„Assises du commerce“ in Düdelingen: Zusammenspiel von Handel und Politik

„Assises du commerce“ in Düdelingen: Zusammenspiel von Handel und Politik

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Dem Einzelhandel in den Innenstädten geht es nicht gut. Das war den „Assises du commerce“ am Donnerstag zu entnehmen. Für die Verbesserung der Situation scheint es keine Patentlösung zu geben. Doch ein Zusammenspiel von Politik und Handel ist für die Zukunft unabdingbar.

„Der Einzelhandel ist das Rückgrat einer lebendigen Stadt“, sagte Bürgermeister Dan Biancalana (LSAP) am Donnerstag während der ersten „Assises du commerce“ vor mehr als 150 Zuhörern. Es sei eine Zusammenarbeit zwischen öffentlicher und privater Hand. Es gelte, sich klar zu positionieren, um den Einzelhandel zu stärken. Die Stadt Düdelingen hat sich deswegen das Branding „On dirait le Sud – Liewe wéi am Süden“ gegeben, mit dem dazugehörigen Blog und eine Kampagne über die sozialen Netzwerke. Seit drei Wochen ist Claude Leners der City-Manager der Stadt Düdelingen. Möglichkeiten und Mittel, wie die Situation verbessert werden könnte, sollten am Donnerstag in der dreistündigen Tagung aufgezeigt werden.

Dazu ergriffen Vertreter der CLC („Confédération luxembourgeoise du commerce“) das Wort wie auch Dirk Matthiessen, der seit 20 Jahren als City-Manager tätig ist. CLC-Direktor Nicolas Henckes fand deutliche Wort zur aktuellen Situation des Einzelhandels. Den Geschäften in den Innenstädten gehe es nicht gut. Viele Klein- und Mittelbetriebe machten im Durchschnitt keinen Gewinn mehr. Mittlerweile stehe vieles bereit, um den Unternehmen zu helfen. Doch geholfen werde nur denjenigen, die auch bereit dazu seien, sich zu ändern, gab er den Zuhörern mit auf den Weg. Es bliebe keine Zeit mehr, um jemanden zu überzeugen. Ein weiteres Thema, das er ansprach, waren die Öffnungszeiten. Hier müsse eine Liberalisierung möglich gemacht werden. Jedes Geschäft befinde sich je nach Lage in einem anderen Fall.

Im Anschluss diskutierten Einzelhändler aus Düdelingen, Luxemburg und der Großregion über die Entwicklung des Geschäftslebens in den letzten fünf Jahren, darüber, wie die Attraktivität gesteigert werden kann und über die einzelnen Sichtweisen zu den Öffnungszeiten. Klar war am Donnerstag auf jeden Fall, dass dies nicht die letzten „Assises“ dieser Art waren, sondern in regelmäßigen Abständen weitergeführt werden sollen.


Die Rolle des City-Managers

Dirk Matthiessen kann auf 20 Jahre Erfahrung im Bereich des Stadtmarketings zurückblicken. Momentan arbeitet er bei der deutschen Stadt Iserlohn. Die Rolle eine City-Managers besteht in der kommunikativen Stadtentwicklung, in der Inszenierung des öffentlichen Raums und in der Bildung von Handelsstrukturen. Hinzu kommen noch viele weitere Aktivitäten. Die Städte müssten sich selbst hinterfragen und die Situation analysieren, sagt er. „Das Wichtigste ist das Signal zu geben, dass die Stadt etwas tut, dass sich das Stadtmarketing kümmert.“ Das Marketing kann einen Imagewandel einer Stadt durch Markenbildung vollziehen. Diese Marke könne dann durch Veranstaltungen kommuniziert werden. Leerstandsmanagement ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil. „Nichts ist schlimmer, als nur öde Fassaden zu sehen.“ Deswegen sei die Zwischennutzung von leer stehenden Geschäftslokalen so wichtig. „Es muss wieder Leben in die Räumlichkeiten gebracht werden.“

Bei der Gestaltung der Innenstädte sei das Angebot der Geschäfte ein wesentlicher Faktor. „Jeder muss sich fragen, wie das Angebot und Sortiment aussieht.“ Es sei wichtig, die Kundenbindung auch online zu schaffen. In Sachen Öffnungszeiten sieht Matthiessen keine einheitliche Lösung.


Die Kräfte bündeln

Bei der Gesprächsrunde zu den kommenden Herausforderungen trafen Einzelhändler aus verschiedenen Branchen zusammen. Neben Alain Clément, Optiker und Präsident des Düdelinger Geschäftsverbandes, kam auch Gilbert Brosius, Direktor der Modekette „Calliste“, zu Wort. Die beiden weiteren in der Runde waren Philippe Cousin, Direktor der Cousin-Gruppe, und Yo Raymaekers, Benelux-Einzelhandelsmanagerin für die Marke „L’Occitane en Provence“. Die Entwicklung der letzten fünf Jahre schätzt Gilbert so ein, dass viele Innenstädte wie ausgestorben scheinen. „Die ganze Arbeit ist für die Katz, wenn wir nicht überlegen, was wir hier machen.“ Durch die vielen Kaufhäuser würden die Innenstädte unter Druck gesetzt.

Für Alain Clément müssen diejenigen im Einzelhandel, denen es gut geht, jetzt für die einstehen, denen das Wasser bis zum Hals steht. „Wir müssen uns alle zusammen um die Probleme kümmern.“ Dann habe die Geschäftswelt ihren Teil dazu beigetragen. Dieser Meinung war auch Yo Raymaekers: „L’union fait force.“ Obwohl „L’Occitane“ eine Kette mit drei Filialen ist, habe sie sich stets an die jeweiligen Verbände gewandt. Beim Thema Öffnungszeiten der Geschäfte scheint es keine einfache Lösung zu geben. Hier hatte keiner der vier ein Patentrezept parat. Doch einig waren sich alle zum Abschluss, dass es jetzt gelte, zusammenzustehen, da sich in Zukunft vieles ändern wird und die anderen Händler nicht als Gegner, sondern als Mitstreiter gesehen werden müssen.


Das Handelskataster

Düdelingen hat die Assises mit der „Confédération luxembourgeoise du commerce“ (CLC) und dem Düdelinger Geschäftsverband organisiert. CLC-Direktionsmitglied Claude Bizjak präsentierte das Pilotprojekt des Handelskatasters, das zurzeit mit Düdelingen durchgeführt wird und in nächster Zeit im nationalen Rahmen funktionieren soll.

Hiermit sollen beispielsweise Daten darüber bereitgestellt werden, wie viele Kleider hierzulande verkauft werden oder wie viele Bäcker es gibt. Mittlerweile werden 7.600 Objekte im Kataster aufgeführt. Es wird alles abgedeckt, was handelsrelevant ist, also für eine Stadt attraktiv sein könnte. „Wenn wir dem Handel helfen wollen, dann muss das in den Städten passieren.“ Die Gemeinden müssten sich gerade in puncto Leerstandsmanagement verantwortlich fühlen. Mit dem Kataster könnten nationale Tendenzen herausgelesen werden. Denkbar sei auch eine spezielle Webseite für Pop-up-Stores. Es müsste eine nationale und kohärente Diskussion mit dem Handel und den Ministern geführt werden. Dieses Kataster sei nur ein kleiner Teil eines Puzzles.

Lesen Sie auch den Kommentar zu dem Thema.

Laird Glenmore
26. April 2019 - 10.31

Dann sollte man mal aufhören den großen Unternehmen wie CORA, AUCHAN, CACTUS, BATISELF und so weiter Baugenehmigungen zu erteilen, man will alles konzentrieren einkaufen in der Mall wo man alles unter einem Dach bekommt, das bringt Gewerbesteuer, schafft Arbeitsplätze, Grundstücksbesitzer werden immer reicher und der kleine Mann ( Einzelhandel ) in der City geht vor die Hunde, weil die Mieten, sofern kein Eigentum, immer teurer werden aber kein Umsatz da ist. Die Schuld für diesen Zustand ist bei den Stadt - oder Gemeindeverwaltungen zu suchen, nicht bei den Einzelhändlern. Wenn ich z.B. in Esch/Alzette einen Stecker brauche bekomme ich mit viel Glück einen, bei drei muß der Einzelhändler bestellen nicht auf Lager im Batiself liegen 100 Stück im Regal für die Hälfte des Preises ist zwar meistens Schrott aber ich kann sie kaufen und das ist so in vielen Bereichen. Der Einzelhandel wird Systematisch von den Großen in Zusammenarbeit mit den Städten und Gemeinden kaputt gemacht, Brot an Tankstellen, neuerdings Backautomat auf dem Friedhofsparkplatz usw.usw.. Kein Schwätzchen mehr mit dem Bäcker oder dem/der Verkäufer/in denn in den großen Mall´s ist Umsatz orientierte Fließbandarbeit angesagt, dreißig Artikel pro Minute über den Scanner ziehen wer das Soll nicht erfüllt bekommt eine Abmahnung danach Entlassung, tolle Gesellschaften. Ich unterstütze nach Möglichkeit den Einzelhandel meiner Gemeinde sowie die Händler auf dem Wochenmärkten, alles andere ist mir zu unpersönlich.