„Cola-Steuer? Eine Kaloriensteuer wäre sinnvoller“

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Die Cola-Steuer hat für viel Furore gesorgt. Diätexpertin und Bestseller-Autorin Nadja Hermann ist strikt dagegen

Die Luxemburger sind zu dick. Der Meinung ist jedenfalls das Gesundheitsministerium. Es gibt Ideen, eine entsprechende Steuer auf zuckerhaltige Getränke einzuführen. Die schnell nur noch „Cola-Steuer“ genannte Taxe löste diesen Sommer erregte Diskussionen aus.

Die Maßnahme soll Übergewicht bekämpfen, das in den Industrienationen zu einem immer größeren Problem wird: Fast zwei Milliarden Erwachsene wiegen inzwischen zu viel (BMI über 25). In Luxemburg ist es jeder zweite.

 

Gewicht der erwachsenen EU-Bevölkerung nach BMI 

 

Kann eine Cola-Steuer da Abhilfe schaffen? Laut unserer Umfrage halten immerhin ein Viertel der Tageblatt-Leser eine solche Abgabe für sinnvoll. Dr. Nadja Hermann ist allerdings entschieden dagegen. Die deutsche Psychologin und Comic-Künstlerin nahm selber fast 90 Kilo ab und schrieb ein Buch über ihre Erfahrungen, das zum Bestseller wurde.

Dabei ist es nicht leicht, sich im Dschungel der vielen Ernährungsratgeber und Diätbücher zu behaupten. Viele Übergewichtige haben gleich mehrere solcher Nachschlagewerke im Schrank. Gebracht haben sie meist nichts. Auch Nadja Hermann verzweifelte jahrzehntelang an ihrem Gewicht. Erst bei gut 150 Kilo zog sie einen radikalen Schlussstrich – und begann, zu recherchieren: über den Stoffwechsel, Nährstoffe, Wunderdiäten, übergewichtsbedingte Erkrankungen.

Ihr ernüchterndes Fazit: Die meisten Abnehmtipps sind unsinnig. Sie empfiehlt dagegen, alle Regeln über Bord zu werfen und Kalorien zu zählen. Das Tageblatt hat genauer nachgefragt.

Tageblatt: Frau Hermann, der Titel ihres Buches lautet „Fettlogik überwinden“. Was ist eine „Fettlogik“?
Nadja Hermann: Fettlogiken nenne ich alle verbreiteten Mythen und Fehlvorstellungen rund ums Gewicht und Diäten, die das Abnehmen für viele Menschen so schwer machen.

Zum Beispiel?
Die Vorstellung vom „eingeschlafenen Stoffwechsel“. Viele Übergewichtige glauben, unmöglich oder nur mit lebenslanger Diät Normalgewicht erreichen zu können, weil ihr Stoffwechsel entweder von Natur aus sehr langsam oder im Laufe der Zeit „heruntergefahren“ ist, weil sie zu streng Diät gehalten haben. Nicht abzunehmen, weil man zu wenig gegessen hat – eigentlich müsste jedem sofort einleuchten, wie unlogisch das ist. Aber genau das liest man überall, sei es in Frauenzeitschriften, die eine neue „Stoffwechsel-Turbo-Diät“ anpreisen, oder auch in Online-Foren. „Du nimmst nicht mehr ab? Natürlich, dein Stoffwechsel ist ruiniert!“ Ich habe das auch lange geglaubt.

Stimmt das etwa nicht?
Der menschliche Körper ist das Ergebnis von Tausenden Jahren Evolution. Wenn er im „Normalbetrieb“ ganz viel Energie verbrauchen würde, die er bei Bedarf, also nach zu strenger Diät, einfach einsparen könnte, wäre er eine echte Fehlkonstruktion. Alles, was der Körper unser Leben lang leistet – Herzschlag, Atmen, die Organfunktionen – gehört zum Stoffwechsel. Da kann der Körper nicht unendlich Energie sparen. Das widerspricht physikalischen Gesetzen.

Wie entstehen solche Fehlvorstellungen?
Jahrzehntelang basierten viele Studien zur Ernährung und zum Abnehmen auf Selbstaussagen. Das heißt, die Teilnehmer haben angegeben, was sie gegessen haben, doch kontrolliert wurde das nicht. Erwiesenermaßen sind Menschen aber sehr schlecht darin, ihr Essen einzuschätzen. Sie unterschätzen die Kalorienmenge, die Größe der Mahlzeit oder vergessen den Snack zwischendurch einfach. Die Forscher haben dann alle möglichen Erklärungen gesucht, warum ein Mensch mit Übergewicht nicht abnimmt, obwohl er so wenig isst. Dabei haben einfach nur die angegebenen Daten nicht gestimmt.

Sie zitieren in Ihrem Buch aber auch viele Studien …
Weil es mir wichtig war, nicht einfach eine neue, unüberprüfbare Behauptung in den Raum zu stellen. Es gibt auch aktuelle Studien, die keine solchen Fehler machen.

Und wie nimmt man nun ab?
Ganz einfach: Weniger rein als raus. Jeder Mensch verbraucht – abhängig von Größe, Gewicht und Muskelanteil – eine bestimmte Menge Kalorien, selbst wenn er nur untätig im Bett liegt. Das nennt man den Grundumsatz. Mit der täglichen Bewegung, dem Leistungsumsatz, kommt man auf den Gesamtumsatz. Auf verschiedenen Websites kann man seinen Gesamtumsatz ausrechnen. Diese Rechnungen können nicht hundertprozentig genau sein, aber sie sind ein guter Anhaltspunkt. Isst man nun weniger Kalorien, als man täglich verbraucht, nimmt man garantiert ab. 7.000 gesparte Kalorien entsprechen einem Kilo Fettgewebe.

Weniger Kalorien essen, als man verbraucht? Eigentlich empfiehlt das Gesundheitsministerium genau das auf seiner Website …
Umso unverständlicher, wieso es dann eine Zuckersteuer einführen will.

Aber Zucker hat doch viele Kalorien.
Natürlich. Wer viel Zucker konsumiert, hat auch mit höherer Wahrscheinlichkeit Übergewicht.

Wo liegt dann das Problem?
Anders als Tabak oder Alkohol ist Zucker eben nicht per se ungesund. Hier macht die Dosis das Gift. Es stimmt, dass Cola und Limo sehr viel Zucker enthalten. Dadurch steigt der Insulinspiegel stark an. Solche „Energiespitzen“ braucht zum Beispiel ein Büroangestellter nicht, weil er nicht besonders aktiv ist. Vor Prüfungen oder Sportwettbewerben kann Zucker aber nachweislich die Leistungsfähigkeit steigern. Meine Befürchtung ist, dass eine solche Steuer wieder Fettlogiken verbreitet.

Inwiefern?
Es wird so getan, als hätte man endlich DEN einen Nährstoff gefunden, der allein schuld am Übergewicht ist. Vor ein paar Jahren wurde Fett auf die gleiche Weise verteufelt. Oder Fastfood, das auch immer als Grund für Übergewicht genannt wird. Ich habe aber selbst mit 150 Kilo so gut wie nie Fastfood gegessen. Warum wog ich trotzdem so viel? Es musste an meinem Stoffwechsel liegen, der einfach besonders langsam ist. Anders konnte ich mir das nicht erklären.

Die Cola-Steuer kann einen ähnlichen Effekt haben. Übergewichtige, die nie Limonade trinken, verstehen nicht, wieso sie zu dick sind. Andere denken vielleicht: Okay, dann trinke ich keine Cola mehr, sondern nur noch Fruchtsaft. Viele Fruchtsäfte enthalten aber genauso viel Zucker und Kalorien wie Cola. (Eine Dose Coca-Cola enthält 139 Kalorien und 35 Gramm Zucker, dieselbe Menge frisch gepresster Orangensaft 148 Kalorien und etwa 34 Gramm Zucker, d.Red.)

Aber sind sie nicht gesünder?
Sie enthalten natürlich mehr Vitamine als Cola. Aber beim Abnehmen zählt die Kalorienbilanz und die bleibt ja auf diese Weise gleich. Man kann mit allen Lebensmitteln ein Kalorienplus erreichen. Viele gesunde Lebensmittel wie Nüsse, Olivenöl oder Lachs sind sehr kalorienreich, obwohl sie fast keinen Zucker enthalten.

Also besser eine Steuer auf Kalorien?
Eine Kaloriensteuer wäre sinnvoller. Aber auch sowas lehne ich ab. Das ist bevormundend. Außerdem würde es auch große oder aktive Menschen treffen, die einfach einen höheren Kalorienbedarf haben. Warum sollte ein schlanker Sportler, der sich nach seinem täglichen Marathontraining eine Dose Cola gönnt, dafür bestraft werden? Das macht doch keinen Sinn.

Übergewicht bleibt aber ein Problem. Welche Maßnahme empfehlen Sie dem Ministerium?
Man muss die Menschen über die körperlichen Zusammenhänge aufklären. Viele würden nämlich gerne abnehmen, wissen aber nicht, wie – weil das ganze Thema inzwischen so verkompliziert wird. Dabei geht es allein um die Kalorienbilanz. Darüber sollte man die Leute informieren, statt Steuern einzuführen. Wobei ich keine Einwände hätte gegen eine Art Fettlogik-Steuer, die beispielsweise Zeitschriften abmahnt, die mit „Turbo-Stoffwechsel-Diäten“ und ähnlichem Blödsinn Geld verdienen.

Eine letzte Frage noch: Frau Hermann, trinken Sie eigentlich Cola?
Ja, aber nur zuckerfrei. Ich esse meine Kalorien lieber.

Aline Pabst

Jean-pierre goelff
31. August 2017 - 14.55

D'Gambianesen maachen déen aanern all Topigkeeten no,hei am Frankreich,do rullt schon mei laang esou eng komisch Cola'Steier,genotzt huët deï just dem Papa-Staat,an esou waar daat jo och geduëcht,daat huët aawer keen zougin,deï zoustänneg Intelligenzbestien hätten sech jo selwer als LIgner duërgestalt!Ech drënken keen Cola,alt emol eng bottle Battin oder Diekirch an och emol gudden Schampes,mee meeschtens Waasser,leider kreien ech hei keent vun Biekerich!Nach 30 Joër esou...dann kucken mär viirun,ech hun der 74 op der Lee stoën!Prost!

Lucas
31. August 2017 - 13.27

Ein Kind das nörgelt, bekommt etwas "SÜSSES" und wird so ruhig gestellt. Und alle sind zufrieden. Mit der Erziehung fängt schon das Problem an, also liegt es am Erachsenen, dierichtigen Weichen zu stellen..

De Bandwuerm
31. August 2017 - 6.57

Staieren? Mir "staieren" dohin, dass ons "(ir)Responsabel" nach méi Suen aus onsen Täschen suckelen ënnert egal watfirengem Pretext, fir se fir hir gréissenwahnsinneg Projet'en an perséinlech Denkmäler zer Fënster eraus ze gehaien. Spuersamkeet kennen si kaum, ausser et passt an hir Pläng. Wivill Mol hun ons Responsabel nëtt behaapt et miisst onbedéngt gespuert gin, fir deen nächsten Daag mat engem vun hiren Projet'en an entgéintgesetzter Richtung ze fueren!

Guyt
30. August 2017 - 22.19

Zucker ist eben nicht ein normaler Kalorienlieferant.Hierzz nur das Stichwort Diabetes. Die Evolution hat ihn nur in kleinsten zeitlich begrenzten Mengen vorgesehen( fruchte, honig). Die Psychologin (!) überzeugt nicht mit ihrem Teilwissen und Eigenerfahrung.

Jemp
30. August 2017 - 21.15

Ech färten den Humpejang dreemt net. Leider schaft sech d'LSAP mat esou Dommheete selwer of. Prost!

plappermäulchen
30. August 2017 - 20.00

Wat fir en Blödsinn ... et kênnt nach esou wäit, dass mir, wéi déi Generatioun virdrun, *Lebensmittelkarten* kréien. All Bierger kritt dann op de Kapp nëmmen nach d'Recht dat anzekafen, wat der staatlëcher Meenung no gesond fir en as. Esou verbëtzt en och näischt ... wou steieren mir hin?

johnny44
30. August 2017 - 18.29

Eng Steier op dommt Gambiagesabels wär och ubruecht.

BillieTH
30. August 2017 - 17.04

il est tps que lors des elections en octobre et l'annee prochaine on present un lourd bulletin d'imposition aux parties qui veulent diriger notre vie ds tous les petits détails en imposant tout et n'importe quoi. l'LSAP semble de vouloir transformer le Luxembourg en Wallonie ou la France, et la grande muette du DP est typique qd cela concerne l'inflation des petites réglementations et impots.

KLEIN J-P
30. August 2017 - 16.43

Kanns jo een Humpen drenken an dann vunn der CSV dreemen

Jemp
30. August 2017 - 15.48

Ech gleewen éischter, datt d'Madame Mutsch op kee Fall well zeréckgewielt ginn, dofir huet si déi Ukennegung gemeet. Si wollt e politesche Selbstmord machen. ;-)

Humpenjang
30. August 2017 - 14.38

Feiert rouhig eng Cola-Steier ann, dann bestellen mer die och nach bei Amazon. Irgendwann kreien mer dann och nach eis Supermarcheen futti. Mach jo senn dat CSV net vill emgerappt hutt wir se unn der Macht woren, mäi ett koum wenigsten keen sou een Brach raus.

De Bandwuerm
30. August 2017 - 14.27

Loossen mer nëtt diskriminéieren! Kalorien sin an praktësch allem wat mir zou ons huelen. Flësseg ewi fest! Wou blaiwt dann d'Humpenstaier? D'Frittenstaier? Schockelastaier? Tärtecher-mat-Schlagsahnstaier? etc. Wann Staier, dann op allem!! Wat ass dat Gebrëlls wat ech do am Hannergrond héieren? Mir wëllen dach gerecht sin, oder?

Loulou
30. August 2017 - 14.21

Und das Bierchen? Bier hat auch Kalorien und ist oft die Ursache für dicke Bäuche. Aber Bier ist ja grösstenteils ein luxemburgisches Produkt.

De klenge Frechdachs
30. August 2017 - 13.47

Ech wier éischter dofir dass natierlech Selektioun weiderhi säi Laf hellt. Jidderee soll dat iesse wat e well. Sou lues ordonnéiert Politik de Bierger bëssi ze vill Privates. Iergendwou musse mir oppassen, dass d'Politik sech net lues a lues em alles bekëmmert, wat u sech Privates ass. Ech ka just empfeelen dass d'Leit besser opgekläert ginn, dass Kanner sensibiliséiert ginn an de Schoulen, an da muss jidderee selwer de Choix huelen. Ech well net iergendwann an enger Gesellschaft liewe wou 2+2=5 ergëtt, well an dem Buch kréien d'Leit gesot wat se denke mussen. Loosst Leit selwer denken. Gitt hinne Moyenen, eleng déi richteg Léisung ze fannen

René Charles
30. August 2017 - 10.48

Eng Ukennegung virun de Walen as emmer gutt, well se get jo als emseg Beméiung vum Politiker ausgeluecht. Dat brengt déi eng oder aaner Stëmm, well déi mannst kréien mat dass de projet kaum am Fong iwerduecht gouf an duerno als absurd dohinner gestalt gouf. Sou wéi hei driwer, an deelweis souguer vu Konsumenten déi zum Thema genuch belies sin. Si tacuisses,.....

de Pensionär
30. August 2017 - 10.14

Dann gehen Sie mal Abends auf die Fouer, dort sehen Sie die Kalorien tonnenweise herumlaufen, meistens in Leggins, Promille etwas weniger seit Bausch. Vitamine hab ich noch keine gesehen, doch vielleicht am ersten Tag, die Frau mit der Schere, wobei man die auch als Kalorie einstufen könnte.

Luss
30. August 2017 - 8.33

@Clemi.Sehr interessant und gerade rechtzeitig zum Ende des Sommerloches ! Aber was soll's ? Luxemburg kann ruhig eine Kaloriensteuer oder eine Colasteuer einführen denn wir kaufen alles in Perl (D). Ich habe übrigens noch nie im Leben eine Kalorie gesehen. Und kein Vitamin und kein Promille.

Nomi
30. August 2017 - 8.09

Wann se so'en et wir elo keen Zocker mei' dran, mee de Seissstoff ass elo chemeschen syntheteschen Zocker an deen heescht Aspartame !!!! Eng "bombe à retardement" !! Et gett ee vlaicht net mei' deck, mee d'Gesondheet gett ruinei'ert an den Dokteren hiirt Waetezemmer voll !!!!

Clemi
30. August 2017 - 8.04

Das ist ja mal ein interessantes interview!