Alex Laurent: Der schwierige Weg zum Basketball-Profi

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Wenn Luxemburg am Donnerstagabend im Gymnase der Coque auf Portugal trifft, stehen den FLBB-Herren zwölf Profispieler gegenüber. Nationaltrainer Ken Diederich kann mit Thomas Grün (Gladiators Trier/D) und Alex Laurent (Den Helder Suns/NL) hingegen nur auf zwei Spieler zurückgreifen, die ihr Geld als Profi-Basketballer im Ausland verdienen. Letztgenannter hat erst im vergangenen Jahr den Weg des Profis eingeschlagen und blickt auf Sinn und Zweck dieser Entscheidung zurück.

17. September 2016: Im letzten Spiel der Qualifikation für die EM 2017 gewannen die FLBB-Herren mit 82:75 gegen Großbritannien und setzten einer überraschend starken Kampagne die Krone auf. Für den damaligen Spieler vom Meister Amicale Steinsel, Alex Laurent, der Anfang seiner internationalen Karriere. Denn mit einem Punkteschnitt von 19,5 war der heute 25-Jährige der zweitbeste Scorer aller 28 teilnehmenden Teams.
Im Ausland wurde man folglich verstärkt auf den luxemburgischen Forward aufmerksam, was auch Laurent bestätigte: „Ich glaube, ausländische Teams sehen sich vor allem diese Nationalmannschaftsspiele an, von den entscheidenden Spielen in Luxemburg kriegt eher niemand etwas mit. Deshalb hat mir das schon geholfen, die Türen zu öffnen. Nach dieser Kampagne, in der wir ja auch noch ein Spiel gewonnen haben, habe ich mich mit meinem Manager zusammengesetzt.“

Doch der Steinseler entschied sich, ein weiteres Jahr bei seinem Heimatverein zu bleiben. Mit der Amicale gewann Laurent noch einmal das Double, bevor er im letzten Sommer dann das Angebot des neu formierten Teams in der ersten niederländischen Liga, Den Helder Suns, annahm. „Für mich war es wichtig, dass ich überhaupt den Schritt ins Ausland machen und mich dann auf diesem Level beweisen konnte. Die Niederlande sind vom Niveau her schon ein gutes Stück stärker als Luxemburg, sie besitzen viele lokale Talente mit großem Potenzial. Mir ging es vor allem um die Erfahrung und die Möglichkeit, mich auf einem anderen Level weiterentwickeln zu können. Geld hat zum Beispiel absolut keine Rolle gespielt.“

Dass für luxemburgische Spieler der Schritt ins Ausland nicht so einfach ist, gab auch Laurent zu: „In den Niederlanden gibt es vier wirklich starke Teams, die den Titel dann auch unter sich ausmachen. Alle haben Center-Spieler in ihren Reihen, die mindestens 2,08 Meter groß sind. Viele Vereine verpflichten natürlich zuerst einmal Profispieler aus den USA, wo man ja auch einfach zuerst hinblickt, wenn man an Basketball denkt. Das macht es natürlich nicht einfacher. Ich kann beispielsweise dann auch nicht auf der Position vier spielen, auf der ich in Luxemburg immer gesetzt war, dafür bin ich einfach zu klein. Ich werde nun vielmehr auf der Außenbande eingesetzt. Das Spiel ist im Ausland einfach viel physischer, etwas, womit man vielleicht nicht so einfach klarkommt, wenn man in Luxemburg gespielt hat.“

Späte Karriere 

Für die Verwirklichung des Profi-Traums hat der ehemalige Steinseler bereits vor seiner Zeit in den Niederlanden immer hart an sich gearbeitet, ohne diese Investitionen wäre laut Laurent der Schritt ins Ausland kaum möglich gewesen: „Ich bin immer bereit gewesen, einen Schritt weiter zu gehen als alle anderen. Ich habe so zum Beispiel vormittags trainiert oder auch einen persönlichen Fitnesstrainer engagiert.“

Doch im Gegensatz zum zweiten luxemburgischen Profi, Thomas Grün, der bereits zu Schulzeiten für das Jugendteam des deutschen Clubs Urspring auflief und auch hier sein Abitur machte, begann die Profikarriere von Alex Laurent erst mit 24 Jahren: „Meine Mutter meinte immer, dass ich nach meinem Schulabschluss machen kann, was ich will. Eine Sportlerkarriere kann durch eine Verletzung sehr schnell vorbei sein und so steht man bei einer Rückkehr nach Luxemburg nicht ohne etwas da. Ich habe mich nach der Schule dazu entschieden, in die Sportsektion der Armee einzutreten. Das gibt einem doch eine gewisse Unabhängigkeit. Ich muss mir etwa um die Krankenversicherung keine Sorgen machen und auch in die Rentenkasse wird bereits eingezahlt. Da ich einige Bezüge erhalte, werde ich als Luxemburger auch für ausländische Clubs attraktiver. Und auch wenn man dann bei einem ausländischen Verein beispielsweise nur 800 Euro verdient, kann man trotzdem noch etwas zurücklegen. Ich bin sehr dankbar, dass es dieses Programm bei der Armee auch für Mannschaftssportler gibt.“

Menschlich weiterentwickelt

Der Schritt in die Niederlande war für Alex Laurent seiner Meinung nach jedenfalls der richtige für eine erste Profisaison: „Es ist ganz anders als noch in Luxemburg. Man hat jeden Tag zwei bis drei Trainingseinheiten mit der Mannschaft, nicht nur viermal die Woche. Hier ist dann auch fast immer das ganze Team mit dabei. In Den Helder waren wir in der letzten Saison sieben Vertragsspieler, die ihr Geld also mit Basketball verdienen. Hinzu kommen dann noch einige lokale Spieler, die aber noch in der Schule sind. Man muss jedoch sagen, dass die alles für den Basketball geben und viel motivierter sind als so einige Nachwuchsspieler in Luxemburg.“

So verwundert es kaum, dass der 25-Jährige sich in einem Jahr auf vielen Ebenen weiterentwickelt hat: „Ein Jahr Profileben hat mich schon verändert, vor allem die Tatsache, dass ich alleine in ein fremdes Land gegangen bin und auch zum ersten Mal alleine wohne. Menschlich habe ich mich hier sehr weiterentwickelt. Auf dem Spielfeld habe ich zudem eine ganz andere Körpersprache gelernt. In Luxemburg wirkte ich während Spielen oft niedergeschlagen, wenn es mal nicht so gut lief. Dies darf man sich als Profi jedoch auf dem Platz nie anmerken lassen. Durch das viele Wurftraining habe ich mich in diesem Bereich stark verbessert und auch in Sachen Spielverständnis viel dazugelernt.“
Eigenschaften, die auch dem luxemburgischen Nationaltrainer Ken Diederich nicht entgangen sind. „Zu Alex kann ich sagen, dass er sich vor allem menschlich sehr weiterentwickelt hat. Zusammen mit Thomas und Bobby (Melcher) wird er in Zukunft sicherlich zum wichtigen Leadertrio der Nationalmannschaft avancieren. Ich bräuchte eigentlich mehr Spieler, die den Weg ins Ausland einschlagen. Vier bis fünf mehr davon und wir könnten öfters um Siege mitspielen.“

Würde Alex Laurent denn seinen Teamkollegen in der Nationalmannschaft diesen Schritt weiterempfehlen? „Auf jeden Fall. Mir persönlich hat es sehr viel gebracht. Mit meinen erst 25 Jahren bin ich im Nationalteam inzwischen schon einer der Erfahrensten. Ich hoffe, dass ich von meinen Erfahrungen auch etwas an jüngere Spieler weitergeben kann. Um mit der Nationalmannschaft gegen Profis mithalten zu können, braucht man auch mehrere Profis im eigenen Team. Ich hoffe, dass ich vielleicht dabei helfen kann, einigen Spielern Lust hierauf zu machen.“ Wie die nächste Saison für den Luxemburger aussehen wird, steht unterdessen noch nicht fest. „Ich befinde mich aktuell in Gesprächen, noch ist nichts entschieden. Doch fest steht, dass ich so lange wie möglich auch im Ausland als Profi spielen möchte.“