„Barcelona, das wär’s“: Laura Miller sorgt im Luxemburger Damenfußball für Wirbel

„Barcelona, das wär’s“: Laura Miller sorgt im Luxemburger Damenfußball für Wirbel

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Sie ist gerade einmal 17 Jahre alt und die Hoffnung des Luxemburger Damenfußballs: Laura Miller spielt für den FC Metz und träumt von einer großen Profikarriere.

Die Nummer 10 auf dem Rücken von Nationalspielerin Laura Miller ist kein Zufall. Zehner, wie ihr großes Idol Lionel Messi – das ist die Rolle der Metzerin. „Dieser Typ ist unmenschlich“, schwärmt sie. „Wie er das Spiel liest … Er dribbelt wie kein anderer …“ Parallelen gibt es jedenfalls: „Ich sage nicht, dass ich so spiele wie er, aber ich mag es, das Spiel aufzubauen und schätze mich als technisch stark ein.“ Ohne auf den Anpfiff des Länderspiels gegen Andorra zu warten, sagt auch Nicolas Schockmel, der bei der FLF für die Förderung des Damenfußballs zuständig ist: „Es ist eine Freude, ihr zuzusehen.“ Mit Bezeichnungen wie Energiebündel und „Schaffpäerd“ gab es viele Vorschusslorbeeren vom Vertreter des CA der FLF.

Anders als beispielsweise die Nationalspielerin Karen Marin steht Miller (noch) nicht oft im Rampenlicht, sondern arbeitet täglich hart in der Talentschmiede nahe der Landesgrenze an ihrer nächsten Karriere-Explosion. Der Wechsel zur U19-Auswahl der „Grenats“ war ein wichtiger Schritt in ihrer Planung: „Während der Fußball hier in Luxemburg noch als Freizeitbeschäftigung angesehen wird, kann ich in Metz unter professionellen Bedingungen trainieren. Das ist etwas ganz anderes.“

Mit vier zum Kicken

Den ersten Kontakt mit dem runden Leder machte sie bereits als Vierjährige. Damals schnappte sie sich die Fußballschuhe des älteren Bruders und flehte ihre Eltern an, sie in einem Klub einzuschreiben. Netty Thines und Roger Miller sehen ihrer Tochter an, wie sie auf dem Rasen aufblüht. „Es ist ihre Leidenschaft. Sie ist mit Leib und Seele dabei“, fasst die Mutter zusammen. Für die Eltern war damals kein Weg zu weit.

In Strassen durchläuft die junge Miller sämtliche Jugendkategorien mit den Jungs, ehe der erste Sprung auf der Karriereleiter 2016 folgt. Mit Junglinster schafft sie das Double. Die Metzer Ikone Nico Braun, Großvater eines ihrer besten Freunde, setzt daraufhin alle Hebel in Bewegung, um den Transfer zu seinem Herzensklub im Sommer 2018 unter Dach und Fach zu bringen. „Er hat mir ein Probetraining mit den Profis organisiert, woraufhin ich aufgenommen wurde.“

Kein Zuckerschlecken

Einmal im Ausbildungszentrum der Lothringer angekommen, ändert sich ihr Leben drastisch: „Ich trainiere fünfmal die Woche. Die ‚hygiène de vie‘ muss stimmen und das Ganze drumherum.“ Doch der Lohn für die Schufterei ist umso größer: „Mental bin ich viel stärker und auch insgesamt reifer geworden. Man wird täglich an seine Grenzen getrieben. Es ist diese Einstellung, die man braucht, um es ganz nach oben zu schaffen.“

Doch die ersten Monate in Metz entpuppen sich nicht gerade als Zuckerschlecken: Ausgerechnet in ihrem zweiten Saisonspiel erleidet sie eine schwerwiegende Knieverletzung. Noch bevor es sechs Monate später zum Comeback kommt, wirft sie ein Adduktorenleiden wiederum zurück. Der gestrige 2:1-Länderspielsieg stellte erst ihren dritten Einsatz der laufenden Saison dar.

Damit der Meniskus, an dem operativ ein Stück entfernt worden ist, nicht wieder zum Problem wird, haben ihre Eltern ihr zusätzliche Einheiten bei einem Stretching-Spezialisten organisiert. „Sie hat ein Ziel“, meint Netty Thines knapp. Dies sei der Grund, weswegen die tatkräftige Unterstützung aus dem Elternhaus nie zur Debatte stand.

Die Technik macht’s

Technisch dominierte Laura Thill am Freitag im Testspiel gegen Andorra trotz der mehrmonatigen Abwesenheit trotzdem. An beiden Offensivaktionen der ersten 25 Minuten war sie direkt beteiligt – und zeichnete sich als Vorlagengeberin für Da Silva aus. Nach 88 Minuten war Schluss: „Ich war am Ende, hatte Krämpfe in beiden Waden“, schmunzelt die ehrliche Offensivspielerin. „Sie sieht das Spiel, kann alles am Ball. Es handelt sich um eine sehr intelligente Spielerin“, resümiert Schockmel.

Ihr Umfeld ist sich sicher: Bleibt das Talent von weiteren Verletzungen verschont, ist der Weg zur Profikarriere frei. „Einmal bei den Profis in Metz anzukommen wäre ein dickes Plus, aber wenn ich es noch weiter schaffen könnte, umso besser. Ich möchte meine Ziele so hoch wie möglich stecken.“

Die nächsten Schritte sind bereits geplant: Ab August soll sie beim Trainingsauftakt nach und nach in den Profikader eingebaut werden – ein Debüt mit der A-Mannschaft ist nicht ausgeschlossen. Damit ist der Weg aber nicht zu Ende. Ganz oben auf der Wunschliste steht nämlich ein anderes Ziel: „Barcelona, das wär’s.“