Fahrbericht Porsche Cayenne Turbo

Fahrbericht Porsche Cayenne Turbo

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Der neue Porsche Cayenne bietet Alltags- und Geländetauglichkeit auf hohem Niveau und lässt sich auf der Strasse nun wirklich nichts vormachen. Marc Schonckert fuhr ihn auf Kreta und vergass, die Kurven zu zählen.

Sportwagen wirken im Gelände etwas ratlos, wenn’s hart kommt, Geländewagen dagegen sind bei sportlicher Gangart nicht nur in Kurven überfordert, doch beim Porsche Cayenne liegen die Verhältnisse anders. Der Cayenne kann Sport und Gelände, als einziger erfüllt er den Tatbestand eines wirklichen Sportlers unter der Namensbezeichnung Sports Utility Vehicle (SUV), mit der ja heute viele Autos auf die Leute losgelassen werden, die weder die Ansprüche Sport noch Geländewagen erfüllen und höchstens die Tauglichkeit zum Nutzfahrzeug (Utility) haben.

Testfahrt auf Kreta

Beim Cayenne ist alles anders. Zwischen schön oder geräumig, schnell oder stadttauglich, spritzig oder ausdauernd, robust oder elegant braucht man bei ihm nicht zu wählen, diese Attribute vereinigen sich unter der Haube zu einem dynamischen Cocktail von Temperamentsausbrüchen, ausgereiften Manieren und selbstverständlichem Durchsetzungsvermögen. Die Straßen Kretas als „kurvenreich“ zu bezeichnen ist ein Understatement, das Land ist eine einzige Kurve, hinter der immer wieder eine Überraschung lauert, seien es ein paar Ziegen, Felsbrocken, die der Regen aus den Hängen gespült hat oder Bäume und Sträuche, die viel zu nahe an der Straße stehen und in denen Haarbüschel, Brillen, Ohrringe, Hüte oder Selfie-Sticks von überraschten Cabrio-Fahrern erzählen.

Mit Sport-Chrono-Paket

In Kreta gibt es viele Ziegen und Schafe, danach kommen Pick-ups und verrostete Japaner aus der Zeit, als der Liter Benzin noch unter 10.- Flux kostete. An denen muss man im Berg erst einmal vorbeikommen, dazu braucht man Antritts- und Durchzugsstärke, Lenkpräzision und stabiles Brems- und Federungsverhalten, wenn sich mal eine Kurve zu schnell nähert. Diese Darbietungen vollzog der Cayenne mit Brio, kein Wunder, wenn man 550 PS hat wie im Spitzenmodell und dazu eine 8-Gang-Automatik, die förmlich spürt, was in Kopf und Fuß des Fahrers vor sich geht. Ein optionales Sport-Chrono-Paket bietet drei Fahrprogramme – „Normal“, „Sport“ und „Sport+“. Gewählt wird wie beim 911 über einen kleinen Drehschalter am Lenkrad. Bei „Sport+“ ging alles, was unter „Normal“ schon begeisterte, etwas schneller, lauter und stärker. Dafür hat der Cayenne auch Allrad, Hinterachslenkung, Dreikammer-Luftfederung und elektrischen Wankausgleich, zudem verfügt er über neue Assistenzsysteme wie das vorausschauende Porsche InnoDrive, Abstandsregel-Tempomat oder Nachtsichtassistent.

Aha – ein Dachspoiler

Die Götter freuten sich, als wir aus den Bergen abzogen und endlich Ruhe herrschte. „Bei der Leber des Zeus, meinte Oma mit den Springerstiefeln, wenn man wüsste, was da alles unter der Haube werkelt, könnte man ja nicht mehr ruhig schlafen. Und jetzt liefern sie einem das Bügelbrett gleich mit!“ Irrtum, Oma. Das ist der adaptive Dachspoiler, der sich ab 160 km/h oder nachts auf der Luxemburger Autobahn um sechs Grad aufrichtet, im „Sport+“-Modus sogar auf 12,6 Grad und bei geöffneten Panorama-Dach auf 19,9 Grad, um so die Luftturbulenzen zu kompensieren. Der Spoiler arbeitet auch als Luftbremse bei starkem Abbremsen zwischen 170 und 270 km/h und steigt auf 28,2 Grad, das verkürzt den Bremsweg zwar nicht enorm, aber genug, um dem Hintermann einen gehörigen Schreck einzujagen. Doch allzu nahe wird diesem Cayenne wohl kaum einer kommen.