Benzin im Blut und der richtige Look vor der Haube: Aus „Luxembourg Cult Vehicles“ wird „Kiwanis History Vehicles“

Benzin im Blut und der richtige Look vor der Haube: Aus „Luxembourg Cult Vehicles“ wird „Kiwanis History Vehicles“

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Der Geruch von Benzin, das Schnurren alter Motoren, Kleider wie aus den Filmklassikern von Hollywood. Wenn ein ganzes Dorf in der Zeit zurückreist, dann kann es sich fast nur um ein Oldtimer-Festival handeln. Am kommenden Wochenende verfällt auch Lasauvage wieder dem Charme des 20. Jahrhunderts. Bereits zum 13. Mal findet hier ein internationales Treffen von Autoliebhabern statt – diesmal allerdings unter neuer Leitung und mit frischem Wind.

Von Laura Tomassini

Es ist ein Bild wie von einer Postkarte von früher.Fünf Männer, gekleidet in sandfarbene Overalls und Racing-Shirts, mit breitem Grinsen im Gesicht. Stolz posieren sie vor ihren Wagen: ein roter Alfa Romeo Giulietta Spider, Jahrgang ’58, und ein Jaguar XK 140 in Mittelmeerblau. Autos, die wohl eher selten durch die Straßen von Lasauvage cruisen. Am kommenden Samstag und Sonntag wird sich dies allerdings ändern, denn dann verwandelt sich der kleine Ort nahe der französischen Grenze in ein Paradies für Oldtimer-Fans. Ein paar Hundert glänzende Schlitten werden erwartet, wenn der Kiwanis Esch zum Treffen ruft. Es ist das erste Mal, dass der Service-Club das Festival organisiert – bestehen tut dieses schon seit 13 Jahren. Neue Energie und vor allem viel Dynamik, das versprechen die Organisatoren der diesjährigen Ausgabe.

„Bei uns im Club sind viele Mitglieder, die alte Autos besitzen. Man könnte es unsere kleine Schwäche nennen. Wir wollten allerdings kein Treffen nur für Oldtimer-Freunde, sondern ein Fest für die ganze Familie“, sagt Patrick Salvi. Der 59-Jährige ist selbst stolzer Besitzer mehrerer Retro-Flitzer, denn bei ihm fließt Benzin durch die Adern: „Ich bin eigentlich in der falschen Zeit geboren. Meine Welt ist die der 50er- und 60er-Jahre.“ Es ist das Gefühl von Nostalgie, die Erinnerung an die Kindheit, die die Liebe zu den Wagen zum Lodern bringt. „Mein Vater war Mechaniker und als kleiner Junge habe ich viel Zeit bei ihm unten in der Garage verbracht“, so Salvi. Sein Faible sind die Klassiker, die man aus Louis de Funès’ Filmen kennt: die Citroën DS, die Traction, der T1-Hippie-Bus von Volkswagen – „einfach populäre Wagen dieser Zeit“.

Noch richtig Auto fahren

Auch Club-Mitglied Marco Turci hat vor über 20 Jahren die Leidenschaft für das Blech von früher entdeckt. Sein erstes Fundstück – ein Fiat 1100, den er auch heute noch besitzt – kannte er aus dem Dorf, in dem er seine Kindheit verbrachte. Zu seiner privaten Sammlung hat sich mittlerweile noch das eine oder andere Prachtexemplar gesellt. „Damit fährt man noch richtig Auto, heute sind die Wagen PCs auf vier Rädern“, meint der 55-Jährige. Als Sohn italienischer Eltern kommen bei Turci natürlich nur „Landsmänner“ ins Haus. Seinen Spider hat Turci damals für 120.000 Francs erhalten: „Das war vor etwa zwölf Jahren. Das Auto war im Oktober 1958 ausgeliefert worden an einen Geometer aus Umbrien, nahe Perugia. Über verschiedene Wege war es dann in Frankreich gelandet und ich habe es in Lille einem älteren Herrn abgekauft.“

Um auch anderen die Geschichten der Oldtimer näherzubringen, soll das Event am Wochenende etwas ganz Besonderes werden. Fehlen darf dabei natürlich nicht der richtige Look. „Man muss das Auto als Ganzes ansehen und es historisch respektieren. Dazu gehört, dass auch der Fahrer sich seinem Wagen anpasst. Aus diesem Grund wollen wir die Besucher dazu animieren, sich im Stil der vergangenen Jahrzehnte zu kleiden“, verrät Salvi. Vintage-Kleider, eine alte Gulf-Tankstelle als Fotoecke, Picknick wie früher – all das soll zum perfekten Look des Festivals beitragen. Unterstützung bekommen die Kiwanis von den Hobbyfotografen der „Walfer Foto-Frënn“ sowie ganz speziellen Gästen. „An der Tanke können die Leute Fotos mit Pin-up-Modellen schießen lassen und anschließend auf USB-Sticks erhalten. Dann haben wir noch zwei Leichenwagen aus den 50ern, vor denen sogenannte ‚veuves joyeuses‘ herumlaufen und die Besucher um Geld anbetteln“, so Salvi.

Reklame von früher und die Antonow An-2

Gespendet werden die gesamten Einnahmen des Festivals für einen guten Zweck. Trotz dieses seriösen Hintergrunds dürfen eine ordentliche Portion Humor und vor allem viel Lebensfreude vor Ort erwartet werden, wie Turci erklärt: „Es gibt Foodtrucks, Musik und zwei Künstlerinnen aus Frankreich, die als ‚imitatrices visuelles‘ Legenden wie Édith Piaf und Amy Winehouse nachahmen.“ Ein Dorf besetzt vom Flair von früher also. Neben dem Oldtimer-Umzug von Télévie mit über 200 Autos und dem traditionellen „Cruising“ durch die umliegenden Dörfer stehen allerdings zwei weitere große Highlights auf dem Programm. Das erste ist die Ausstellung „Les murs qui parlent“ des Düdelinger Künstlers André Depienne, der in der desakralisierten Kirche des Dorfes Reklamen aus dem 20. Jahrhundert präsentiert. „Im Inneren der Kirche werden zudem alte Motorräder platziert und vielleicht stellen wir sogar einen Fiat 500 auf den Altar“, meint Salvi mit Augenzwinkern.

Eine „Sensatioun sonnergläichen“ ist allerdings der zweite Höhepunkt – wortwörtlich: „Es besteht die Möglichkeit, für 100 Euro mit einer Antonow An-2 zu fliegen. Das legendäre Flugzeug müsste vielen noch ein Begriff sein.“ Einige Plätze sind im Flieger noch frei, die Anmeldung erfolgt per Anruf unter der Telefonnummer 661 587 771. Doch nicht nur junge Sportkanonen sollen beim Kiwanis-Treffen auf den Geschmack kommen. „Wir haben einen Oldtimer-Bus organisiert, der die Bewohner der CIPA-Altenheime abholt und nach Lasauvage bringt. Schließlich hat die ältere Generation die Autos und Kleider noch in Wirklichkeit gesehen und kennt alles von früher“, so Salvi. Es wird also wahrhaftig ein Fest für die ganze Familie. Und ob Benzin in den Adern oder nicht, beim „Kiwanis History Vehicles Lasauvage 2019“ kommt wohl jeder auf seine Kosten – denn dem Charme vergangener Zeiten ist definitiv nur schwer zu widerstehen.

Info:

Samstag von 11.00 bis 19.00 Uhr

Sonntag von 10.00 bis 19.00 Uhr

Das ganze Programm unter www.history-vehicles.lu

Parkmöglichkeiten mit Navette-Verbindung gibt es am Rouden Haff in der route de Lasauvage sowie im französischen Saulnes bei der Société Casola. Besucher mit Oldtimer dürfen über die rue Principale ins Dorf einfahren.

Editpress/Claude Lenert

Alle haben sie ein gemeinsames Faible: Beim Kiwanis Club Esch sind Oldtimer schon fast ein Muss

Raymond Mack

 

Jacques Zeyen
27. August 2019 - 21.19

Siehe Kommentar unter " Rülpsende Kühe".