Blitzendes Chrom in der Kutschenwerkstatt: Die Traumautos aus dem Luxemburger Norden

Blitzendes Chrom in der Kutschenwerkstatt: Die Traumautos aus dem Luxemburger Norden

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Seit 2004 befindet sich in Diekirch ein Museum für historische Fahrzeuge an einem historischen Ort: einer alten Kutschenwerkstatt.

Buick, Austin, MG, Triumph: Namen, die Autonarren träumen lassen. In den Räumlichkeiten der ehemaligen Garage Wagner in Diekirch können nostalgische Autoliebhaber in Zeiten eintauchen, als blitzendes Chrom am Auto wichtiger war als Sicherheitsvorschriften und als es unwichtig war, ob ein Auto „nur“ zehn Liter Benzin oder doch 15 verbrauchte. Statussymbole waren Autos in den Anfangsjahren auf jeden Fall (das gilt auch heute noch für viele Autofahrer), konnten sich doch die wenigsten ein solches leisten.

Info

Conservatoire national de véhicules historiques
20-22, rue de Stavelot,
L-9280 Diekirch

Geöffnet täglich, außer montags, 10.00-18.00 Uhr
Internet: www.cnvh.lu
E-Mail: cnvh@pt.lu

Erst nach dem Zweiten Weltkrieg und dem wirtschaftlichen Wiederaufschwung in Europa wurde das Auto zum Massenprodukt. Obwohl diese Fahrzeuge im Vergleich zu heute rustikal wirken, haben sie etwas, was den heutigen fehlt: Charme. Jemandem, der heutzutage einen Wagen fährt, der mehr als 20 Jahre auf dem Buckel hat, geht es nicht um Fahrkomfort oder das Nonplusultra des technischen Fortschritts. Ein Oldtimer „spricht“ mit seinem Fahrer, man spürt bei jeder Bewegung und Vibration, ob der Wagen in Ordnung ist oder nicht. Und man fährt ein Stück Autogeschichte.

Museum in der ehemaligen Garage

Eine Menge solcher Geschichten sind in Diekirch in einem Gebäude untergebracht, das selbst eine interessante Geschichte vorzuweisen hat. Am 3. April 2004 öffnete das Museum seine Tore in den Räumlichkeiten der früheren Mercedes-Garage Wagner. Diese wiederum ging auf die Kutschenfabrik Jean Wagner zurück, die dort 1871 gegründet wurde. Bei der Weltausstellung in Paris im Jahr 1900 hatte Wagner den deutschen Autobauer Carl Benz persönlich kennengelernt. Kurz darauf bestellte er seinen ersten „Benzin-Betriebsmotor, um seine Werkstatt zu motorisieren und zu modernisieren“.*

1912 übernahm Wagner die Vertretung von Benz-Fahrzeugen in Luxemburg. 1928 fusionierten die Firmen Daimler und Benz, die Autos wurden fortan unter dem Namen Mercedes-Benz vermarktet (Mercedes war zu dem Zeitpunkt die Bezeichnung der Daimler-Autos).

Ausstellungsstücke werden gewechselt

Die heute in Diekirch ausgestellten Autos gehören bis auf wenige Ausnahmen den Mitgliedern der „Amicale de véhicules historiques“, die 1997 gegründet wurde und das Museum betreibt. Das Gebäude selbst gehört der Gemeinde Diekirch, die es ein Jahr später kaufte. Im gleichen Haus ist heute übrigens ebenfalls das Brauereimuseum der Stadt untergebracht. 1999 wurde das Haus restauriert. Es sollte aber noch bis zum 3. April 2004 dauern, bis das Museum seine Türen öffnen konnte.

Die ausgestellten Autos werden dem Museum von den Mitgliedern der „Amicale“ für eine begrenzte Dauer zur Verfügung gestellt, dann werden sie durch andere ersetzt. Damit soll gewährleistet sein, dass sich die Ausstellung regelmäßig erneuert und nicht langweilig wird.

Die Ausstellung „70 Jahre 2CV“

Die „Ente“ ist eines jener Autos, die Filmgeschichte geschrieben haben. In der französischen Filmreihe „Le gendarme de Saint-Tropez“ aus den 1960er- und 1970er-Jahren fuhr ein kurzsichtige Nonne eine „Deuche“ und lehrte ihre Mitfahrer das Fürchten. Vor 70 Jahren wurde die 2CV erstmals beim Pariser Autosalon vorgestellt. Ein Jahr später, 1949, begann die Produktion dieses mittlerweile legendären Wagens.

Das Diekircher Museum für historische Fahrzeuge widmet diesem Kultauto, das sowohl die französischen Bauern wie auch die Blumenkinder der 1970er-Jahre begeistern konnte, nun eine Ausstellung. Hier erfährt man z.B., dass Citroën das Auto ab 1952 auch in Belgien herstellte und der luxemburgische Markt von da aus beliefert wurde. Das war von Vorteil, da diese Modelle komfortabler und besser ausgestattet gewesen seien sollen als die französischen.

So hatten sie z.B. ab 1953 bereits Blinker, die französischen anscheinend aber erst im darauf folgenden Jahr. 1988 wurde – ebenfalls in Belgien – ein Sondermodell in 1.000 Exemplaren angefertigt: Die „2CV Perrier“ war mit einem Kühlschrank ausgestattet und war nur in Belgien und Luxemburg erhältlich. Die Ausstellung „70 Jahre 2CV“ zeigt zwar nur ein halbes Dutzend „Enten“, darunter eine aus der Zeit, als sie in Grün für die luxemburgische Post im Einsatz waren, doch erfährt der Autofan interessante Details über das Kultauto. Die Ausstellung ist bis zum 7.10. zu sehen. Die nächste thematische Ausstellung öffnet Anfang November. Sie wird Alfa Romeo gewidmet sein.

* Quelle: Deiwelseter – Edition spéciale, 2004

Den Hl. Christophorus vun der grenger Partei
11. August 2018 - 17.01

Richtig so, Autos gehören ins Museum. Freie fahrt den Radfahrer.