren, gelldier.

marc wollwert
22. Januar 2019 - 22.37

die polizei wird dann noch oefter gerufen werden um diese unangenehmen zeitgenossen aus dem zug zu kriegen.noch mehr verspaetungen und zugausfaelle werden die konsequenz sein.

Graumeise gegen blaue Madonna
22. Januar 2019 - 17.12

Und niemand hat absprache mit der "Stater Burgermeeschtesch" geholten. Mir dünkt hier wurde eine alte Rechnung beglichen.

De (Karneval) Zuch kütt
22. Januar 2019 - 15.49

Hätte lieber weiterhin mein Abo bezahlt als auf beschmierten Sitzen zu reisen. Ich denke das im Nachhinein mehr Leute wieder aufs Auto zurückgreifen. Besonders im Winter sitzt es sich besser im geheizten Zug als auf dem Bürgersteig. Sogar im Sommer ist es im klimatisierten Abteil besser als draussen und den Becher hinhalten geht noch lukrativer, denn so schnell kann man hier nicht flüchten. ´ Wat neischt kascht as neischt´, pflegte meine Grossmutter zu sagen.

Aender
22. Januar 2019 - 14.35

Gratis ist noch lange nicht Kostenlos. Ich bin sicher keiner unserer Politiker verzichtet auch nur auf 1 Eurocent, um dies möglich zu machen.

Nomi
22. Januar 2019 - 13.33

Daat haett een sollen progressive anfei'eren ! Net Alles zesummen !