Kopf des TagesChristian Schleck, seit 22 Jahren bei der Armee 

Kopf des Tages / Christian Schleck, seit 22 Jahren bei der Armee 
 Foto: Editpress/Julien Garroy

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Der Mensch Christian Schleck

Er lässt im Gespräch eigentlich keinen Zweifel daran aufkommen, dass er ein engagiertes Mitglied der Luxemburger Armee und ein Gewerkschafter aus Leidenschaft ist. In letzter Zeit wird viel über ihn geredet, wenn es um die sogenannte „Causa Schleck“ geht. Seine „Affäre“. Sein Name ist Schleck. Christian Schleck. Nicht unbedingt verwandt mit den Radprofis.

Als Präsident der Armeegewerkschaft, der gegen seinen Willen und ohne nachvollziehbare Gründe versetzt werden soll, steht Christian Schleck zurzeit im Mittelpunkt der Aktualität. Gegen die Entscheidung, ihn zu versetzen, sind die Gewerkschaften im Begriff, vorzugehen. Deshalb fordern sie auch den Rücktritt des Chefs der Armee, General Alain Duschène.

Christian Schleck wirkt sympathisch, ohne aufdringlich zu scheinen. Ja, man würde diesem Menschen einen Gebrauchtwagen abkaufen. 40 Jahre ist er alt, verheiratet und Vater zweier Kinder. Geboren wurde er am 27. August 1979 in Luxemburg-Stadt.

Als Kind lebt er im Roeserbann und geht in Bivingen und in Crauthem zur Grundschule. Nach der Sekundarschule im hauptstädtischen „Lycée Michel Rodange“ zieht es ihn zur Armee. Dort ist er seit nunmehr 22 Jahren. So lange bleibt keiner in einem Job, der ihm nicht behagt. Christian Schleck bleibt, weil das Ambiente beim Militär ihm gefällt.

„Bei der Armee zu sein, bedeutet, eine Mission zu erfüllen“, so Christian Schleck: „Ich diene Luxemburg, dem Land und den Leuten, gerne“, sagt er mit einer Stimme, die wohl auch Befehle sanft und respektvoll erteilen kann. Bei der Armee mag er die Kameradschaft, die Abwechslung und vor allem, dass man sich immer neu erfinden muss und dazulernen kann.

Seine Karriere verläuft klassisch. Grundausbildung. Durch den Schlamm robben, dann Sektionschef mit Verantwortung über acht Soldaten, anschließend Mitverantwortlicher eines Peloton mit 30 Leuten. Dass die Mission der Luxemburger Armee nicht losgelöst von internationalen Verpflichtungen erfüllt werden kann, weiß er auch. Deshalb nimmt er für jeweils vier bis fünf Monate an Auslandsmissionen teil. In Bosnien, Afghanistan und im Kosovo.

Die Art, wie er über diese Einsätze spricht, lassen nicht darauf schließen, dass er seine Teilnahme bedauert. Im Gegenteil, es scheint ihm etwas gebracht zu haben. „Es lief gut, du siehst, dass du etwas bewirken, etwas erreichen und zur Stabilität in Europa beitragen kannst“, erzählt er.

Gefallen, so sagt er, hat ihm auch, mit anderen, jüngeren Soldaten die Mission zu planen und durchzuführen, Ergebnnisse zu sehen und auswerten zu können. Einen Mangel an sozialen Kompetenzen könnte man ihm kaum vorwerfen.

Dass er ehrlich und überzeugend wirkt, dürfte ihm wohl auch zugutegekommen sein bei seinem Job in der Rekrutierungsstelle der Armee. Dort ist er seit fünf Jahren, drei davon im schicken Büro mit großem Schaufenster am boulevard Royal. Übrigens ist das öffentlichkeitsfreundliche Büro aus einem Impuls der Armeegewerkschaft SPAL heraus entstanden.

„Warum willst du zur Armee kommen?“, ist eine Frage, die Christian Schleck jungen Menschen in den letzten Jahren oft gestellt hat. Er präsentiert ihnen dann sämtliche Karrieren der Armee, bis hinauf zum Offizier. Er kann die Vielseitigkeit des Berufes aus erster Hand schildern, sowohl aus der Sicht der Soldaten wie auch aus der Sicht des Gewerkschafters.

Seine Karriere vom einfachen Soldaten bis hin zum Präsidenten der Armeegewerkschaft ist nachvollziehbar. Es gehe ihm, so betont er, um die Menschen und um die Sache der Armee: „Immer im Interesse der Leute, und dass es vorwärtsgeht“, sagt er.

Eigentlich hat er in seinen 22 Jahren bei der Armee fast alles gesehen und erfahren. Dass der Feind auch in den eigenen Reihen sitzen kann, mag er geahnt oder auch gewusst haben. Am eigenen Leib erfahren hat er es erst jetzt. Das dürfte ihn mitgenommen haben. Jetzt, da alle Karten auf dem Tisch liegen, gehe es ihm besser, sagt einer seiner Freunde.