Als Luxemburgs Politik stillstand: Vor einem Jahr starb Camille Gira

Als Luxemburgs Politik stillstand: Vor einem Jahr starb Camille Gira

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Es war der späte Nachmittag des 16. Mai 2018, als Camille Gira bei einer Rede während einer Debatte in der Chamber zusammenbrach. Der 59-jährige Staatssekretär und Grünenpolitiker hatte über das geredet, was ihm während seiner gesamten politischen Laufbahn wohl am wichtigsten war: den Naturschutz. Wenig später starb Gira im Krankenhaus.

Bereits eine Dreiviertelstunde vor Beginn der Trauerfeier drei Tage später waren die 200 Plätze für die Gäste besetzt. Am Ende kamen mehr als 1.000 Menschen. Neben den Regierungskollegen Giras, dem Parlamentspräsidenten, EU-Kommissionpräsident Jean-Claude Juncker und vielen Abgeordneten, Parteikollegen und Freunden kamen auch viele Bürger der Gemeinde Beckerich: 23 Jahre lang stand Gira dem Schöffenrat der Gemeinde im Westen Luxemburgs als Bürgermeister vor.

Trauerfeier für einen Perfektionisten

Wie seine Ehefrau Simone während ihren Abschiedsworten an ihren Mann verriet, hatten die beiden noch vor kurzem über den Tod und die Art und Weise des Abschieds geredet. Camille Gira hatte sich eine Feier im Kulturzentrum vorgestellt, viele Freunde sollten dabei sein, André Mergenthaler sollte spielen, die Chorale singen und ein anschließendes Glas sollte es geben. Alles geschah genau so: Den Perfektionisten Gira hätte es erfreut.

Gira wurde am 2. Juni 1958 in Luxemburg-Stadt geboren. Der ehemalige Fluglotse gehörte der Grünen-Partei seit der Fusion der beiden verfeindeten GLEI und GAP Anfang der 1990er Jahre an. Die 1983 gegründete Partei hatte sich 1985 wegen interner Divergenzen gespalten. Gira nahm aktiv an den Verhandlungen zur Fusion dieser zwei aus der Spaltung hervorgegangenen Parteien teil. Er ließ keine Zweifel daran, dass er in „déi gréng“ eintreten werde, sollte es zum Zusammenschluss kommen.

Seit 1994 in der Chamber

„déi gréng“ sollten dann 1994 erstmals geschlossen in die Wahlen gehen und dabei fünf Mandate gewinnen. Zu den Gewählten gehörte auch Camille Gira, der seitdem immer wieder ins Parlament gewählt werden sollte. Bereits zuvor hatte Gira auf einer unabhängigen Liste im Wahlbezirk Norden kandidiert. Mit auf der Liste: der spätere CSV-Abgeordnete und -Minister Marco Schank.

Im Dezember 2013 wurde er Staatssekretär für Nachhaltige Entwicklung und Umwelt. Gira war ein äußerst geselliger Mensch. Insbesondere in der Parlamentsfraktion erfreute er sich größter Beliebtheit. Privat interessierte sich Gira vor allem für Handball. Von 2008 bis 2013 war er Präsident der „Fédération luxembourgeoise de handball“.

r.s./sen

 

 

 

 

rowo
16. Mai 2019 - 13.46

Camille Gira war einer unserer engagiertesten, kompetentesten und glaubwürdigsten Politiker. Ein Mann auf den Verlass war. Er fehlt sehr in unserer politischen Landschaft. Er starb in Ausübung seiner Aufgabe, die er als Pflicht sah.