Per Drachen durch die Eiswüste: Der Luxemburger Extremsportler Patrick Peters ist zurück aus Grönland

Per Drachen durch die Eiswüste: Der Luxemburger Extremsportler Patrick Peters ist zurück aus Grönland

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Er ist wieder da. Nach seiner bis dato anspruchsvollsten Polarexpedition hat der Luxemburger Extremsportler Patrick Peters wieder heimischen Boden unter den Füßen. Der 53-Jährige lässt seine Grönland-Mission Revue passieren und erzählt über seine Erfahrungen im ewigen Eis.

Von Steve Peffer / Fotos: privat

Vor seiner Abreise Anfang Mai berichtete das Tageblatt über Patrick Peters’ bevorstehende Süd-Nord-Traverse Grönlands, die ihn bis zu 40 Tage lang über 2.300 Kilometer mit dem Kite durch die schier endlose Schneewüste der größten Insel der Welt führen sollte. Die brennende Frage nach einer derartigen Unternehmung lautet natürlich: Wie war’s? „Es war großartig! Wir haben die Expedition in einer sehr guten Zeit vollendet und ich bin sehr stolz, dies geschafft zu haben“, so das Fazit von Peters. Aber was genau hat er da eigentlich geleistet?

 


Am 7. Mai erreichten Patrick Peters (Link zu seiner Website) und sein Trainer Carl Alvey die Stadt Narsarsuaq im Süden Grönlands, wo ihr Container mit Ausrüstung und Proviant bereits wartete. Nach den letzten Vorbereitungen erfolgte fünf Tage danach schließlich der Flug per Helikopter auf die Eiskappe zum Startpunkt der Odyssee, 1.500 Meter über dem Meeresspiegel. Patrick Peters erläutert den Verlauf der Strecke: „Die ersten 800 Kilometer führten uns zur früheren amerikanischen Radarstation DYE-2. Diesen Streckenabschnitt wollten wir in etwa der Hälfte der geplanten Zeit schaffen.“

Folglich war genauso viel Zeit für den restlichen, fast doppelt so langen Teil der Strecke bis nach Qaanaaq im Nordwesten vorgesehen. Zur Fortbewegung im Eis dient ein sogenannter Kite, eine Art Segeldrachen, der den Fahrer auf Skiern mitsamt seines Proviantschlittens durch Windkraft vorwärts zieht.

Dem Kiter wird alles abverlangt

Eine gelungene Kite-Fahrt erfordert jahrelanges Training, schließlich weht der Wind praktisch nie perfekt in Richtung Ziel und somit werden dem Kiter extreme Körperbeherrschung und ein gutes Einschätzungsvermögen der Wetterverhältnisse abverlangt, um trotzdem voranzukommen.

Auch die Auswahl des richtigen Kites ist entscheidend. Bei idealen Bedingungen können rund 140 Kilometer pro Tag zurückgelegt werden. Weht der Wind jedoch mit mehr als 80 oder weniger als 7 Kilometern pro Stunde, ist die Weiterfahrt unmöglich und die Abenteurer müssen im Zelt ausharren.

Trotz einiger Startschwierigkeiten zeigte die Natur ihre gute Laune und erlaubte Peters und Alvey, die Station DYE-2 in nur zwölf Tagen zu erreichen, wesentlich schneller als erwartet. Danach folgten allerdings Tage mit heftigen Schneestürmen und anschließender Windstille. „Es war ein ständiges Auf und Ab. Manchmal erlaubte uns das Wetter satte 170 Kilometer, an anderen Tagen legten wir nur schlappe 10 Kilometer zurück“, so Peters.


Doch das Beste kommt bekanntlich immer zum Schluss, so schaffte das Team am letzten Tag 220 Kilometer ohne Unterbrechung und erreichte nach genau 30 Tagen sein Ziel. Mission erfolgreich abgeschlossen. Schätzungen zufolge haben aktuell wahrscheinlich weniger als 50 Menschen die Süd-Nord-Traverse durch Grönland geschafft. Zum Vergleich: Allein in der vergangenen Saison wurde der Mount Everest von insgesamt 885 Menschen bestiegen.

Bewusstsein für Polargebiete schaffen

Die Längsdurchquerung Grönlands diente Patrick Peters unter anderem als Teil der Vorbereitung auf sein eigentliches großes Ziel: die Traverse der Antarktis im Jahr 2022. Bis dahin möchte er verschiedene Techniken bei extremen Wetterbedingungen bis ins Detail perfektionieren. Nur den wenigsten ist bewusst, welche Leistungen ein Polarsportler vor und während einer Expedition erbringen muss.

„In Luxemburg haben sich Polarexpeditionen noch nicht wirklich als Sportart durchgesetzt. Dabei bereite ich mich wie jeder andere Athlet minutiös auf meinen Saisonhöhepunkt vor, mit dem einzigen Unterschied, dass mein Kontrahent kein Mensch, sondern die Natur ist.“

Mit seinen Expeditionen möchte der 53-Jährige zudem ein verstärktes Bewusstsein für den Schutz der Polargebiete schaffen und Jugendliche motivieren, diese Regionen einmal selbst zu besuchen. „Warum soll man sich um schmelzende Polkappen scheren, wenn man nie dort gewesen ist? Erst wenn man die Schönheit der Polarregionen mit eigenen Augen gesehen hat, wird einem das Ausmaß des Klimawandels wirklich bewusst.“ Patrick Peters plant im kommenden Schuljahr, Schülern mittels Vorträgen seine Erlebnisse näherzubringen.