Business first: Mit Jean Asselborn unterwegs in der Konfliktregion Pakistan

Business first: Mit Jean Asselborn unterwegs in der Konfliktregion Pakistan

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Nach Afghanistan ist Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn in das Herz einer weiteren Eskalation gereist: Pakistan. Ein Feature aus Islamabad.

Von Tageblatt-Chefredakteur Dhiraj Sabharwal, zz. in Islamabad

In Luxemburg geboren, in Differdingen aufgewachsen, Minetter Akzent: die ideale Voraussetzung, unbefangen nach Pakistan zu reisen. Wäre da nicht der verräterische Name. „Haben Sie wirklich keine Alternative zu diesem indischen Journalisten?“ Ein Mitarbeiter des Außenministeriums schüttelt den Kopf. „Wir haben den pakistanischen Behörden lange erklärt, dass Sie luxemburgischer Staatsbürger sind. Ihre Antwort: ‚Muss das wirklich sein?'“ Er muss selbst lachen.

Der Kaschmir-Konflikt

Seit 1947 befinden sich Indien und Pakistan im Streit. Die Spaltung Britisch-Indiens führte zur Gründung zwei neuer Staaten: das von Hindus dominierte, offiziell säkulare Indien und die spätere islamische Republik Pakistan. Das Besondere: Ein Teil der Bevölkerung lebte nicht unter britischer Direktherrschaft während der Kolonialzeit.

Dies führte im Zuge der Unabhängigkeitsbestrebungen zu schwierigen Entscheidungen für jene Regionen, die sich für einen der beiden Staaten entscheiden mussten. Das Paradebeispiel ist Kaschmir. Dort lebten mehrheitlich Muslime, ein Hindu-Maharadscha hatte aber das Sagen.

Er wollte unabhängig bleiben, drohte aber von Pakistan erobert zu werden und schloss sich Indien an. Der Rest ist Geschichte: Es folgte 1949 der erste Krieg zwischen Indien und Pakistan um Kaschmir.

Die Grenzlinie „LOC“ („Line of Control“) zwischen dem von Indien und Pakistan verwalteten Teil gilt bis heute. Beide Staaten beharren stur darauf, Kaschmir ganz für sich zu beanspruchen.

Die Bemühungen sind nicht umsonst: Pakistan gibt grünes Licht für den „Luxemburger“. Klingt amüsant, hat aber seit 1947 drei Kriege verursacht und Tausende Familien auseinandergerissen. Alleine 47.000 Menschen wurden seit 1989 getötet. Die luxemburgischen Anstrengungen sind ein harmloses Spiegelbild des indisch-pakistanischen Familiendramas. Selbst Außenminister Jean Asselborn, der inzwischen fast jedes Land außer Pakistan bereist hat, kann sich den Witz nicht verkneifen: „Déi ginn dir herno net de Mikro.“

Asselborn tritt in Islamabad mit seinem pakistanischen Amtskollegen Qureshi vor die Presse, bevor er Premier Imran Khan trifft. Sogar der suspekte „Luxemburger“ darf eine Frage stellen. Kurz zuvor hat Asselborn die Verfolgung von Minderheiten kritisiert: „Wir haben in der Vergangenheit erlebt, dass Christen und Hindus in Pakistan angegriffen werden.“

Es folgt der übliche Verweis auf die Anstrengungen der EU, Toleranz und Religionsfreiheit zu fördern. Dem Business schaden die Missstände aber nicht. Die angestrebte Vertiefung der Handelsbeziehungen zwischen Pakistan und Luxemburg ist nicht an Bedingungen geknüpft. Menschenrechtsfragen werden getrennt behandelt – Business first. Außenminister Qureshi meint auf Nachfrage des Tageblatt: „Wir sehen ein Rieseninvestitionspotenzial in Pakistan. Der Handel zwischen Luxemburg und Pakistan kann ausgebaut werden.“

Jean Asselborn mit dem pakistanischen Premierminister Imran Khan

Asselborn verweist seinerseits auf den neuen luxemburgischen Botschafter in Pakistan: Marc Hübsch. „Er ist Botschafter in China. Aber das ist ja ein kleines Land. Er kann ruhig beide abdecken.“ Selbst in Pakistans Hauptstadt bringt Asselborn den ganzen Raum zum Lachen. „Am Ende hängt alles von der Qualität des Abkommens ab, das wir aushandeln.“ Zur wirtschaftlichen Werbetour Luxemburgs gehören laut Qureshi „Infrastruktur, Kommunikationstechnologie, Gesundheitssektor, saubere Energie“.

Selbst in Islamabad hatte Asselborn die Lacher auf seiner Seite

Asselborn bestätigt, dass Luxemburgs Finanzprodukt „Green Bonds“ für Pakistan interessant sein könnte. „Der pakistanische Botschafter in Brüssel wird uns in Luxemburg kontaktieren. Wir erklären ihm das System. Danach könnte unser Botschafter das Ganze zu Papier bringen.“ Die Menschenrechtsfrage ist dabei Nebensache. Ein Mitarbeiter des Außenministeriums versucht zu differenzieren. „Warum sollen wir Bedingungen setzen? Es gibt ja keine Sanktionen oder andere Restriktionen.“ Luxemburgs Außenpolitik fährt zweigleisig: Handel und Kritik an Menschenrechten gehen gleichzeitig.

Woher kommen Sie?

Auf die Frage, ob die EU eine Vermittlerrolle im indisch-pakistanischen Konflikt einnehmen könnte, antwortet Qureshi: „Wir begrüßen Hilfe durch Dritte. Wenn die EU das tun will, soll es so sein.“ Asselborns Antwort: „Ok, das war deutlich. Aber manchmal müssen wir in der EU zwischen uns vermitteln.“ Erneutes Lachen im Saal. „Ich glaube nicht, dass irgendjemand in der EU eine Vermittlerrolle ablehnen würde. Ich weise nur darauf hin, dass das Vermittlungspotenzial der EU nicht stark genug ist, um den Kaschmir-Konflikt zu lösen.“

Jean Asselborn mit seinem pakistanischen Amtskollegen Sha Mehmood Qureshi

Asselborns Einschätzung bestätigt sich beim Abschied der luxemburgischen Delegation aus Pakistan. Die Spannungen dieses Konflikts reichen tief ins Zwischenmenschliche. Ein Mitarbeiter des pakistanischen Protokolls begleitet die Journalisten zum Flugzeug. Er beginnt ein Gespräch mit dem „Luxemburger“.

P: Sie sind Herr … Arwal?
Lux: Ja, genau, Dhiraj Sabharwal.

P: Woher kommen Sie?
Lux: Aus Luxemburg.

P: Ja, aber woher kommen Sie genau?
Lux (verkneift sich „aus Differdingen“ als Antwort): Es ist ein indischer Name. Mein Vater kommt aus Indien, die Mutter aus Luxemburg.

P: Woher genau aus Indien?
Lux: Neu-Delhi und Punjab.

P: Sie haben bestimmt Vorfahren, die bei der Trennung Britisch-Indiens aus Pakistan nach Indien geflohen sind.
Lux: Ja, das war bei einem Teil meiner Großeltern der Fall.

P: Wissen Sie das nicht genauer?
Lux: Bin ich eine Enzyklopädie?

P: Sprechen Sie Hindi?
Lux: Ich konnte es als Kind, habe es aber leider verlernt.

P (redet im Schneckentempo Hindi): Wie – geht – es – Ihnen?
Lux: Ja, so viel verstehe ich dann auch noch. Gut, und Ihnen?

P: Ha, Sie tun also nur so, als ob Sie kein Hindi sprechen würden?!
Lux: Genau.

Der pakistanische Protokoll-Mann lacht leicht angestrengt, wirkt aber freundlich. Er beginnt einen Diskurs über Frieden. Krieg sei für keines der beiden Länder eine Lösung. Kurzes Schweigen.

P: Da sind wir uns ja hoffentlich einig?
Lux: Auf jeden Fall.

P klopft Lux auf die Schulter: Wir gehören zur gleichen Familie. Gute Heimreise!

 

Nomi
8. März 2019 - 13.13

An allen Zyklen an der Scho'ul den Darwin an seng Evolutio'un erklaeren, dann ass den Spuuck mat allen Relio'unen an 2 Generatio'unen riwer !

n der Parad
8. März 2019 - 9.37

...und das Pulverfass wird eifrig nachgefüllt!

Jacques Zeyen
8. März 2019 - 9.02

Schon Ghandi hatte das Problem mit dem "friedlichen" Islam nicht lösen können. Solange unnachgiebige Religioten das Sagen haben sitzt die Welt auf einem Pulverfass.