„Bum-Bum-Bensi“ ist zurück – und die Fola Esch auch sonst wieder gut in Form

„Bum-Bum-Bensi“ ist zurück – und die Fola Esch auch sonst wieder gut in Form

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Nach monatelanger Suche scheint die Escher Fola zwei Dinge zurückgefunden zu haben, die man auf dem Galgenberg schmerzlich vermisst hatte: einerseits eine ihrer Tugenden, die defensive Stabilität, und gleichzeitig auf der anderen Seite des Rasens den Torriecher und die Effektivität von Stefano Bensi.

Patellasehnenriss (2011), Oberschenkelprobleme (2014), Bänderanriss (2014), Meniskusverletzung (2015), Schambeinentzündung (2016), Kreuzbandüberdehnung (2017), Kreuzbandriss (2017): Klingt nach Totalschaden, ist aber „nur“ die Krankenakte von Nationalspieler Stefano Bensi – der sich trotz dieser zahlreichen Rückschläge immer wieder in die BGL Ligue zurückgekämpft hat.

Als der mittlerweile 30-jährige Stürmer der Escher Fola am 20. August des vergangenen Jahres in der Ambulanz lag, war er sich bereits bewusst, dass er die Fußballschuhe wohl länger nicht mehr schnüren würde: „Von den Schmerzen her war es das Heftigste, was mir bis dahin passiert war.“ Nachdem er im September wegen des Kreuzbandrisses unters Messer kam, begann die Reha nur einen Tag später. Doch wieder einmal schlichen sich Probleme ein: „Das Knie war wegen der vorherigen Probleme bereits komplett kaputt. Es kam zu Komplikationen und ich musste danach noch zwei Mal operiert werden.“

Mit den Ursachen, warum er in seiner Laufbahn so oft körperlich ausgebremst wurde, setzt sich der Stürmer nicht auseinander: „Ich habe keine Ahnung, woran es liegt und ich will mich damit auch nicht beschäftigen. Ist es Pech? Ich weiß es nicht … Das Wichtigste ist, wieder voll da zu sein, denn es war eine harte Zeit.“

Während seine Familie im vergangenen August das Schlimmste befürchtet hatte, war der behandelnde Arzt damals wesentlich optimistischer, weshalb Bensi auch nie an seiner Rückkehr zweifelte. Bleibende Erinnerungen an das schicksalhafte Heimspiel wird es trotzdem auf Lebenszeit geben: Aufgrund der verschiedenen Eingriffe wird er sich nicht wieder richtig hinknien können.

Endlich beschwerdefrei

Noch am letzten Spieltag der vergangenen Saison stand er in Rosport wieder auf dem Platz. Immer wieder hatte der Trainerstab Bensis Ehrgeiz in dessen Abwesenheit hervorgehoben. Ob er fünf Monate später wieder bei seiner Bestform angekommen sei (sein bestes Jahr sei 2012, die erste Saison bei der Fola, gewesen), wäre schwer zu sagen: „Mit den Jahren entwickelt man sich ja auch. Es ist nicht so einfach, das über die Zeit zu vergleichen. Derzeit fühle ich mich jedenfalls gut und habe keine Beschwerden.“

Einer, der ganz besonders vom erneuten Aufschwung des Luxemburgers profitiert, ist der franko-marokkanische Torjäger Samir Hadji, der am Sonntag gleich zwei seiner Vorlagen im Netz der Etzella unterbrachte. Vor sechs Jahren stießen beide zur „Doyenne“, kennen die Laufwege des anderen auswendig und verstehen sich blind: „Man merkt trotzdem, dass ich ein Jahr nicht da war. Die Automatismen gehen zwar nie verloren, doch es hat eben eine Zeit gedauert, bis das Ganze wieder auf dem Platz funktionierte. Hadji fühlt sich wohl, wie derzeit eigentlich der Rest der Mannschaft auch. Das merkt man ja auch an den Ergebnissen.“

Bensi sprach damit auch die Erfolge gegen die Spitzenmannschaften an: Während die Rot-Weißen letzte Saison dem Progrès und dem F91 doppelt unterlegen waren, gelang in dieser Hinsicht ein besserer Start: „Gegen Niederkorn haben wir gewonnen, die Niederlage gegen den F91 war unverdient. Bis auf die zweite Hälfte gegen die Jeunesse präsentierten wir uns bisher gut und haben die Leistungen abgerufen, die der Klub von uns verlangt. Die Sicherheit und die Stabilität sind unter Trainer Jeff Strasser zurückgekehrt.“

Trainiert wird seit der Rückkehr des Ex-Coachs viel in kleinen offensiven und defensiven Gruppen, erklärte der Angreifer. Zur Belohnung sprang die zweite Partie in Folge ohne Gegentor heraus: „So langsam erkennt man die Fola wieder … Die Stabilität kommt zurück.“

Bensi selbst ist mehr Vereinsmensch als eigensinniger Torjäger. „Wer mich kennt, weiß, dass es mir nicht darum geht, der erfolgreichste Torschütze zu sein. Die Ambitionen des Vereins sind wichtiger.“ Im Laufe seiner Karriere wurde er bereits zweimal als bester Vorlagengeber ausgezeichnet, 2013 krönte er sich (mit Edis Osmanovic) zum besten Torschützen. „Wenn die defensive Leistung wichtig war, um ein Spiel zu gewinnen, ist das genauso wichtig“, fügte er hinzu.

100 Tore

Gegen Ettelbrück packte er am Sonntag gleich drei Vorlagen drauf: Zwei für Hadji, später legte er nach einem Lattenknaller für Dejvid Sinani auf. Persönlich gab es zudem einen Meilenstein zu feiern. „Seit dem Spiel in Rümelingen wusste ich darüber Bescheid. Ab da musste man ja auch nicht mehr viel rechnen“, lachte er. „Es können nicht viele Spieler von sich behaupten, dass sie 100 Tore in der höchsten Liga geschossen haben. Es sollte auch nicht bei 100 bleiben. Das Ziel ist immer, so weit wie möglich zu kommen. Andererseits, hätte mir jemand angeboten, bei 99 zu bleiben und dafür Meister zu werden, hätte ich die 99 genommen!“

Mit dieser Zahl liegt er zwar weit von Rekordtorschütze Armin Krings (255) entfernt, könnte in den nächsten Wochen aber an Nationaltrainer Luc Holtz (104) vorbeiziehen. „Die Nationalmannschaft ist mein klares Ziel. Ich brenne darauf, dieses Trikot wieder überstreifen zu dürfen. Aber ich weiß auch, dass ich geduldig sein und meine Leistungen auf dem Platz abrufen muss.“ Ob er im November ins Trainingslager eingeladen wird, weiß er nicht. „Doch der Trainer konnte sich immer auf mich verlassen. Wenn er mich nominiert, bin ich bereit.“