Damenradsport: Die Generation nach Christine Majerus

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Der souveräne Sieg am Samstag beim Straßenrennen der Damen war für Christine Majerus bereits der 30. Titel bei den luxemburgischen Meisterschaften. Hinter der Serienmeisterin rückt aber auch eine neue Generation langsam, aber sicher in den Fokus, wie am Wochenende bei den Titelkämpfen in Redingen deutlich wurde.

Am Sonntagvormittag nahmen 17 Damen die Straßenmeisterschaften in den Kategorien Elite, Espoirs, Juniors und Débutants in Angriff. Auch einen Tag zuvor waren in den beiden jüngsten Kategorien insgesamt zehn Mädchen am Start. Inzwischen können die Organisatoren bereits ein richtiges kleines Damenpeleton ins Rennen schicken, etwas, das man in der Vergangenheit so noch nicht kannte.

Eines der großen Nachwuchstalente im luxemburgischen Frauenradsport ist sicherlich Débutants-Meisterin Marie Schreiber vom Organisationsverein der diesjährigen Meisterschaften, dem CT Atertdaul. Ein Verein, der am Sonntag stolz darauf war, dass er von vier Titeln bei den Meisterschaften drei bei den Mädchen gewinnen konnte. Bereits im vergangenen Winter machte die junge Fahrerin im Cyclocross mit einem zweiten Platz bei einem internationalen Rennen im belgischen Loenhout auf sich aufmerksam.

Am Sonntag durfte sie nun in einem Feld mit Christine Majerus mitfahren, etwas, das Schreiber durchaus beeindruckte: „Es war schon Wahnsinn, was für ein Tempo Christine angeschlagen hat. Ich bin es zudem gar nicht gewohnt, 68 Kilometer zu fahren, die letzten Rennen waren immer rund 55 Kilometer lang. Mein Ziel war es, zu versuchen, so lange wie möglich mit der Spitze mitzuhalten, und im Endeffekt war es mehr als eine Runde. Der Parcours war sehr schwer und die Hitze und vor allem der Wind machten ihn nicht einfacher. Doch für mich war es eine tolle Erfahrung, von der ich eine Menge mitnehmen kann.“

„Dieses Projekt bringt mich weiter“

Schreiber ist inzwischen ebenfalls Teil des Women Cycling Projects, das Anfang des Jahres von Michel Zangerlé, dem Trainer von Christine Majerus, und Jimmy Wagner, dem Trainer von Elise Maes, ins Leben gerufen wurde. „Ich merke schon, dass dieses Projekt mich weiterbringt. Ich erhalte hierdurch die Möglichkeit, mehr Rennen im Ausland zu bestreiten, etwas, das mit dem Verein in diesem Sinne einfach nicht möglich ist. So hatte ich in diesem Jahr zum Beispiel bereits die Chance, an Gand-Wevelgem teilzunehmen. Solche internationalen Rennen sind auf jeden Fall sehr wichtig, denn gerade diese bringen einen weiter.“

Auch Espoirs-Meisterin Anne-Sophie Harsch sollte man in den nächsten Wochen im Auge behalten. Die Fahrerin von TWC Maaslandster Zuid-Limburg hat gerade ihr Abitur gemacht und somit waren die nationalen Titelkämpfe erst ihr zweites Rennen in diesem Jahr.

Für die 18-Jährige beginnt die Saison erst so richtig in der zweiten Jahreshälfte: „Ich glaube, der schwierige Parcours ist mir schon entgegengekommen. In der dritten Runde musste sich zwar loslassen, doch das Rennen vorne war ja gar nicht meins, sondern das der Elite. Für mich war es anschließend dann vielmehr ein 40-Kilometer-Zeitfahren, was gute Rennkilometer waren. Ich hoffe, dass ich durch meine frischen Beine in den nächsten Wochen vielleicht doch etwas profitieren kann.“ Über die Entwicklung bei den Damen in Luxemburg zeigte sich Anne-Sophie Harsch am Sonntag jedenfalls begeistert: „Ich bin froh, dass ich dies direkt miterleben kann und hoffe, dass es in Zukunft für weitere Fahrerinnen eine Motivation ist.“

Ein kleiner Rekord

Auch Christine Majerus freut sich über die derzeitige Entwicklung des Damenradsports im Großherzogtum: „Ein Damenrennen bei den Meisterschaften in einem richtigen Feld zu bestreiten, ist eine tolle Sache. Ich hoffe, dass man über die Quantität in Zukunft viel mehr potenzielle Talente an Land ziehen kann. Auch für die Organisatoren wird es interessanter, wenn sie komplette Podien bei den Mädchenrennen zeigen können. Man hat bereits in der letzten Woche in Contern gesehen, dass ein reines Damenrennen in Luxemburg funktionieren kann, eines bei dem dann sogar internationale Fahrerinnen anreisen. Auch wenn es sozusagen nur ein Regionalrennen ist, ist es dennoch wichtig für die Entwicklung. Doch hier müssen dann auch andere Vereine als Zéisseng und Contern versuchen, sich zu engagieren. Wichtig ist es auch, dass man die jungen Talente nun nicht zu sehr verheizt.“

Ähnlich sieht es auch ihr Trainer Michel Zangerlé: „17 Damen, die im Feld des Eliterennens an den Start gegangen sind, das ist meiner Meinung nach schon ein kleiner Rekord. Das Ziel war es, dass wir es langsam schaffen die Podien in den verschiedenen Kategorien bei den Mädchen voll zu bekommen. Positiv ist auch, dass viele Mädchen in diesem Jahr an den Start gegangen sind, obwohl der Parcours wirklich extrem schwer war. Das ist bemerkenswert und hieran sieht man, dass wir dabei sein uns in die richtige Richtung zu entwickeln. Das verspricht auf jeden Fall für die Zukunft. Marie Schreiber ist da ein Beispiel, aber auch das Cadets-Rennen der Mädchen möchte ich hier hervorheben, hier hat man ein starkes Duell zwischen Liz Wenzel und Caroline Reuter gesehen. Beide sind zurzeit sehr stark unterwegs.“

Die Frage nach der Kontinuität

Dass das von ihm mit initiierte Women’s Cycling Project einen Anteil daran hat, denkt er schon: „Wir haben über dieses Projekt versucht, neue Fahrerinnen hinzuzugewinnen, und dies gibt den jungen auf jeden Fall auch zusätzlich Motivation. Das ist aber nur ein Teil davon, denn auch die Vereine müssen hier ihre Unterstützung anbieten, indem sie zum Beispiel Trainingseinheiten während der Woche organisieren.“

Bange um die Zukunft ist Zangerlé somit nicht, doch gibt er sich dennoch gewarnt: „Wichtig ist, dass man Kontinuität in diese Sache bringt. Wenn das hier nur ein Jahr anhält, dann war es umsonst. Man muss nun an der Stange bleiben und versuchen, die Sache noch weiter voranzubringen. Dabei ist zum einen das Ziel, viele junge Talente in den Radsport zu bringen und diesen dann durch eine gezielte Förderung später auch den Weg in die höheren Kategorien zu ermöglichen. Zum anderen wollen wir aber auch andere Damen unterstützen, die bereits gut Rad fahren und ihnen hiermit eine Chance geben. Wir haben ja inzwischen auch einige davon im Women’s Cycling Project. Ein Beispiel wäre Pia Wiltgen, die beim Zeitfahren Dritte wurde und das Straßenrennen als Vierte beendete.“

Im September steht für die Mädchen des Projektes jedenfalls ein Rennen in Irland auf dem Programm, wo man langsam auch an ein höheres internationales Niveau gewöhnt werden soll. „Das Level ist höher, doch noch nicht so hoch, dass für die Mädchen das Rennen bereits nach der ersten Etappe vorbei ist, weil sie außerhalb des Zeitlimits ins Ziel kommen. Hauptziel ist es, dass sie dabei hinzulernen“, erklärte Jimmy Wagner. So will man bereits gestandenere junge Fahrerinnen wie Anne-Sophie Harsch und Claire Faber mit jüngeren Fahrerinnen zusammenbringen.