BNP Paribas – Eine Bank wird grün

BNP Paribas – Eine Bank wird grün
Jean-Laurent Bonnafé, Administrateur directeur général von BNP Paribas, stellte am Dienstag die Zahlen von 2017 vor. Foto: AFP

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Ein Finanzgigant verändert sich und entdeckt die Moral.

Die BNP Paribas ist die größte Bank Europas. Sie hat vier Heimatländer, macht gigantische Gewinne und zahlt eine fürstliche Dividende. Und: Sie verändert sich nicht nur in eine Bank 4.0, sondern entdeckt auch ihre moralische und gesellschaftliche Verantwortung.

Es war einmal eine Zeit, in der man oft zur Bank, zu seinem Berater an den Schalter oder an die Kasse ging. Man zahlte Geld ein oder ließ sich welches auszahlen. Man besprach einen Kredit. Man diskutierte einen Autokauf oder eine Hausfinanzierung. Kurz: Man war bei seiner Bank. Doch das war einmal.

Eine Großbank wie die BNP Paribas mit 741 Zweigestellen in Frankreich, mit der größten Bank in Belgien, mit Italien als drittes Heimatland und auch Luxemburg, ist wie ein großes Schiff, das, einmal in Bewegung gesetzt, kaum aufzuhalten ist. Die Richtung, in die sich dieses Schiff bewegt, heißt 2020, dann soll die Bank in ihren Grundfesten verändert sein.

Das Prinzip heißt Digitalisierung. „Alles, was ein Bankkunde selber tun kann, soll er auch selber tun“, sagt Thierry Laborde, der für das Kundengeschäft verantwortlich ist. Diese Entwicklung verlief schleichend. Da gab es die Kreditkarte, dann die Debitkarte. Dann wurden beide Karten tauglich für den kontaktlosen Zahlungsverkehr. Mittlerweile bezahlt man mit dem Handy.

Das ist die totale Abkehr von dem früheren Kundenverkehr, auf den Banken großen Wert legen. Der Grund: Mit der Zunahme des bargeldlosen Zahlungsverkehrs geriet die Bank in einen Massen-Zahlungsverkehr, der mit neuen Methoden bewältigt werden musste. Dem Beamten hinter dem Schalter wurden andere Aufgaben auferlegt, die digitalen Zahlungsmittel verfeinerten sich.

Hinzu kamen Online- und Telefonbanking. Jeder Kunde hatte plötzlich die Möglichkeit, sein Konto jederzeit zu überprüfen. Der zugeschickte Kontoauszug wurde überflüssig, auch wenn er heutzutage noch von Zeit zu Zeit verwendet wird. Man druckt ihn sich selber aus. Natürlich hat diese Reaktion auf den Massen-Zahlungsverkehr auch ihre Gründe. Die Finanzinstitute wollten Kosten einsparen.

Bei der BNP Paribas gibt es 150 Projekte, die bis 2020 die Bank auf den Kopf und dann auf neue Füße stellen werden. Davon ist nicht nur der private Zahlungsverkehr betroffen. Bei der Vorstellung der Bilanz des vergangenen Jahres stellte jedes Vorstandsmitglied für seinen Bereich die Bank 4.0 in den Vordergrund. Gesundheitsprüfungen bei Immobilienkrediten finden nur noch in sieben Minuten statt. Eine physische Anwesenheit bei einer Kreditgewährung ist längst nicht mehr nötig, man kennt den Kunden über die Konto-Analyse seit langem. Investitionen in Aktien oder Obligationen oder Fonds kann man beim Online-Banking von zu Hause aus erledigen.

Digitalisierung und Bank 4.0

Allerdings hat diese neue schöne Bankenwelt einen Haken. Die neue Schutzdirektive Mifid II hat eine bürokratische Hürde aufgebaut, die die BGL noch nicht so ganz bewältigt. Man merkt schon, dass manches, was bei Internet-Banken reibungslos läuft, bei BNP Paribas stellenweise noch eingeübt werden muss.

Im privaten Bereich stehendem Kunden Cortal Consors oder die Hello Bank zur Verfügung, die Zuwächse in Hunderttausender Größe aufweisen. Im Juli 2017 übernahm BNP Paribas Compte Nickel. Dabei handelt es sich im Prinzip um eine Protestbank gegen die „Großen“ mit ihren Umständlichkeiten und hohen Gebühren. Ein Konto kann man ohne großen Aufwand bei 2.700 Tabak-Geschäften in Frankreich einrichten.

Nur: Nun gehört diese digitale Bank dem größten Kreditinstitut Europas. Insgesamt gibt sie bisher über 900 Millionen Euro für die Digitalisierung aus. Die Einsparungen liegen bei mehr als 500 Millionen. Das entsetzt die Banker nicht. Die 900 Millionen sind eine einmalige Summe, die 500 Millionen eine dauerhafte Einsparung.

Das Schiff BNP Paribas befand sich im vergangenen Jahr auf einer bisher einmaligen Erfolgsroute. Die Partnerschaft zwischen Volkswagen und dem Versicherer Cardif wurde erneuert. Das bringt drei Millionen Kunden in 16 Ländern.

In Deutschland wird das Finanzierungssystem für mittlere Unternehmen, die im Export stark sind, ausgeweitet. Der Tourismusunternehmen Tui, der spanische Telecom-Konzern Masmovil, das XXL-Möbelunternehmen Lutz gehören zu neuen Partnern oder Kunden der Bank. Der Erfolgsweg lässt sich an den Zahlen ablesen: Der Gewinn liegt bei 7,8 Milliarden Euro.

Die Aktionäre partizipieren an dem Erfolg: Sie erhalten 3,02 Euro pro Aktie als Dividende. Da der luxemburgische Staat ein Prozent des Kapitals hält, darf Finanzminister Pierre Gramegna, der „luxemburgische Schäuble“, der wie sein deutscher Ex-Kollege die Staatsfinanzen zusammengehalten und einen Überschuss erwirtschaftet hat, nun erneut einen stolzen Millionenbetrag in seiner Haushaltskasse verbuchen.

Wie aber sieht die Strategie der Bank im gerade begonnenen Jahr aus? BNP-Paribas-Chef Jean-Laurent Bonnafé überrascht. Die Bank wird grün. Sie tut das nicht ganz freiwillig. Sie folgt dem neuen Wirtschaftsdirigismus, der sich in der Person von Wirtschaftsminister Bruno Le Maire zeigt. Der hatte verlangt, dass Banken sich in der Transition der französischen Energiewirtschaft engagieren sollten und sich als soziale und gesellschaftliche Akteure verstehen sollten.

Le Maire arbeitet gerade ein neues Gesetz aus, das die Unternehmen des Landes nicht nur in wirtschaftlicher, sondern auch in gesellschaftlicher und sozialer Hinsicht in die Pflicht nehmen soll. BNP Paribas stellte am Dienstag als erste französische Großbank ihre Bilanz vor.

Sie nutzte die Situation, um genau in dieser gesellschaftlich und sozialen Tendenz Zeichen zu setzen. Die Bank wird die Finanzierung von Tabak-Unternehmen einstellen. Sie hat 2017 bereits Obligationen in Höhe von sechs Milliarden Euro platziert, die nur für nachhaltige Projekte bestimmt sind. Sie finanzierte soziale Unternehmungen mit einer Milliarde Euro. Die Stiftungen der BNP Paribas und von Bill und Melinda Gates finanzieren 600 Forscher, die sich mit der Anpassung Afrikas an den Klimawandel beschäftigen.

Ferner wird BNP Paribas die Finanzierung von Unternehmen einstellen, die im Fracking-Bereich zur Förderung von Gas und Öl aktiv sind. Die zum Konzern gehörende Fondsgesellschaft Parvest legt darüber hinaus einen Fonds in Höhe von 100 Millionen Euro auf. Der heißt „Parvest Green Bonds“. Und schließlich engagiert sich BNP Paribas in der Förderung nachhaltiger Energien und in einem nachhaltigen Wachstum in Entwicklungsländern.

Dem Kurs der Aktie halfen weder die guten Zahlen noch die grüne Politik. Im Rahmen des weltweiten Börseneinbruchs verlor die Aktie gestern zur Mittagszeit über zwei Prozent ihres Kurswertes.

BNP Paribas und Luxemburg

Luxemburg ist eines der vier Heimatländer der größten europäischen Bank. Allerdings wird es in der Bilanz nicht so dargestellt. BNP Paribas verfolgt hierzulande unterschiedliche Interessen.

Dazu gehört das Flottenleasing mit Arval, das einen Park von 1,1 Millionen Fahrzeugen betreut. Es legte um 7,7 Prozent zu – ein Zeichen dafür, dass Unternehmen mehr auf die Nutzung denn auf das Eigentum von Fahrzeugen setzen. Im Bereich der industriellen „Leasing Solutions“ gab es einen Zuwachs von 5,8 Prozent.

„Compte Nickel“ ist im Großherzogtum angesiedelt und verzeichnet 323.000 Konten, von denen 29 Prozent im vergangenen Jahr eröffnet wurden. Die BGL legte insbesondere im Kreditbereich zu, mit einem Wachstum von 7,4 Prozent. Die Einlagen stiegen um 15,4 Prozent. Dies beweist, dass die „reale Wirtschaft“ zum Wachstum in Luxemburg beiträgt.