Weshalb auf der Bahnstrecke Luxemburg-Bettemburg derzeit kein Zug verkehren kann

Weshalb auf der Bahnstrecke Luxemburg-Bettemburg derzeit kein Zug verkehren kann
Projektleiter Rui Raimundo

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Seit dem 14. Juli und noch bis zum 24. August verkehrt kein Zug mehr zwischen den Städten Luxemburg und Bettemburg. Für die Passagiere wurde als Ersatz ein Bus-Pendeldienst eingerichtet. Doch was steckt eigentlich hinter dem Ausfall des Bahnverkehrs? Eine Mammut-Baustelle!

24 Stunden täglich, sieben Tage die Woche: Auf der Baustelle nahe Bettemburg herrscht niemals Stillstand. Das aus gutem Grund: „Wir haben alles minutiös geplant“, erklärt Projektleiter Rui Raimundo, der bei der CFL (Service Projets Infrastructure) verantwortlich für die Neubaustrecke (NBS) zwischen Bettemburg und der Hauptstadt ist. Und für alle Arbeiten, die direkt oder indirekt mit ihr zusammenhängen. So wie die erwähnte Bettemburger Baustelle. Eine solch minutiöse Planung ist bei einem Vorhaben dieser Dimension denn auch bitter nötig, schließlich sollen die Passagiere ab 25. August wieder wie gewohnt mit dem Zug und nicht mit dem Bus ihre Fahrt antreten können. Und dies auf einem rund 950 Meter langen Teilstück, das etwa 40 Meter neben den bisherigen Gleisen liegt.

Unser Besuch der Baustelle beginnt mit einem Abstecher in die sogenannte „Base Vie“ bei Liwingen, unweit des Ibis-Hotels. Seit 2016 steht hier ein imposantes Ensemble an Container-Büros. Im Erdgeschoss befinden sich die Arbeitsräume der verschiedenen Entwicklungsabteilungen und Bauplanungsstellen sowie ein geräumiger Konferenzraum, der u.a. zu den täglichen Besprechungen mit den diversen Baufirmen genutzt wird, im Obergeschoss findet man die Räumlichkeiten der eigentlichen Steuerzentrale des Ganzen.
Hier treffen wir uns mit dem Projektleiter, der uns über die Baustelle führen wird. Die ist eine von gleich mehreren, die zurzeit im Rahmen der Neubaustrecke existieren. War ursprünglich das Jahr 2022 als Zeitpunkt der Fertigstellung dieser rund sieben Kilometer langen, doppelgleisigen zusätzlichen Bahnlinie vorgesehen, kam es jedoch zu Verzögerungen.

Fertigstellung im Dezember 2024

Im Dezember 2024 soll es – so sieht es jedenfalls zurzeit aus – dann aber so weit sein: Die Neubaustrecke Luxemburg-Bettemburg wird den Betrieb aufnehmen können und das stark beanspruchte Netz der Luxemburger Bahn entlasten. Auch, oder vor allem zum Wohl der Passagiere, auf dieser viel befahrenen Strecke. Auf der Neubaustrecke werden hauptsächlich der TGV und die weiteren französischen Passagier- sowie Frachtzüge unterwegs sein.

Die Züge können hier mit Geschwindigkeiten von bis zu 160 Stundenkilometern unterwegs sein. Die Altbaustrecke (ABS) wird dann von weiteren Frachtzügen sowie den nationalen Passagierzügen genutzt, die im Berchemer Bahnhof halten. Der Bettemburger Bahnhof wird übrigens, dies zwischen 2024 und 2028, komplett erneuert, ein weiteres wichtiges Projekt.
Neben dem Schienennetz selbst gehören zur Neubaustrecke auch eine Reihe sogenannter „Ouvrages d’art“ (OA), zu Deutsch Ingenieurbauwerke wie Brücken, Unter- und Überführungen, darunter auch eine spektakuläre 40 Meter hohe und 200 Meter lange Bogenbrücke (OA 14) aus 5.200 Tonnen Stahl über die A3 kurz vor dem Gaspericher Kreuz, mit deren Bau im kommenden Jahr begonnen werden soll.

Noch in diesem Herbst wird mit dem Bau einer weiteren Brücke für den Wildwechsel, über diese Autobahn im Bereich zwischen Roeser und Hesperingen, begonnen. Diese wird 70 Meter lang und 50 Meter breit sein. Doch zurück zur Ursache für den augenblicklichen Stillstand zwischen Bettemburg und Luxemburg. Wegen der NBS muss die ABS im Bereich zwischen Bettemburg-Nord und Liwingen teilweise „verschoben“ werden.

Die neuen Gleise wurden in den Vormonaten zu einem großen Teil verlegt, was Zugreisenden sicherlich aufgefallen ist. Seit dem 14. Juli und noch bis zum 24. August werden nun die nötigen Anschlussarbeiten durchgeführt. Die beeindruckende Baustelle erstreckt sich über eine Länge von etwa 950 Metern, die neue ABS führt dabei unter einem weiteren „Ouvrage d’art“, einem sogenannten „Saut de mouton“ – der französische Name für eine Gleisüberführung, oder auch „Überwerfungsbauwerk“ – hindurch. Über dieses wird später die NBS führen.

Tag und Nacht herrscht Hochbetrieb

Kollektivurlaub? Nicht hier! Auf der beeindruckenden Baustelle zwischen Bettemburg und Liwingen herrscht in diesem Sommer Tag und Nacht Hochbetrieb. Rund 30 Arbeiter sind während drei Schichten am Werk, vier „normale“ Lastwagen und vier imposante Muldenhinterkipper, die eine Ladekapazität von 40 Tonnen haben, sind rund um die Uhr im Einsatz. Dazu kommen zahlreiche Bagger, die das Erdreich ausheben, um die nötigen Planierarbeiten durchzuführen.

A3: Eine Bogenbrücke aus 5.200 Tonnen Stahl

Im kommenden Jahr wird mit dem Bau eines weiteren, beeindruckenden Bauwerks im Rahmen der CFL-Neubaustrecke begonnen. Unweit des Gaspericher Kreuzes wird die neue Zugverbindung mittels einer Bogenbrücke von 200 Metern Länge und 40 Metern Höhe über die A3 führen. 5.200 Tonnen Stahl werden verarbeitet, die Planung stammt vom Ingenieursbüro INCA.