„Den Heimatklub verrät man nicht“: Die Grettnichs und ihre Etzella-Sammlung

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Johny Grettnich und sein Sohn Patrick haben mit ihren Toren einen Teil der Etzella-Geschichte mitgeschrieben. Am Sonntag im Pokalfinale zwischen den Ettelbrückern und dem F91 Düdelingen spielen der ehemalige Briefträger und der aktuelle Sportdirektor des RFCUL keine aktive Rolle mehr bei den Blauen – die Etzella ist jedoch fest in ihren Herzen verankert. Eine Sammlung von über 80 Ordnern mit Zeitungsartikeln aus vier Jahrzehnten untermauert diese Beziehung.

„Die Artikel über den Pokalsieg 2001 wären eine gute Motivation für die heutige Etzella-Mannschaft. Wäre ich Trainer, würde ich sie den Spielern zeigen“, sagt Patrick Grettnich mit Blick auf einen Zeitungsartikel, der am 25. Mai 2001 nach dem 5:3-Finalsieg der Etzella gegen den FC Wiltz 71 erschienen ist. An dem Tag hatte er einen Dreierpack geschnürt. Der heutige Sportdirektor des Racing Luxemburg kann dank seines Vaters Johny auf eine beachtliche Sammlung zurückgreifen. Tausende Artikel wurden seit den 70er-Jahren ausgeschnitten, in Plastikfolie eingeschweißt und in einen der über 80 Ordner abgeheftet.

Den Anfang der Sammlung machte die Mutter von Johny Grettnich. Der heute 73-Jährige war bereits als Teenager ein treffsicherer Stürmer. Die erste Lizenz unterschrieb er bei der Arminia Weidingen und machte sich recht schnell einen Namen. Das wusste auch der Dorfschuster, der für eine Gegenleistung die Schuhe des Talents auf Vordermann brachte. „Meine Eltern haben mir damals pro Jahr ein paar Schuhe gekauft. Das reichte aber meist nicht, um die Saison zu überstehen. Der Schuster bot mir daraufhin einen Tausch an. Ich sammelte Schnecken für ihn, die er mit Genuss verzehrte, und er reparierte meine Treter im Gegenzug“, sagt Johny Grettnich.

„Ich war immer sehr stolz auf ihn“

Der Aufwand lohnte sich und später erschien auch ein Artikel über den „Schneckensammler“, der zum Torschützenkönig der Saison 1972/73 wurde (23 Treffer). Eine Ehre, die seinem Stammhalter trotz 129 Toren in der Nationaldivision für Ettelbrück, die Aris und die Union nie zuteil wurde.

Grettnich junior fand seinen Platz in den Medien des Landes aber sehr früh. Als er 1988 mit 16 Jahren bei seinem ersten Einsatz die Etzella zu einem 1:0-Sieg gegen Wasserbillig führte, begann Vater Johny, die Artikel auszuschneiden. „’Merci Grettnich‘, titelte der Républicain Lorrain damals“, sagt Patrick nicht ohne Stolz.

Seitdem hat die Sammelleidenschaft den ehemaligen Briefträger nicht mehr losgelassen. Mehrere Stunden pro Woche verbringt der gebürtige Wiltzer am heimischen Küchentisch und komplettiert die Alben akribisch. Mehrere Zeitungen werden pro Woche unter die Lupe genommen. Auf die Hilfe der Familie kann er bei diesem Vorhaben zählen. Cousin und Landwirtschaftsminister Romain Schneider macht ihn ab und zu auf Artikel aufmerksam. Frau Albertine wird beim Einkaufen eingespannt. „Da ruffen ech der Mamm un. Si geet ëmmer samschdes an de Cactus a keeft Zeitungen“, erklärt Johny die Prozedur. Aber nicht alle Artikel, die mit dem Sohnemann oder seinen Vereinen zu tun haben, werden ausgeschnitten. „Früher hat es mich wütend gemacht, wenn die Leute ihn kritisiert haben, obwohl er drei Tore geschossen hat. Das stand dann auch am anderen Tag in der Zeitung. Ich habe ihn nie übermäßig gelobt, aber ich war immer sehr stolz auf ihn. Bei Niederlagen habe ich jedoch oft die Artikel nicht gelesen und erst nach einem Monat eingeklebt“, sagt Johny, der auch einmal den Républicain Lorrain um eine Richtigstellung bitten musste.

Zeitung

Pokalfinale

„Ich wollte zu meiner Zeit in Schieren einmal zum Training gehen, doch es war kein Mensch da. Ich wusste nicht, dass die Einheit in Colmar-Berg stattfand. Wegen des Fehlens wurde ich nicht in den Kader berufen und nach dem Spiel stand in der Zeitung, dass ich das Training geschwänzt hätte. Das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen.“

Auch heute ist Johny noch immer angespannt, wenn er zum Fußball geht. „Ich will auf dem Platz meine Ruhe haben.“ Am Sonntag kann er dem Pokalfinale aus gesundheitlichen Gründen nicht beiwohnen, nachdem er sich am vergangenen Mittwoch einer Netzhaut-Operation unterziehen musste. An eine Überraschung seiner Etzella glaubt er trotzdem: „Der F91 ist nicht so stark in dieser Saison und hat schon viele Punkte hängen lassen und viele Gegentore kassiert. Der Etzella kann man einen Erfolg schon zutrauen.“

Sohn Patrick, der im vergangenen Jahr noch als Trainer den Pokal mit dem Racing Luxemburg gewann, drückt wohl auch insgeheim den Ettelbrückern die Daumen. „Die Etzella bleibt unser Verein. Wir kennen noch so viele Leute im Klub und seinen Heimatverein verrät man nicht …“