Der furchtbare Preis des Machterhalts

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Stück für Stück kämpft sich die Armee des Präsidenten vor. Nach sechseinhalb Jahren Bürgerkrieg in Syrien zeichnet sich ein Ergebnis ab: Präsident Baschar al-Assad hat den Konflikt für sich entschieden, seine Soldaten kontrollieren den größten Teil des Landes, derzeit rücken sie auch in die Dschihadisten-Hochburg Deir Essor vor. Von einem „Sieg“ Assads zu sprechen fällt schwer – zu furchtbar war der Preis, den das Land für den Machterhalt des Präsidenten zu zahlen hatte. Syrien ist weitgehend zerstört, die Wirtschaft liegt am Boden, die Hälfte der Bevölkerung ist auf der Flucht, und Frieden oder Wiederaufbau bleiben in weiter Ferne. Auch wenn Assad nicht länger um seine Macht fürchten muss, kann er sich nicht zurücklehnen.

„Er gewinnt die Kontrolle über ein völlig zerstörtes Land“, sagt Maha Yahya vom Politikinstitut Carnegie in Beirut. „Ich weiß nicht, ob man in dieser Situation von Sieg sprechen kann.“ Mit Unterstützung Russlands und des Iran haben Assads Truppen seit Herbst 2015 weite Gebiete von den Aufständischen und der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) zurückerobert. Laut dem Geographen Fabrice Balanche kontrolliert die Armee damit mehr als die Hälfte des syrischen Territoriums, während 23 Prozent unter Kontrolle der Kurden, 15 Prozent in der Gewalt der IS-Miliz und zwölf Prozent in der Hand der Rebellen bleiben.

Wiederaufbau bleibt Zukunftsmusik

Rund zwei Drittel der derzeit auf 16 Millionen Menschen geschätzten Bevölkerung leben damit in Städten und Gebieten unter Kontrolle von Assads Regierung in Damaskus. „Der Krieg geht weiter, doch in strategischer Hinsicht hat Assad jene besiegt, die ihn zu stürzen versuchten“, resümiert der Syrien-Experte Aron Lund von der Century Foundation. Schon jetzt kontrolliere Assad die großen Bevölkerungszentren. Zu erwarten sei, dass die Regierung „Stück für Stück“ auch den Rest des Landes zurückerobern werde. Diese Realität erkennen auch die Vereinten Nationen an. Der UN-Syriengesandte Staffan de Mistura rief die Opposition kürzlich auf zu akzeptieren, dass sie „nicht den Krieg gewonnen“ habe. Die Regierung sollte ihrerseits vermeiden, in Triumphgeschrei auszubrechen, mahnte de Mistura.

Das Hohe Verhandlungskomitee der Opposition nannte die Äußerungen „schockierend“ und bekräftigte die Forderung nach dem sofortigen Rücktritt Assads. Diese Forderung erscheint jedoch völlig unrealistisch, da Assad dank der Hilfe aus Moskau und Teheran so stark ist wie seit Jahren nicht mehr. Assad hat seine Macht verteidigt – und herrscht nun über ein Land in Trümmern. Die Arbeitslosigkeit erreicht rund 50 Prozent, die Armutsquote liegt bei 85 Prozent und die Hälfte der Bevölkerung ist aus ihren Häusern vertrieben. Jihad Yazigi, der den wöchentlichen „The Syria Report“ zur Wirtschaftslage des Bürgerkriegslands herausgibt, rechnet mit einer gewissen Erholung, wenn die Stromversorgung wieder hergestellt ist und die Öl- und Gasförderung wieder in Schwung kommt. Er erwarte aber keinen wirklichen Wiederaufbau.

Es würde rund 170 Milliarden Euro kosten, die zerstörte Infrastruktur, die Fabriken und die Wohnhäuser aufzubauen, doch habe die Regierung dafür kein Geld, und auch den zwölf syrischen Banken fehle das Kapital, sagt Yazigi. Auch syrische Exilanten würden nur wenig Geld zurückschicken, so dass Damaskus auf ausländische Mittel angewiesen sei. Mögliche Kapitalgeber wie die EU, die Weltbank oder die Golfstaaten würden aber kaum Milliarden an Assad überweisen, sagt Yazigi. Schließlich hätten sie jahrelang auf seinen Sturz gesetzt und würden ihm schwere Kriegsverbrechen wie den Einsatz von Giftgas vorwerfen. Ein Wiederaufbau des Landes bleibt damit so fern wie eine Versöhnung der tief gespaltenen Gesellschaft

Mephisto
14. September 2017 - 15.18

Der Massenmörder Assad hat mit Hilfe von Putin und des Iran Syrien in Schutt und Asche gelegt. Also soll Putin und die Iraner ihm beim Wiederaufbau genau so eifrig helfen wie beim bombardieren. Ist doch wohl nicht zu viel verlangt ?

Een den keng Tomaten op den Aen huet!
14. September 2017 - 15.07

Hören sie einfach auf den Leuten Mist zu erzählen! So wie sie schreiben hat Assad sein eigenes Land zerstört und die Menschen dort umgebracht? Er ist der einzige Missetäter? Von dem "Regimechange-Versuch" der die ganze westliche Welt (zumindestens deren Politiker) unterstützt und provoziert hat, will niemand mehr etwas wissen? Wer hat die IS gross werden lassen, sie bewaffnet und beraten bis sie ihren Urhebern ausser Kontrolle geraten ist? Wer hat die Opposition unterstützt und bezahlt? Wer hat die Kurden bewaffnet und unterstützt? Was hat USA in Syrien verloren, wurden sie von Assad zu Hilfe gerufen oder haben sie ein Mandat der UNO das ihnen erlaubt dort zu intervenieren militärisch zu intervenieren? Sie stellen Syrien in der Zeit vor dem Krieg fast als Entwiklungsland der dritten Welt dar obschon man weiss dass es eines der modernsten Ländern des Nahen Ostens war! Das Regime dort war bestimmt nicht schlimmer als das unserer Alliierten wie z.b. Saudi Arabien, Emirate, Kuwait, und andere. Mit denen ihrem Regierungsstyle und Menschenrechtsverständniß haben wir kein Problem! Aber Herr KTG, in der Ukraine ist der "Regimechange" geglückt und in Syrien ist er kläglich gescheitert, und solche Menschen wie sie unterstützen solche menschenverachtende verdeckte Operationen um nicht genehme Regierungen zu eliminieren! Schauen sie sich die "Regimechanges" an die es in der Ukraine, in Irak ind Libyen gab, sind das Erfolgsgeschichten? Banditentum, keine ordentliche Regierungen, Terror, Mord und Totschlag! War das die Sache wert diese Regierungen zu stürzen? Es wert all dise Menschen zu töten, all diese Länder von Grund auf zu zerstören? Und fangen sie jetzt ja nicht an mir noch einmal zu erklären dass der Westen mit all dem nichts zu tun hat und eine schneeweiße Weste hat! Es ist einfach eine riesige Sauerei und dass es Menschen wie sie gibt die das als richtig und gut empfinden, grenzt an..... . Es ist zum Kotzen!

KTG
14. September 2017 - 14.25

Einen längeren Kommentar zu den Geschichtsklitterungen des Tomatenverkäufers habe ich ja schon geschrieben, hier noch ein kurzer: Klar, der Westen würde Assad gerne weg vom Fenster haben und unterstützt auch manche Rebellen, bzw. hat (die USA unterstützen jetzt nur noch die SDF, vorher auch noch Rebellen entlang der Grenze zu Jordanien, die Saudis und Kataris unterstützen ihrerseits auch so manche Rebellengruppe). Die Rebellion hat aber Assad selbst verschuldet. Jahrzehntelange Diktatur und das Verschwinden von unzähligen Dissidenten oder möglichen Dissidenten, und die völlige Überreaktion auf harmlose Graffiti (leider kann ich hier keine Links zu anderen Websites setzen, sonst würde ich den entsprechenden Artikel über die Anfänge in Daraa verlinken) haben als Funke gereicht. Andere haben Beschleuniger hinzugefügt, aber hier nur "Regimechange" zu brüllen, ist die falsche Analyse der Situation.

KTG
14. September 2017 - 14.20

Ironie der Geschichte: Der Libanon war mal eine Spielwiese für die Assads, bis man diese dort rausgeschmissen hat. Heute hilft die Hizbollah Assad... Zu einem Kurdenstaat wird es nicht kommen, Assad wird dies auf keinen Fall erlauben. Ein föderaler(er) Staat wäre eine Möglichkeit, weiter geht es aber wohl eher nicht, denn Assad besteht auf die territoriale Integrität. Erdogan hingegen sollte sich warm anziehen, denn seine Drohgebärden verärgern sowohl den Westen als auch Assad und dass Erdogans Truppen in Nord-Aleppo sitzen, kann dieser nicht tolerieren. Ich gehe davon aus, dass Assad jetzt erst mal den IS ganz vertreiben wird. Sowohl Deir-Ez-Zor als auch die anderen Städte am rechten Ufer des Euphrat dürften bald vollständig fallen. Abu Kamal hat vor dem Krieg etwa 50.000 Einwohner gehabt, Mayadin ebenfalls, Deir-Ez-Zor immerhin um die 200.000, und die Armee braucht Rekruten... Ob nach dem IS zuerst die fehlenden Stadtviertel von Damaskus, Südsyrien um Daraa (wo die Rebellion angefangen hat) oder die Dschihadis aus Idlib drankommen, muss man sehen. Unausweichlich ist es aber so oder so. Assad sitzt in der Tat jetzt sehr fest im Sattel und wird diesen (leider) auch in nächster Zeit nicht mehr hergeben.

KTG
14. September 2017 - 14.11

Oh, Geschichtsklitterung und Verschleierung von unangenehmen! Sehr schöne Sache, dann wollen wir doch mal... Hier mal ein paar Fakten, wie sie der Tomatenmann nicht mag: - Ja, Syrien war ein ziemlich modernes vor dem Krieg, allerdings auch (und nach wie vor) ein ziemlich ländliches Land mit viel Wüste und qualitativ eher fragwürdigem Öl. - Ja, Katar und Saudi-Arabien haben Terroristen finanziert. - Ja, die Türkei finanziert ihrerseits Terroristen in Nord-Aleppo. - Ja, die Industriestadt Aleppo wurde von den "Rebellen" ausgeraubt und die meisten Maschinen findet man jetzt "seltsamerweise" in der Türkei wieder. - Ja, die Türken haben die grüne Grenze zu lange für den IS offen gehalten und waren auf beiden Augen blind. - Ja, die Rebellen sind Halsabschneider und allesamt Verbrecher, auch die SDF sind nicht frei von Verbrechen (erlauben sie aber immerhin nicht) und kennen auch keine Meinungsfreiheit in ihren Territorien. Keine von beiden Gruppen, vor allem die dschihadistischen Rebellen, darf an die Macht. - Der Großteil der Toten ist jedoch von Assads Schergen verursacht worden, wir sprechen von bisher um die halbe Million toter Menschen (!). Hierbei auch der Hinweis die Fotografien der Gefängnistoten zu recherchieren. Der ehemalige Fotograf des Regimes hat diese Bilder von tausdenen Toten nicht gefälscht, auch wenn manch einer gerne revisionistisch drauf schaut. - Vor dem Krieg hatten die Assads (Vater bzw. jetzt Sohn) unzählige Geheimdienste und in ihren Foltergefängnissen sind Zehntausende verschwunden. - Auch Hafiz hat bereits Städte in Schutt und Asche legen lassen (siehe Homs). - Die kurdische Minderheit war völlig entrechtet, noch vor dem Krieg wurde zehntausenden syrischen Kurden die Staatsangehörigkeit abgenommen. Dass diese Leute sich bewaffnen wollen und dafür nur dankend Bündnisse mit den USA _und_ den Russen gleichzeitig eingehen, ist mehr als nur verständlich (in Manbij sitzen die USA, in Afrin die Russen). - Assad benutzt Fassbomben und Chemiewaffen. Khan Sheikoun geht auf seine Kappe bzw. die von Putin. - Die Rebellion begann mit ein paar Minderjährigen im Jahre 2012, die für ihre Graffiti-Sprüche vom Typ "Assad muss weg" gefoltert wurden und von denen auch heute noch viele verschwunden sind. - Die Rebellion wurde auch angefeuert von der entsetzlichen Masse von Arbeitslosen und Hungernden VOR der Rebellion, nicht vergessen, dass Syrien vor dem Krieg unter schlechten Ernten litt. Bevor ich's vergesse: - Donald Trumpelstilzchen hat nach seiner Machtergreifung entsetzlich viele Luftschläge zu verantworten, bei denen viele Zivilisten ums Leben gekommen sind, in einer weitaus höheren Anzahl als noch unter dem viel vorsichtigeren Obama. Die Rules of Engagement wurden klar geändert. - Die Türkei wird das Stück Land in Nord-Aleppo nicht mehr zurückgeben, ein weiteres Nord-Zypern droht, eventuell noch ein größerer Flächenbrand. - Übrigens: Die amerikanischen Ultra-Rechten mögen Assad geradezu wie einen Gott. Die Verbindungen reichen mehrere Jahrzehnte zurück. Auch ranghohe Mitglieder des KKK haben bereits Assad getroffen. Klar, unter Assad wird der Krieg vorbei sein, keine Frage. Assad hat ihn gewonnen. Der Blutzoll ist allerdings entsetzlich und keine Seite hat sich mit Ruhm bekleckert. Nur: Die Rebellen sind sicher keine Alternative und die Syrer haben das verstanden. Die Mehrheit der Syrer weiß aber auch, dass Assad nicht das Ende des Lieds sein kann auf kurz oder lang.

Een den keng Tomaten op den Aen huet!
14. September 2017 - 12.09

Ich würde es eher ein Kriegsverbrechen nennen! Eine Tragödie ist theatralisch! Bei einem Kriegsverbrechen werden Menschen getötet und Länder zerstört! Im Theater ist dies nicht der Fall denn wenn der Vorhang fällt, stehen die getöteten Schauspieler wieder auf und die Requisiten die zerstört wurden, werden für die nächste Vorstellung wieder aufgerichtet! Und das allerschlimmste und menschenverachtenste daran ist dass die Waffenlobby mit dem Blut der Menschen enorme Geldsummen verdienen!

Een den keng Tomaten op den Aen huet!
14. September 2017 - 12.02

Sehr gehrtet Herr Serenissima, wie darf ich ihr Kommentar verstehen? Haben sie in ihrem Kommentar den "Regimechange-Versuch" befürwortet mit all seinen Vernichtungen von Menschenleben, Lebensgrundlagen, Infrastrukturen und Gebäuden oder sind sie strikt dagegen? Sind sie gegen von aussen geförderten und verursachten "Regimechanges" oder befürworten sie dieselben?

Ulrike
14. September 2017 - 11.30

Normalerweise bin ich nicht einverstanden mit dem, was "Een den keng Tomaten op den Aen Huet" schreibt, aber dieses Mal hat er den Nagel auf den Kopf geschlagen. Syrien war ein monderner und gut funktionierender Staat. Einer der wenigen Orte im Nahe Osten wo eine westliche weiße Frau, alleine ohne Probleme reisen konnte. Das ist in Ägypten oder der Türkei nicht möglich. Heute schau mal was der Westen getan hat. Diese land wurde absichtlich zerstört, und für was? Regime change? für wem? Die Syrer? Das kann doch niemand ernsthaft glauben. Es ist eine Tragödie.

Serenissima
14. September 2017 - 10.56

Libanon war auch 70-80 % zerstört während dem Bürgerkrieg und ist wieder aufgebaut worden, dasselbe wird auch in Syrien geschehen es wird allerdings ein paar Jahre länger dauern.... und Assad wird fest im Sattel bleiben, stärker als vor dem Bürgerkrieg. Zuerst muss aber noch der IS besiegt werden und dann eine Absprache mit den Kurden getroffen werden: Wahrscheinlich die Gründung eines Kurden Staates, was Erdogan in Rage versetzen wird. Die Opposition von Assad wird dann auch eliminiert werden da sie dem geballten Assad Truppe, Iran und Russland nicht mehr lange Widerstand leisten kann....es war sowieso verrückt sich gegen Assad aufzulehnen denn wie konnten diese Leute nur hoffen dass der Westen sie unterstützen wird...gegen Assad, Iran und Russland? von Anfang an ein hoffnungsloses Unternehmen..nachdem die USA gekneift haben..no boots on the ground , das war das Ende.....

Marc
14. September 2017 - 10.53

Super hinterfragt ! Dann soll uns unser Aussenminister, der sonsr immer schnell mit Erklärungen ist, diese Frsgen mal beantworten.! Ubrigends trifft dieses auch auf den Konflikt in der Ukraine und andere zu.

Een den keng Tomaten op den Aen huet!
14. September 2017 - 9.39

Im größten Teil dieses Artikels wird die Zerstörung und den Wirtschaftlichen Niedergang in Syrien beschrieben. Nun fehlt noch die Beschreibung wie der Zustand vor diesem mörderischen Krieg war. Syrien war eines der modernsten Länder im Nahen Osten mit sozialen Strukturen, Schulen, Gesundheitswesen, Industrie usw. So und nun zur nächsten Frage: wer hat diesen "Regimechange" Versuch gefördert, finanziert, geplant, die syrische Opposition, den IS, und die Kurden beraten, bewaffnet und verschiedene ins Leben gerufen? Das sind nämlich die, die für die Zerstörung, den Elend und die Toten in Syrien verantwortlich sind, genau so wie für die Flüchtlingsströme nach Europa. Und zu guter letzt, noch die beste Frage: werden die jenigen Länder, Politiker, Medien (die für den Sturz Assads Propaganda gemacht haben) , die dies zu verantworten haben öffentlich angeklagt, verurteilt und bestraft?