Als ein Feuerwehrmann das Schloss in Differdingen beinahe niederbrannte

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Das Schloss in Differdingen beherbergt heute die Miami University. 1916 fiel es einem Großbrand zum Opfer. Die dort gelagerten Futtermittel hatten Feuer gefangen. Details.

Von unserem Korrespondenten Roby Fleischhauer

In der Nacht vom 17. auf den 18. Oktober 1916 schossen plötzlich hohe Flammen aus dem Dach des Schlosses empor. „Da hat wieder eine Bombe eingeschlagen“, dachten sich die Differdinger wohl. Man befand sich mitten im Ersten Weltkrieg und französische Flugzeuge versuchten meistens noch per Hand Bomben auf die Differdinger Stahlwerke zu werfen, die ja zu diesem Zeitpunkt deutsch waren und für das deutsche Heer produzierten.

Fliegeralarm während der Löscharbeiten

Die Franzosen, die vorwiegend nachts flogen, trafen selten ihr Ziel. Die Bomben fielen meist auf angrenzende Privathäuser, was die Bevölkerung jede Nacht in Angst und Schrecken versetzte. Doch diesmal waren nicht die Bomben schuld. Die Scheunen waren nämlich bis zum Rand mit Futtermittel gefüllt. Und dieses hatte Feuer gefangen. Aus den Lokalnachrichten der Zeitungen entnehmen wir, dass gegen 11 Uhr die Hütte Feueralarm auslöste. Da stiegen schon mächtige Rauchsäulen aus den Ökonomie-Gebäuden. Hier wurden Futtervorräte für 40 bis 50 Milchkühe gelagert.

Man vermutete, dass das Feuer durch einen Kurzschluss oder eine falsch gehäufte Grummeternte entstanden war. Zahlreiche Menschen fanden sich ein. Die deutschen Landsturmmänner halfen mit, das Vieh zu bergen. Es herrschte Panik. Die Löschgeräte der Hüttenfeuerwehr reichten nicht aus, um das schnell um sich greifende Feuer einzudämmen. Schnell sprangen die Flammen auf die mittleren Gebäude über. Bald brannte auch das „Casino“. Die Dächer der Gebäude krachten zusammen und die oberen Stockwerke gingen in Flammen auf.

Täter war ein Feuerwehrmann

In diesem Augenblick gab es zu allem Überfluss dann auch noch einen Fliegeralarm. Die Leute stoben auseinander. Doch der Alarm stellte sich glücklicherweise als falsch heraus. Man versuchte zumindest das „Casino“ zu retten, was mehr oder weniger gelang. Die Scheunen und Stallungen brannten bis auf die Grundmauern ab, die Vorräte waren nicht mehr zu retten.

Am folgenden Tag versuchten Hüttenarbeiter aufzuräumen. Das Ganze sollte wenigstens vor dem Winter wieder einigermaßen bewohnbar sein. Es herrschten Krieg, Hunger und Not unter den Einwohnern. Es war also nicht verwunderlich, dass im Dunkel der Nacht versucht wurde, sich noch Brauchbares aus dem Schloss anzueignen. Zwei Tage später gelang es der Polizei jedoch, einen großen Teil der entwendeten Gegenstände ausfindig zu machen. Die Objekte wurden beschlagnahmt. Den Beamten gelang es sogar, den Täter zu verhaften. Dabei handelte es sich um einen Feuerwehrmann, der bei der Feuersbrunst im Einsatz gewesen war.


Geschichtliches

Das Bauwerk blickt auf eine bewegte Geschichte zurück, die bis in die Zeit der ersten Differdinger Herrschaft – also ins 13. Jahrhundert – zurückreicht. Es war meist von der Zolver Herrschaft abhängig und sogar zeitweilig ihr Hauptsitz. Mit dem Tod von Antoine Gabriel d’Arnould et de Soleuvre im Jahr 1858, der auch zweifacher Bürgermeister von Differdingen war, endete die adlige Präsenz im Schloss.

Zuletzt gehörte es dem in Frankreich lebenden Baron Edouard de Cressac, der es vom 8. März 1870 an den Landwirt François Schroeder aus Oberkorn verpachtete. In einem Anbau durfte der Pächter sogar Branntwein herstellen. Es war ihm aber verboten worden, Mist im Schlosshof abzuladen.

Zum Anwesen gehörten damals schätzungsweise 3,2844 ha Wiesen und Gärten sowie ein Weiher. Der Vorgänger von François Schroeder war der Pächter Belot, der 1854 das Schloss vom Baron Célini de Cressac gepachtet hatte. Zu dieser Zeit wurde der hintere Teil des Bauwerkes für landwirtschaftliche Zwecke genutzt.

Am 19. November 1914 verkauften die noch lebenden Nachfahren der Familie De Cressac das Schloss an die „Deutsch-Luxemburgische Bergwerks- und Hütten-AG“. Diese hatte bereits 1902 dort ein „Casino“ eingerichtet.

1920 löste die Hadir („Société des hauts-fourneaux et aciéries de Differdange, St. Ingbert, Rumelange“) die deutschen Besitzer ab und übernahm damit auch das „Casino“. Bekanntlich folgten darauf Arbed und ArcelorMittal, welches jedoch kein Schloss brauchte, das nur Kosten verursachte und nichts mit der Produktion zu tun hatte. Die Gemeindeverwaltung mietete das Bauwerk daraufhin an und dann weiter an die Miami University.