Auf den Punkt mit … Ben Vogel (Progrès Niederkorn)

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In unserer Rubrik „Auf den Punkt mit …“ fühlen wir Akteuren aus der BGL Ligue etwas anders auf den Zahn. Der Niederkorner Ben Vogel sprach über Kaiserslautern und Gesangskarriere.

Tageblatt: Anscheinend fängt der frühe Vogel den Wurm?

Ben Vogel: Ich bin Student und das bedeutet, dass es auch vorkommt, dass ich länger schlafe. Derzeit sind Ferien, also würde ich einfach mal sagen: Der frühe Vogel kann mich mal.Was erhoffen Sie sich denn von Ihren Studien?Ich studiere Sport-Management an der „Lunex“ in Differdingen. Das ist eigentlich super praktisch. Ich hatte bereits in Trier einen ersten Uni-Versuch gestartet, aber das ging mächtig in die Hose. Nächstes Jahr werde ich mein Bachelor-Studium abschließen und sehen, wie es weitergeht. Das besagte Sport-Management-Milieu ist in Luxemburg ja noch nicht wirklich ausgereift. Managen, koordinieren, organisieren, diese Dinge liegen mir. Ich bin da sehr flexibel.

Sie sind nicht nur ein Vogel, sondern auch ein Spaßvogel. Welchen Teamkollegen kann man besonders gut aufziehen?

Ich verbringe viel Zeit mit Yannick Bastos, dem „kleinen Portugiesen“, wie ich ihn nenne. Wir sind sogar an der Uni in der gleichen Klasse. Meine Witze sind meist spontan und gerne auch unter der Gürtellinie. Wenn jemand über meine Füße fällt, muss er sich das auch zwei Jahre anhören.Ihr jüngerer Bruder Dylan ist Torwart (zuletzt Mertert/Wasserbillig) geworden. War das früher die logische Vorgehensweise, den Kleinen ins Tor zu stellen?Er hat gerade eine kleine Pause eingelegt und geht nach Köln. Man hat ihn in den letzten Tagen sogar bei Eldoradio in seiner eigenen Sendung schnattern gehört. Als Kind war er ebenfalls Feldspieler. Doch als bei der „Journée du football“ in Ettelbrück damals ein Keeper fehlte, hat ihn der Coach ins Tor gestellt. Daraufhin wurde er sogar vom Nationaltrainer angesprochen. Danach haben wir nie wieder streiten müssen, wer die Handschuhe überstreifen müsste.

Luxemburg hat mit Maître Gaston Vogel einen Promi mit dem gleichen Namen. Ein Familienangehöriger?

Nein. Das werde ich oft gefragt. Wir haben allerdings eine Gemeinsamkeit: Wir sind beide sehr direkt. Genau wie ich bringt er die Sachen gerne auf den Punkt. Meine Freundin ist davon allerdings nicht immer so begeistert.

Nach einem russischen Doppelpack (Olivier Thill, Aleksandre Karapetian) hat der Progrès zwei Spieler in die Ukraine (Marvin Martins, Tim Hall) transferiert. Haben Sie auch ein Auge in Richtung Osteuropa geworfen?

Ich gehe nicht davon aus, dass es in meinem Fall zu einem Transfer in den Profibereich kommen wird. Es wäre jedenfalls eine Überraschung. Vor allem „Oli“ spielt jetzt in einer Ecke, in die man selten hinkommt. Spontan besucht man ihn wohl nicht, das tendiert ja schon in Richtung Weltreise.

Was hat es mit den Kisten Bier auf sich, die Ihnen auf Facebook versprochen werden?

Ich bin ja extrem torgefährlich (2 BGL-Ligue-Tore in 169 Spielen). Man kann mich nicht unbedingt als einen Ronaldo beschreiben. Einige Kollegen meines Vaters, allen voran Dan Schneider (der sich um die „Buvette“ des Progrès kümmert), haben mir einen Kasten Bier versprochen, sollte ich endlich das erste Meisterschaftstor für Niederkorn machen. Mittlerweile haben sich sogar sechs Leute gefunden, die mitgewettet haben. Ich habe zwar im Pokal getroffen, doch sie haben bereits nach Entschuldigungen gesucht, um mir nichts spendieren zu müssen. Toreschießen ist ja nicht meine Rolle, aber ich habe mir vorgenommen, in dieser Saison zwei- oder dreimal zu treffen. Ich will jetzt nicht zu hoch stapeln, aber drei könnten drin sein. Keine Ahnung, was der Trainer zu der Party sagen würde, die ich dann feiern könnte …

Sie werden wohl weder als Tormaschine noch als Rüpel in die Geschichtsbücher eingehen. Erinnern Sie sich an Ihre einzige Rote Karte?

Die hat mir damals (im Rosport-Trikot) mein Freund Frank Bourgnon gegen Mondorf gezeigt. Er wohnt nur ein paar Straßen von mir entfernt in Roodt/Syr. Nach der Partie haben wir darüber gesprochen. Der Platzverweis war völlig berechtigt. Ich hatte einen Gegenspieler am Trikot gezogen und einen Elfmeter verschuldet. Eigentlich hätte ich ihn richtig umbiegen sollen …

Sie stammen aus dem Osten, haben zuvor in Rosport gespielt: Was schmeckt Ihnen besser, Rosporter oder Bofferding?

Schwere Frage, aber wohl eher Bofferding. Ich fühle mich überall wohl. Der einzige Nachteil ist, dass es in Niederkorn keinen Campingplatz zum Übernachten gibt. Damals kam es schon mal vor, dass mein Bruder und ich dort im VW-Camper unserer Eltern geschlafen haben, anstatt uns nach einem „Bier zu viel“ hinters Steuer zu setzen.

Wie beeindruckend ist es, wenn man hört, dass ein Spieler von Dortmund (Kempes Tekiela) zum Verein wechselt?

Das vermittelt vor allem eines: dass wir in der Lage sind, Spieler dieses Kalibers zu verpflichten. Man merkt einfach, dass er eine andere Fußballschule durchlaufen hat. Ich bin ein Fan der deutschen Mentalität.

Und der Bundesliga?

Es ist eine der einzigen Ligen, die mich interessieren. Die Stimmung ist top, das ganze Drumherum sehr sympathisch. Und das sage ich als Fan von einem Team, das mittlerweile in der dritten Bundesliga spielt, Kaiserslautern. Ich verstehe Leute nicht, die eine Mannschaft unterstützen, die sie nicht selbst im Stadion sehen. Bis auf den Betzenberg ist es nur ein Katzensprung und die Stimmung dort ist sogar jetzt einfach immer klasse.

Finden Sie noch die Zeit für das klubinterne Managerspiel?

Bis gestern hatte jeder Zeit, seine Bundesligamannschaft inklusive Ersatzspieler für die Hinrunde aufzustellen. Anhand der Noten des Kicker wird gerechnet. Zu gewinnen gibt es die berühmte goldene Ananas. Darüber haben wir uns in den letzten Tagen alle sehr den Kopf zerbrochen. Ich habe das Ganze organisiert und die ersten 15 Mitspieler ins Boot geholt. Es kamen noch ein paar Kollegen dazu, Basketballspieler. Ich kann mir auch schon vorstellen, dass wieder einer von denen gewinnt, weil sie am wenigsten Ahnung haben.

Wenn alle Stricke reißen, bleibt Ihnen ja noch die Gesangskarriere …

Ich musste damals, wie alle andern auch, etwas beim Aufnahmeritual singen. Metin Karayer und ich haben eine Riesen-Show abgeliefert, sodass wir jedes Jahr unsere Songs auf ein Neues präsentieren. Bei Metin handelt es sich um ein türkisches Lied, ich singe „Stand By Me“. Es kommt auch mal vor, dass wir es im Bus gemeinsam anstimmen. Es ist irgendwie auch eine Art Eisbrecher für die Neuen.