Campus-Belebung: Ein Besuch in der „Maison des arts et des étudiants“

Campus-Belebung: Ein Besuch in der „Maison des arts et des étudiants“

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Vor zwei Wochen wurde mit der „Maison des arts et des étudiants“ und der „Maison du nombre“ das „Herz des Campus“ endlich offiziell eingeweiht. 83 Millionen Euro hat der Staat es sich kosten lassen. Während das eine Haus Mathematikern und Informatikern Büros und Lehrräume bietet, soll das andere vor allem die „Cité des sciences“ auch außerhalb des akademischen Betriebs beleben.

Die neue „Maison des arts et des étudiants“ besticht vor allem durch ihre beeindruckende Außenfassade. Die Verkleidung in 3D-Optik ist aus rostfreiem Stahl. Das Inox wurde mit Elektrolyse behandelt. Das verleiht ihm seine grau-braun-golden-schimmernde Farbe.
Vor dem Haupteingang steht ein Beamter einer privaten Sicherheitsfirma. Dort empfängt uns Daniela Di Santo. Sie ist stellvertretende Leiterin des Fonds Belval und hat die Entwicklung der „Cité des sciences“ von Anfang an begleitet. Eine Möbelfirma liefert gerade Schränke an. Die „Maison des arts et des étudiants“ wird erst im Oktober die ersten Gäste empfangen. Nach den Sommerferien wird die Uni ihre Staff-Party dort veranstalten. Im November wird dann ein Konzert zum 15. Geburtstag der Uni Luxemburg im Festsaal organisiert.

Diese „Salle de spectacle“ liegt gleich hinter dem großen Eingangsbereich, der noch mit Sesseln ausgestattet werden und auch eine Caféteria beherbergen soll. Der 25-mal 25 Meter große, fast 16 Meter hohe und mit der neuesten Technik ausgestattete Raum ist für größere Veranstaltungen vorgesehen. „Er wird bereits als ‚kleine Rockhal‘ bezeichnet“, bestätigt Daniela Di Santo. Nicht nur weil er mit einem Fassungsvermögen von 1.200 Besuchern dem Rockhal-Club in nichts nachsteht, sondern auch weil der Club als Vorbild gedient habe. Ob für Konzerte, Theateraufführungen oder Vorträge, der noch leere Raum kann vielfältig genutzt werden. Verwaltet wird er vom Fonds Belval.

„Die Uni Luxemburg und die Studentenorganisationen haben Vorrang bei der Buchung. Für sie ist die Nutzung kostenlos. Doch auch andere Akteure wie öffentliche Institutionen, Vereine oder Unternehmen können den Saal gegen ein Entgelt mieten. Genau wie den großen Konferenzraum der ‚Maison du savoir‘, wo auch regelmäßig Veranstaltungen stattfinden“, erklärt Di Santo.

„Megalomanisch“ und „beeindruckend“

Als „Herz des Campus“ hatte Uni-Rektor Stéphane Pallage die „Maison des arts et des étudiants“ bei der offiziellen Einweihung vor zwei Wochen bezeichnet. Sie soll Studenten anziehen und die „Cité des sciences“ endlich auch abseits des akademischen Betriebs mit Leben füllen.

„Beeindruckend“ findet der Studentenvertreter im Fakultätsrat der Uni Luxemburg, Claude Ewert, den Veranstaltungsraum. Die Größe sei ideal für mittelgroße Konzerte. Die unter kritisch eingestellten Mitarbeitern der Uni kursierende Ansicht, der Veranstaltungssaal sei wegen seiner Größe und seiner technischen Ausstattung „megalomanisch“, teilt Ewert nicht. Vielleicht sei er ein bisschen zu „chic“ und man müsse ihn lebendiger gestalten, doch grundsätzlich sei ein Konzertsaal für die Uni nicht schlecht. Auch Daniela Di Santo betont, dass der Fonds Belval zusammen mit der Uni schauen müsse, wie der Raum gefüllt werden kann. „Wir fangen mit der Nutzung gerade erst an. Wir werden sehen, wie sich das entwickelt“, sagt Di Santo.

Mit der „Student Lounge“, die in der angrenzenden „Maison du nombre“ eingerichtet werden soll, biete die „Maison des arts et des étudiants“ eine gute Gelegenheit, mehr Besucher auf den Campus zu bekommen, meint Ewert. Das Studentenleben entwickele sich zurzeit erst ganz langsam. Bislang war die „Student Lounge“ vorübergehend in einem Containergebäude gegenüber dem Hochofen A untergebracht. Dass sie nun in dem neuen Gebäude eine definitive Bleibe finden wird, sei daher zu begrüßen, so Ewert.
Neben dem Veranstaltungssaal verfügt die „Maison des arts et des étudiants“ noch über mehrere kleinere Räume auf den oberen Etagen. Der Proberaum für Theatergruppen und Musikbands eignet sich laut Ewert, der selbst Gitarre in der Death-Metal-Band Retrace my Fragments spielt, auch zur Ausrichtung von kleinen Konzerten.

Daneben wurden noch Räume mit passender Ausstattung für die Kunst- und Architekturstudenten eingerichtet. Mehrere vielseitig nutzbare Zimmer ergänzen das Angebot. Im ersten Stockwerk sind Büros für die Studentenvereinigungen reserviert und im großräumigen Flur neben den Treppen stehen nach oben offene Boxen aus Holz, in denen die Studierenden Versammlungen abhalten können. Auch diese Möglichkeiten begrüßt Claude Ewert, denn bisher habe es keine exklusiven Räume für die Studentenvereinigungen gegeben.

Die „Maison des arts et des étudiants“ und die benachbarte „Maison du nombre“, wo Studierende und Forscher der Mathematik und Informatik untergebracht sind, stellen eine Einheit mit zwei unterschiedlichen Gebäuden dar. Sie wurden im Rahmen eines einzigen Gesetzes finanziert. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 83 Millionen Euro.