ADR-Listen: Der Promi-Wahlkampf

ADR-Listen: Der Promi-Wahlkampf

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Wer in Luxemburg gewählt werden will, muss bekannt sein. Die rechtskonservative ADR treibt dieses Kredo allerdings bei den Parlamentswahlen auf die Spitze.

„An der Lëtzebuerger Politik geet et ëm Käpp.“ Die Behauptung ist uralt und bleibt trotzdem bis heute wahr. Das wissen nicht nur die Wähler, sondern auch die Parteien, die immer wieder versuchen, bekannte Luxemburger für ihre Listen zu gewinnen. Bekannte Beispiele sind die RTL-Moderatorin Monica Semedo, die für die DP antritt, und der ehemalige Chef des Umfrage-Institutes TNS Ilres Charles Margue. Er geht für die Grünen ins Rennen. Doch eine Partei zeigt, wie man den „Promiwahlkampf“ auf die Spitze treibt.

Die ADR hat am Freitag ihre Listen vorgestellt – und einige Namen fallen auf. Neben ihren politischen Zugpferden Gast Gibéryen, Fernand Kartheiser, Roy Reding, Roby Mehlen und Jean Schoos sind es vor allem bekannte Gesichter, die bislang wenig mit Politik am Hut hatten. Sie sollen am 14. Oktober Stimmen für die Partei sammeln.

Wee2050 und die sozialen Medien

Das erste Beispiel: die Zusammenarbeit mit Wee2050. Die Initiative, die vom Geographielehrer Fred Keup ins Leben gerufen wurde, hat vor allem in den sozialen Medien Wellen geschlagen. Keup hatte die Initiative 2015 während des Referendums gegründet, um gegen das Ausländerwahlrecht zu mobilisieren. Keup hatte mehr Erfolg als erwartet. Sein Versprechen, sich nach dem Referendum aus der Politik zurückzuziehen, war damit hinfällig.

Keup ist vor allem für seine umstrittenen Beiträge in den sozialen Medien bekannt. Sei es auf der Seite von „Wee2050“ oder auf seinem eigenen Profil. Er polemisiert auf dem Rücken der Luxemburger Sprache und versucht mit vereinfachenden Slogans, ein Maximum an Menschen zu erreichen. Zum Beispiel, wenn er meint, dass nicht genug luxemburgische Werbung im Kino läuft.

Aber Keup ist nicht allein. Einer seiner treuesten Anhänger und der Präsident seiner Bewegung, Tom Weidig, kandidiert ebenfalls für die ADR. Weidig fällt immer wieder mit rechten Entgleisungen in den sozialen Medien auf, wie der Polit-Blogger Maxime Weber in seinem letzten Eintrag schrieb. Er ist Keups Mann fürs Grobe. Die Kandidaten des „Wee“ könnten die Partei vor allem in den sozialen Medien stärken. Während die anderen Parteien in den letzten fünf Jahren einen beachtlichen Sprung in diesem Feld gemacht haben, scheint die ADR keinen Experten in dieser Frage zu haben. Ihre Strategie hat sich in den sozialen Medien kaum geändert.

Im Wahlkampf auf Sendung

Neben dem „Wee“ wird auch Lucien Welter kandidieren. Welter machte sich einen Namen als Autor einer Petition zum „Lëtzebuergeschen“. Er forderte im Herbst 2016, die luxemburgische Sprache zur ersten Amts- und Nationalsprache zu machen. Seine Initiative hatte einen Riesenerfolg: Welter konnte fast 15.000 Stimmen sammeln und entfesselte eine Diskussion, die Wellen schlug. Die Debatte hielt an, bis Welter im Januar 2017 vor die Abgeordneten trat, um sein Anliegen darzulegen. Kurz darauf verkündete die ADR, Welter als neues Partei-Mitglied rekrutiert zu haben.

Welter wird vor allem dafür zuständig sein, die Menschen einzufangen, die seine Petition unterschrieben haben. Also all jene Luxemburger, die sich von der französischen Sprache bedroht fühlen und Angst haben, dass die luxemburgische Sprache ausstirbt.

Auch die traditionelle Medienwelt kommt nicht zu kurz. Der RTL-Journalist Dan Hardy, dessen Gesicht durch seine zahlreichen Fernseh-Auftritten vielen Luxemburgern ein Begriff sein könnte, kandidiert für die ADR. Dass Journalisten auf Parteilisten antreten, ist nicht neu, dafür aber nicht weniger fragwürdig.

Die Partei setzt zudem auf eine ganz andere Mediensparte: Mit dem Bauer Guy Arend aus Niederfeulen zieht ein „Reality TV“-Star mit ins Rennen. Arend nimmt in diesem Jahr an der beliebten Sendung „Bauer sucht Frau“ teil, die auf dem deutschsprachigen Sender RTL in die 14. Runde geht. Die Sendung läuft im Herbst, also genau dann, wenn in Luxemburg die Wahlen stattfinden. Kein zu verachtendes Plus für den Landwirt aus dem Norden, der seit den Gemeindewahlen im Oktober 2017 im Gemeinderat in Feulen sitzt.

Der Knüller: Da Mota

In der Sportwelt gehen zwei nennenswerte Kandidaten für die ADR an den Start. Da wäre der Karting-Fahrer Alain Berg, der vor allem im Motorsport bekannt ist. Für viel mehr Wirbel sorgt aber die Ankündigung, dass der Fußballspieler Daniel da Mota antreten wird. Er spielt für den Racing FC Union Luxembourg (RFCUL) und ist Mitglied der Nationalmannschaft. Das Ganze ist kein Zufall: Karin Reuter, die Frau des ADR-Abgeordneten Roy Reding, ist Präsidentin des Klubs.

Da Mota ist bei den Tausenden Fußballfans in Luxemburg bekannt und als Nationalspieler auch für weniger Sportbegeisterte wohl ein Begriff. Immerhin ist er im Fernsehen zu sehen, sein Name steht regelmäßig in den Zeitungen und er kann ein junges Publikum erreichen, das sich normalerweise nicht unbedingt für die ADR interessiert.

Der Promifaktor bei der rechtskonservativen Partei Luxemburgs ist dieses Mal also besonders groß. Der Anspruch auch. Die ADR macht schon seit dem Referendum vor drei Jahren keinen Hehl mehr daraus, dass sie sich dazu berufen fühlt, Regierungsverantwortung zu übernehmen. Sie hofft auf einen Sieg der CSV, um mit ihr koalieren zu können.

ie Christsozialen haben der ADR zwar bisher mehrmals eine Absage erteilt. Die ADR hofft aber immer noch, dass die CSV ihre Position nach den Wahlen im Falle eines Wahlsiegs aufweichen könnte. Ob der Promiwahlkampf der Partei die Tür zumindest einen Spalt breit in die Regierungsverantwortung öffnen kann, wird sich spätestens am 14. Oktober zeigen.

roger wohlfart
6. Juni 2018 - 18.43

Ët fällt op, dass all Parteien versichen sougenannt Perséinlechkeeten, aus Sport oder Medien mat an d'Wahlen ze huelen. Sie zielen op de Bekanntheetsgrad an nët op d'Kompetenz vun dëse Kandidaten. Seriös ass dat nët, dat ass reng Taktik a leider fale vill Wieler op dësen Trick eran.

J.C. KEMP
5. Juni 2018 - 9.42

Elo weess ech net, ob ech de Bauer oder de Bautz soll wielen! :-O

J.C. KEMP
3. Juni 2018 - 18.52

Diese Parteien hängen besonders stark von Stimmenfängern ab, damit der Wähler sich nicht zu sehr mit Inhalten, ob seicht oder unrealistisch abgibt

Cinderella
3. Juni 2018 - 18.37

An dir faalt op dem ADR seng Propaganda eran schummt iech . Dir kennt iech jo fir Waalen 2018 opsetzen gewielt ginn a da kuke mer mol wéi wäit dass dir et brengt . Esou vill Bullshitt an engem Kommentar da muss ich kotzen .

Mulles
3. Juni 2018 - 10.20

Jo mee hei mus de bauer guy stemme kreien,zu feelen huet am hierscht net brauche geweelt ze gin hien war deen eenzegen op der loescht.

Gardner
3. Juni 2018 - 9.36

Nicht politisch in Erscheinung getretene "Promis"? Also mal abgesehen von Dan Da Mota, den ich als Fussballspieler sehr mag, stelle ich anhand des Artikels fest, dass alle genannten Personen sich bereits vor dem Erscheinen der ADR-Listen politisch engagiert haben: in vorherigen Chamber- (Berg), oder Gemeindewahlen (Arend), aber auch durch Bürgerinitiativen (Keup, Weidig) und Petitionen (Welter). Es sei daran erinnert, dass eine aktive Zivilgesellschaft mehrere Wege der politischen Beteiligung zulässt, die nicht zwangsläufig über die politischen Parteien führen. Will man aber irgendwann Politik gestalten statt nur Unterschriften zu sammeln oder auf Facebook was zu posten, sollte man sich um einen Platz auf einer Wahlliste bemühen. Das haben die erwähnten Herren getan. Wo ist also das Problem? Ach so, die ADR...

Muller Guy
3. Juni 2018 - 7.40

Et schengt hei zu Lëtzebuerg een Nationalsport ze sinn fir egal wat den ADR mecht ze kritiséieren. All aner Parteien an all Dageszeitung klappen regelméisseg op sie, egal fir wat fir eng Gelegenheet. Lo dann wéinst verschieddenen Kandidaten op hierer Lescht déi sie dann "Promi" vernennen. An all Partei gin et Kandidaten déi duerch verschidden Aktivitéiten mol méi bekannt sin wéi anener. Awer haptsächlech déi vum ADR ginn lo auserneen geholl. Virwat? Sin dann oder waren "d'Promien" vun aneren Pateien besser oder méi helleg? Wat hunn dann Persounen wéi Closener, Arendt, Eischen, T.Wolter, Berger an fréier och nach Boden oder Simon je an der Chamber emgerappt? Null an guer neischt! Zum Deel souguer sin oder waren et Lachnummeren. Eng "Art Peischtcroisière" matten um Krautmaart. Ech sin keen ADR-Wieler. Schon leng hieren "Net-Promi" Kartheiser schreckt mech dovunner of.