Ausstellung: „Hard Truths“ zeigt Arbeiten von Fotoreportern in Krisengebieten

Ausstellung: „Hard Truths“ zeigt Arbeiten von Fotoreportern in Krisengebieten

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In einer Ausstellung in Luxemburg-Stadt werden die Bilder von fünf Fotojournalisten der New York Times gezeigt. „Hard Truths“ soll die bitteren Wahrheiten erzählen, die den Alltag in Krisengebieten beherrschen – Realitäten, die sonst unbeachtet bleiben. 

Ein Bild sagt mehr als Tausend Worte. Doch bei vielen der in der Ausstellung „Hard Truths“ (bittere Wahrheiten) gezeigten Fotos bleibt der Betrachter sprachlos, weil sich das Gezeigte oft nicht in Worte fassen lässt. Nicht alle diese Bilder wurden auch in der NYT abgedruckt. Ein Foto zeigt beispielsweise eine Frau in einer Blutlache inmitten von Abfalltüten, ein anderes die Leiche eines Mannes. Sie sind nur zwei der 57 leblosen Körper, die der australische Fotoreporter Daniel Berehulak während seiner 35-tägigen Reise in die Philippinen fotografierte – hierfür suchte er 41 Tatorte auf und lichtete sie ab. Die Ermordeten sind dem Anti-Drogen-Krieg von Präsident Rodrigo Duterte zum Opfer gefallen.

Duterte geht hier mit äußerster Härte vor – und nutzt hierfür Todesschwadronen.
Die in Venezuela lebende Amerikanerin Meridith Kohut hat den Aufstand gegen die Regierung Maduro in Bildern festgehalten. Neben den Aufständischen hat Kohut auch die Not in den Krankenhäusern dokumentiert. Der Ire Ivor Prickett verbrachte indes 2017 lange Zeit in der irakischen Stadt Mossul und widmete sich dort dem „Ende des Kalifats“. Auch er zeigt zahlreiche Schockmomente.

Die Iranerin Newsha Tavakolian befasste sich in ihrer Fotoreihe „Stress and Hope in Tehran“ mit den Auswirkungen der Sanktionen gegen ihr Land. Sie fotografierte Menschen im Alltag, ganz oft im Halbdunkeln, was den Porträtierten einen Hauch Hoffnungslosigkeit verleiht. Die Ausstellung vom chilenischen Fotografen Tomás Muníta zeigt Bilder von „Kuba an der Schwelle zum Wandel“ – Fotos, die vor allem das Kuba abseits von Sonne, Meer und amerikanischen Oldtimern beleuchten. Das Cercle Cité zeigt diese Expo zusammen mit der „Foundation for the Exhibition of Photography“. Obwohl fast alle Bilder die bittere Realität zeigen, liegt ihnen auch eine gewisse Ästhetik zugrunde. Bei einigen wird man durch das Farbenreichtum der Bilder fast vom Thema abgelenkt.

Ästhetik des Grauens

Die Verantwortlichen der Ausstellung sind sich dieser Problematik bewusst. Im Pressetext der Expo geht ausdrücklich von der Gefahr die Rede, menschliche Tragödien könnten ästhetisiert und in Kunst verwandelt werden. Und es wird darauf hingewiesen, dass jedes dieser Fotos einen anderen Eindruck vermittelt – je nachdem, ob es in der Zeitung, auf einem Smartphone oder in einem Museum betrachtet wird. Ziel der Ausstellung ist es, auf die Bedeutung des Fotojournalismus hinzuweisen, da dieser dazu beiträgt, eine komplexe Welt besser zu verstehen. Seine allererste Aufgabe sei es, Zeuge zu sein. An einer Wand des Cercle Cité steht folgender Satz: „Journalisten geben vielen Menschen eine Stimme, Fotojournalisten geben dieser eine Gestalt und setzen sie in einen Kontext.“ Doch es wird auch darauf hingewiesen, dass dem Fotojournalismus Grenzen gesetzt sind. Die Veranstalter bringen es mit einer Aussage auf den Punkt: „Die Arbeit der Fotografen setzt keinem Leid ein Ende, aber es wird zum Ausdruck gebracht.“

Es gibt einen weiteren Grund, solche Bilder in einer Galerie zu zeigen. Die Arbeit der Fotografen werde damit aufgewertet, sagt Arthur Ollman, einer der Kuratoren der Ausstellung. Man müsse bedenken, dass die Fotografen oft ihr Leben riskieren, um den Menschen Fotos von Ereignissen zu liefern, von denen sie sonst keine Kenntnis nehmen würden. Zudem müssten sie oft erst das Vertrauen ihrer „Modelle“ erlangen, da diese häufig in einem Umfeld leben, in dem das Überleben davon abhänge, ob man jemandem vertraut oder nicht. Damit setzten sie auch manchmal deren Leben aufs Spiel.

Ollman ist sich jedoch bewusst, dass die Fotos immer nur einen Teil der Realität abbilden. Die Wirklichkeit wird erstens durch das Foto auf den Bruchteil einer Sekunde reduziert, zweitens ist es die Sichtweise des Fotografen, die uns dargeboten wird. Wir müssen uns auf die Aussagen des Fotografen verlassen und darauf, was er abgelichtet hat. Was zu einem anderen Problem führt: dem des Missbrauchs von Fotos für andere Zwecke als demjenigen, für die sie eigentlich gedacht waren.

Lesen Sie hierzu auch das Editorial von Claude Molinaro.

Im Bilde sein: Wir brauchen mehrere Sichtweisen der Dinge