Ab nach draußen: Gaming Apps à la Pokémon Go feiern immer noch Erfolge

Ab nach draußen: Gaming Apps à la Pokémon Go feiern immer noch Erfolge

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Wilde Pokémons, trickreiche Magie oder furchteinflößende Dinosaurier – Apps können kurze und lange Spaziergänge in spannende Abenteuer verwandeln. Jessica Oé hat drei Spiele getestet.

Wer hat schon Lust auf einen langweiligen Fußweg? Ob das Gassigehen mit dem besten Freund oder der tägliche Gang zur Arbeit – Strecken, die man täglich zurücklegt, können ganz schön auf die Nerven gehen. Doch was wäre, wenn hinter der nächsten Ecke ein Tyrannosaurus Rex auf Sie wartet? Oder ein Pokémon Sie eiskalt im hohen Gras erwischt? Da wird auch die langweiligste Strecke zum Abenteuer. Gaming-Apps, die beim Spaziergehen gespielt werden, sind seit einigen Jahren ein fester Bestandteil des Spielemarkts und feiern immer noch Erfolge.

2,2 Milliarden Menschen zocken weltweit auf ihren Smartphones, schreibt das Online-Branchenmagazin businessofapps.com. 120 Milliarden Stunden wurden 2018 gespielt, 56 Prozent der Zocker weltweit loggen sich mehr als zehnmal pro Woche ein. Pro Jahr werden über 150 Milliarden Euro mit Gaming-Apps verdient.

Profit in Höhe von 206 Millionen Euro

Unter den zehn meistgespielten Apps findet sich auch der Klassiker Pokémon Go. Das Walking-Game revolutionierte bei seinem Erscheinen am 22. Juli 2016 das Spielen am Handy. Innerhalb von nur vier Tagen verdiente das Entwicklerstudio Niantic mit den In-App-Verkäufen mehr als 28 Millionen Euro. Im ersten Monat wurde das Spiel 173 Millionen Mal heruntergeladen, der Profit wuchs auf 206 Millionen Euro. Fast kam es einem vor, als würde plötzlich jeder auf der Suche nach Pokémon durch die Gegend rennen.

Das Spielprinzip der Geh-Spiele ist einfach erklärt: Per GPS lokalisiert das Handy den Spieler auf einer virtuellen Karte. Dann poppen Events, wie angreifende Monster, Dinosaurier oder andere Objekte, im Umfeld des Spielers auf. Durch einen Klick startet ein Minispiel, das der Spieler vor Ort gewinnen muss, um das Event zu bestehen und das Objekt einzufangen.

Unfälle wegen der Spiele

Wer Pokémon Go hört, denkt vermutlich sofort an die Berichte von fahrlässigen Hausfriedensbrüchen und Spielern, die sich bewusst in Gefahr gebracht haben, um ein seltenes Pokémon zu fangen. In Bosnien und Herzegowina haben sich Gamer auf Minenfelder gewagt, in Deutschland verirrten sich drei Pokémon-Jäger in einem militärischen Sperrgebiet, während dort Schießübungen stattfanden, in den USA stürzten zwei Spieler eine Klippe hinunter, die sie beim Zocken auf dem Handy übersehen hatten. Kuriose Pokémon-Zwischenfälle schafften es im ersten Jahr nach dem Erscheinen des Spiels immer wieder in die Nachrichten.

Aber die Entwickler dieser und ähnlicher Apps haben dazugelernt. Erstens werden die User immer wieder während des Spiels daran erinnert, sich nicht zu sehr ablenken zu lassen. Zweitens erscheinen die Events nun nicht mehr in militärischen Sperrgebieten. Andere Orte aber werden trotz mehrerer Anfragen an die Entwickler aus unerfindlichen Gründen nicht aus den Apps herausgenommen. Dazu zählen etwa KZ-Gedenkstätten und Friedhöfe. Diesbezügliche Appelle bleiben seit Jahren unbeantwortet.

Bedenken von Datenschützern

Wenn es allerdings um den Profit geht, zeigen sich die Betreiber sehr viel offener. Spieler können sich bei sämtlichen Geh-Spielen darauf verlassen, immer wieder Aufladestationen zu finden. Bei Pokémon Go werden diese „PokéStop“ genannt. An den Stops finden die Spieler Objekte, ohne die das Abschließen eines Events nicht möglich ist. In Arenen können sie in freundschaftlichen Wettbewerben gegeneinander antreten. Spieler suchen diese Punkte also zwangsweise immer wieder auf. Was Hausbesitzer, vor deren Haustür sich ein solcher Stopp befindet, des Öfteren ärgert, freut Unternehmen wie beispielsweise Fast-Food-Ketten. Geschäfte können sich einen „Stop“ kaufen und vor die Eingangstür legen. Die virtuellen Aufladestationen ziehen so potenzielle Kunden an. Allerdings sind die Stationen auch Treffpunkte für Taschendiebe, die es auf unvorsichtige Spieler abgesehen haben.

Obwohl Gaming-Apps dieser Art kostenlos downloadbar sind, fahren die Betreiber jedes Jahr große Profite ein. Möglich machen das die sogenannten Mini-Transaktionen. Nutzer können die Spiele zwar im Prinzip komplett gratis spielen. Alle wichtigen Elemente, wie zum Beispiel die Pokébälle, mit denen man seine Monster einfängt, gibt es an den Aufladestationen. Doch die ausgeschüttete Menge ist im Vergleich zum Verbrauch im Spiel gering. Entweder muss der Spieler also mehrere Stationen anlaufen – oder er kann sich die benötigten Dinge in der App kaufen. Diesen In-Game-Credit kann man übrigens auch in eigentlich komplett unnötige Dinge investieren – wie beispielsweise individuelle Kleidung für den gespielten Charakter. Die Preise für ein Guthaben in der Spielwährung liegen je nach App zwischen 1,99 Euro und mehr als 150 Euro. Insbesondere geringe Summen verführen Spieler dazu, mal eben die paar Euro zu investieren.

Und die Entwickler bekommen frei Haus auch noch ein anderes, teures Gut: Seit dem Erscheinen von Pokémon Go warnte die deutsche Verbraucherzentrale vor dem umfassenden Zugriff auf die Daten der Spieler. Durch die permanente Lokalisierung – ein Grundprinzip der Geh-Apps – können die Hersteller nämlich ein Bewegungsprofil der User erstellen.

Pokémon Go

„Gotta Catch ’em All!“ oder auf Deutsch „Schnapp’ sie dir alle!“ lautete das Motto einer ganzen Generation, die mit den Pokémon-Spielen auf den Gameboys aufgewachsen ist. Die Spieler begleiteten den Protagonisten Ash bei seiner Reise durch die Kanto-Region. Das Ziel: alle 151 bekannten Pokémon zu sammeln. Inzwischen ist die Poké-Welt zu einem wahren Imperium gewachsen. Mit dem Versprechen, dass jeder Spieler in der realen Welt zum Pokémon-Trainer werden kann, begeistert der Hersteller Niantic seit 2016 die Fans.

Die App „Pokémon Go“ wurde mehr als 170 Millionen Mal heruntergeladen – und zog eine Flut ähnlicher Spiele nach sich. Niantic wurde für die App mit mehreren Auszeichnungen geehrt. Das Ziel des Spiels ist auch bei Pokémon Go, alle Monster zu fangen. Diese erscheinen auf der virtuellen Karte, auf der die Spielfigur dieselben Strecken zurücklegt wie Spieler in der realen Welt. Und ist die Virtual-Reality-Funktion eingeschaltet, scheint das Pokémon durch die Handy-Kamera sogar im echten Leben aufzutauchen. Der Spieler versucht dann, das Monster mit einem Pokéball einzufangen. Das tut er, indem er mit dem Finger über den Bildschirm wischt.

Jurassic World Alive

Wer lieber echte Monster fängt als erfundene, dem könnte das 2018 erschienene Spiel Jurassic World Alive von Ludia Inc. Spaß machen. Wie es der Titel schon verrät, ist die Spiele-App an die Welt der Dino-Filmreihe Jurassic Park angelehnt. Die Story: Dinosaurier haben sich auf der ganzen Welt ausgebreitet und der Spieler hat die Aufgabe, eigene Tiere zu züchten. Dazu braucht er DNA von den schon herumlaufenden Dinos. Mithilfe einer Drohne kann der Spieler Pfeile auf die Tiere abschießen. Je nachdem wie zielgenau er dabei ist, kann er den virtuellen Reptilien Blut abzapfen und erhält die benötigte DNA.

Sind genug DNA-Fragmente einer bestimmten Saurierart vorhanden, kann der Spieler das ausgestorbene Tier zum Leben erwecken oder stärker machen. Und je stärker die eigenen Dinos werden, desto besser. Denn die Spieler können mit ihren Saurier-Teams auch gegeneinander antreten. Jurassic World Alive ist intuitiv aufgebaut und auch für neue Spieler leicht verständlich. Mehr als zehn Millionen Menschen haben das Spiel heruntergeladen. Neben In-App-Käufen schaltet Betreiber Ludia aber auch Werbung, was dem Spielspaß etwas schadet.

Wizards Unite

Nach Pokémon Go sollte „Wizards Unite“ der zweite Riesenerfolg von Niantic werden. Das Game spielt in der Welt von Harry Potter und deshalb konnte der Betreiber auch hier auf eine breite Fangemeinschaft zählen. Allerdings bleibt die im Juni 2019 erschienene App mit „nur“ zehn Millionen Downloads in den ersten 30 Tagen weit hinter den Erwartungen zurück. Dabei hat Niantic mit Wizards Unite die Nutzerfreundlichkeit deutlich verbessert und sorgt für mehr Abwechslung beim Spielen.

Zauberei muss vor den gemeinen „Muggeln“, also Leuten ohne Magie, verborgen bleiben. Damit das so bleibt, wird der Spieler vom Zaubereiministerium angeworben. Denn magische Gegenstände und Tierwesen, aber auch böse Zauberer treiben plötzlich ihr Unwesen in der nicht-magischen Welt. Mit ganz unterschiedlichen Zaubersprüchen muss die Magie wieder zurückgeschlagen werden. Der Spieler muss bei Wizards Unite die unterschiedlichen Zauberstabbewegungen nachahmen und sammelt so Objekte wieder ein. Außerdem kann der User Zaubertränke herstellen, einen Beruf ergreifen, Lehrstunden absolvieren und per Portschlüssel an geheime Orte reisen.

Nëckel
19. August 2019 - 16.45

Bei den Römern hieß es schon: "Brot und Spiele." Die Menschheit ist am verblöden ...........

Aender T.
18. August 2019 - 7.02

Dafür brauchen wir also 5G...mehr Bandbreite für mehr Ablenkung...derweil für SMS immer noch bezahlt werden muß. Prioritäten...?

Justin
17. August 2019 - 17.32

Genau. Leit déi mat 8 Handye gläichzäiteg iwwert dem Autofueren hantéieren zeuge vun Wahnsinnserfolleg. Im wahrsten Sinne des Wortes