Autofahrer, aufpassen: Die Gefahr von Wildunfällen steigt wieder

Autofahrer, aufpassen: Die Gefahr von Wildunfällen steigt wieder

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Am vergangenen Samstag kam es im Großherzogtum vermehrt zu Unfällen mit Wildtieren. Die Polizei ruft deswegen Autofahrer dazu auf, sich vor Wildschweinen, Füchsen und Co. in Acht zu nehmen. Dass die Tiere gerade jetzt mehr als sonst auf befahrene Straßen laufen, hängt mit der Jahreszeit zusammen.

Der Sommer neigt sich dem Ende zu und die Tage werden wieder kürzer. Das lockt das Wild früher aus seinen Verstecken. So früh, dass die Tiere dem Feierabendverkehr manchmal gefährlich nahe kommen. So erklärt Elisabeth Kirsch, Biologin bei „natur & ëmwelt“, die derzeit so häufig vorkommenden Unfälle, in die Wildtiere verwickelt sind. Dass es keine vollständige Datenbank zu Verkehrsunfällen mit Wildtieren gibt, ging Anfang des Jahres aus der Antwort von Infrastrukturminister François Bausch auf eine parlamentarische Anfrage des CSV-Abgeordneten Laurent Zeimet hervor. Hier hat sich inzwischen noch nicht viel geändert. Das liegt daran, dass es sehr schwer ist, diese Zahlen zu erfassen.

Ungenaue Zahlen

Die meisten Autofahrer fahren nach einem Wildunfall einfach weiter. Die Straßenbauverwaltung entsorgt zwar die Kadaver, führt hierzu jedoch keine Statistik. Die einzigen Zahlen, die es gibt, stammen von Unfällen mit Wildtieren, bei denen eine Person verletzt wurde und die Polizei ein Protokoll erstellte. Diese liegen laut Statec von 2014 bis 2017 allerdings nur zwischen einem und drei Unfällen pro Jahr.

Weil es alleine am Samstag schon zu sechs Zusammenstößen mit Wildtieren kam, erschließt sich schnell, dass die tatsächlichen Zahlen deutlich höher liegen. Auch die Versicherungs-Agence von Foyer in Esch hat in diesem Jahr bereits an die zehn Fälle dokumentiert. Die Straßenbauverwaltung ersetzt seit einiger Zeit alle beschädigten Katzenaugen am Straßenrand durch solche, an denen sogenannte Wildwarnreflektoren angebracht sind.

Blaue Blitze gegen Unfälle

„Dabei handelt es sich um eine Art kleinen, blauen Spiegel, der an der Seite des Katzenauges befestigt ist“, erklärt Paul Mangen, stellvertretender Direktor der Straßenbauverwaltung, gegenüber dem Tageblatt. „Fällt das Scheinwerferlicht eines vorbeifahrenden Autos darauf, leuchtet nicht nur der gewöhnliche Reflektor, um dem Fahrer den Straßenrand zu zeigen, sondern auch der blaue Reflektor. Dieser leuchtet allerdings in den Wald oder das Feld hinein.“ Das sei für die Tiere wie ein Blitz, der sie davon abhält, auf die Straße zu laufen. Dazu kommt, dass die Tiere blaues Licht als unruhig und gefährlich einschätzen. Das System habe sich in Deutschland bewährt, weshalb „Ponts et Chaussées“ die Innovation übernommen hat, so Mangen. Wie viele Katzenaugen mit blauen Reflektoren bereits an Luxemburgs Straßenrändern angebracht wurden, könne er jedoch nicht sagen: „Wir haben die neuen Katzenaugen auf Lager und ersetzen sie, sobald eines der alten kaputt geht. Um herauszufinden, wie viele das bisher waren, müsste man bei allen einzelnen Dienststellen nachfragen, und das wäre zu viel Aufwand.“

Neben den Katzenaugen kümmert sich „Ponts et Chaussées“ darum, dass Wildwechselstellen zusätzlich mit Gefahrenschildern versehen werden. Autobahnen sind im Prinzip komplett eingezäunt, sodass Wild nur über Verteilerkreuze auf die Autobahn gelangen kann. Wenn es trotz allem zu einer Kollision mit einem Tier kommt, ist der Fahrer verpflichtet, dies der Polizei zu melden. Bei den sechs Unfällen am Samstag ist zwar keiner der Fahrer verletzt worden, trotzdem gilt derzeit besondere Vorsicht beim Autofahren – vor allem an Waldrändern oder Feldern.


Das rät die Polizei

Um Unfälle mit Wildtieren zu vermeiden:
– Langsam fahren bei Warnung durch Schilder, die vor Wildwechsel und Treibjagden warnen.
–  Erhöhte Aufmerksamkeit auf Straßen, die durch Wälder oder an Feldern entlang führen.
–  Stets mit mehreren Tieren rechnen, Wildschweine und Rehe sind Rudeltiere.
–  Trifft man auf Wild auf der Fahrbahn: bremsen, hupen und abblenden.
–  Wenn eine Kollision unabwendbar scheint, sollte man so stark wie möglich abbremsen, Lenkrad in Geradeausstellung festhalten und keine abrupten Lenkbewegungen sowie hektischen Ausweichmanöver machen.

Wenn es zu einem Unfall gekommen ist:
Nach einem Zusammenstoß ist zunächst auf Eigensicherung zu achten (Warnweste anziehen). Anschließend muss die Unfallstelle abgesichert (Warnblinkanlage einschalten, Warndreieck aufstellen) und die Polizei informiert werden.

Schadensregelung bei Wildunfall:
Die Folgeschäden im Fall eines Wildunfalls an einem beteiligten Fahrzeug reichen von leichten Kratzern bis zum Totalschaden. Die meisten Versicherungen decken über ihre Autoversicherungspakete diese Schäden zum Teil ab.

Sollte jedoch die Versicherung nicht greifen, können Mitglieder des Automobilclubs Luxemburg (ACL) bis zu einem Höchstbetrag von 500 Euro entschädigt werden, jedoch nur unter Vorlage einer quittierten Werkstattrechnung und einer von der Polizei ausgestellten Wildunfall-Bescheinigung.

Dies gilt allerdings nur für Wildunfälle, die sich innerhalb der Landesgrenzen ereignet haben.