60 Jahre Farben, Formen, Freundschaft: Künstlerkreis ARC feiert Geburtstag

60 Jahre Farben, Formen, Freundschaft: Künstlerkreis ARC feiert Geburtstag

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Obwohl das Land klein ist, gibt es in Luxemburg gleich mehrere Künstlerkreise. Am bekanntesten ist wohl CAL, der „Cercle artistique de Luxembourg“, der mit bereits 126 Jahren auch gleichzeitig der älteste seiner Art ist. Um einiges jünger hingegen ist der ARC, eine Kombination der Anfangsbuchstaben der beiden ersten Worte des ursprünglichen Namens „Art contemporain du Grand-Duché de Luxembourg“, der 1959 geboren wurde. Mit einer Ausstellung und einem Buch wird das Jubiläum im Oktober gefeiert. 

„Eigentlich ist es so, dass über die frühe Geschichte des Künstlerkreises kaum bis gar keine Dokumente mehr existieren“, erklärt uns Serge Koch, der dem ARC nun seit 2017 als Präsident vorsteht, als wir mit ihm über die Vereinigung reden. „Daher war es auch sehr schwierig, an Material zu gelangen, um das Jubiläumsbuch zu realisieren.“ Monatelang hat der sympathische 61-Jährige, der selbst seit 1989 als Künstler in den Bereichen Malerei, Grafik und Fotografie tätig ist, an dem Werk gearbeitet.

„Ich möchte die Stunden nicht zählen“, betont er. Das Resultat kann sich auf jeden Fall sehen lassen, obwohl uns zur Begutachtung nur Probebelege vorgelegt werden konnten. „Heute soll das Buch in den Druck gehen, endlich!“ Man sieht dem freundlichen Charakterkopf mit den weißgrauen Haaren und dem ebensolchen Bart die Erleichterung an. Das Buch enthält neben Vorwörtern von Koch selbst sowie von Paul Bertemes von der Kulturförderungsagentur mediArt eine mit u.a. Zeitungsartikeln dokumentierte Geschichte der Vereinigung sowie illustrierte Kurzbiografien der Mitglieder.

Alles begann in Mondorf

Obwohl im Laufe der Jahrzehnte in zahllosen Zeitungsberichten der 1914 in Bettemburg geborene und 1999 in Mondorf verstorbene Maler, Fotograf und Lokalhistoriker Lé Tanson als Begründer der Vereinigung „Art contemporain du Grand-Duché de Luxembourg“ erwähnt wird, hätten sich darüber nirgendwo offizielle Dokumente finden lassen, erzählt Serge Koch. „Für mich ist er eher der geistige Vater, denn der Erste, der offiziell unter dem Namen etwas organisierte, war Jacques Zenner, der gleichzeitig Präsident der Diekircher ‚La Palette‘ war.“

Wahrscheinlich sei es so gewesen, dass Tanson, der später Präsident des Künstlerkreises wurde, von Anfang an bei den Ausstellungen, die derzeit immer in Mondorf im Thermalbad stattfanden, dabei gewesen sei. „Mag sein, dass der ursprüngliche Name seinerzeit wirklich für das stand, was die Mitglieder zeigten, doch heutzutage hat der Begriff ‚art contemporain‘ eine ganz andere Bedeutung“, so Koch. Überhaupt sei es seinen Recherchen zufolge so, dass zwar die erste Ausstellung der Gruppe 1959 stattfand, der – wie der aktuelle ARC-Präsident es nennt – „komische“ Name jedoch viel später kam.

ARC – ein Name voller Symbolik

Zurückführen ist das auf die Tatsache, dass die Vereinigung erst 1993 offiziell ihre Statuten hinterlegte, streng genommen auf dem Papier also um einiges jünger als 60 Jahre ist. Dass man dennoch 2019 nun Jubiläum feiert, lässt sich dadurch erklären, dass sich die Geschichte des Künstlerkreises auch ohne eine offizielle Eintragung im luxemburgischen Vereinsregister bis auf das Jahr 1959 zurückführen lässt. Serge Koch ist demnach nach Lé Tanson (1993-1997), Roger Koemptgen (1997-1998), Gil Arend (1998-2004) und Astrid Koemptgen (2004-2016) erst fünfter Vorsitzender des Kreises.

Schon zur Jahrtausendwende fungierte Koch als Sekretär der Vereinigung. Er war es auch, der den neuen Namen vorschlug: „ARC ist ein Name voller Symbolik. Er steht, wenn man an den Regenbogen denkt, für Farbigkeit und auch für das Schlagen von Brücken: Der Künstlerkreis ist nicht nur eine Vereinigung, die es Malern, Bildhauern und Fotografen erlaubt, ihre Arbeit durch regelmäßige Ausstellungen bekannter zu machen – er soll auch dabei helfen, neue Freundschaften zu knüpfen!“

Zurzeit 43 Mitglieder

In den zwei Jahren, seit er den ARC nun als Präsident leitet, konnten zahlreiche neue Mitglieder gewonnen werden. Und es liegen noch etliche Kandidaturen vor. Doch allzu „groß“ möchte man nicht werden: „Es ist so, dass wir leider nicht alle aufnehmen können, die sich bei uns melden. Wir zählen derzeit 43 aktive Mitglieder und das ist auch schon sehr nah am Limit“, betont Serge Koch. „Bei noch mehr Mitgliedern würde es organisatorisch sehr schwer werden, vor allem was die Veranstaltung von Ausstellungen, eines der Hauptanliegen der Vereinigung, angeht.“

Die Frage, ob es ein Konkurrenzdenken zwischen den einzelnen Künstlerkreisen im Land gebe, verneint der Präsident, der übrigens auch im CAL aktiv ist, wo er das Amt des Vizepräsidenten innehat: „Es gab vor Jahrzehnten wohl tatsächlich einige Diskrepanzen, doch heute hat sich das gelegt. Jede Vereinigung hat spezifische Eigenschaften und verfolgt eigene Ziele.“ Und auch die Frage, ob es nicht zu viele solcher Künstlerkreise im Land gebe, beantwortet er mit einem klaren Nein. „Das geht schon alleine aus der Tatsache hervor, dass bei uns mehr Anträge von Künstlern vorliegen, als wir aufnehmen können.“

Ausstellungen & Buchvorstellung

Im Rahmen des Jubiläumsjahres findet am Freitag, den 11. Oktober abends um 19 Uhr im Viandener Schloss die Vernissage einer Gruppenausstellung der ARC-Mitglieder statt. Die Ausstellung selbst ist bis zum 20. Oktober zu sehen. Am selben Abend wird auch das Buch über den Künstlerkreis präsentiert. Weitere Ausstellungen finden im Januar 2020 in der „Schungfabrik“ in Tetingen und im April desselben Jahres im „Espace H2O“ in Oberkorn statt.