Downsizing für den Scheich – Der neue Bentley Bentayga

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BENTLEY: Der Bentley Bentayga ist so etwas wie der Konzertflügel unter den SUV – ein Bösendorfer 290 Imperial für die Off-road-Oper, extrem „grand“ aber ganz und gar nicht „piano“. Eric Netgen findet die richtigen Töne für Offroad-Luxus.

Der Bentley Bentayga ist so etwas wie der Konzertflügel unter den SUV – ein Bösendorfer 290 Imperial für die Off-road-Oper, extrem „grand“ aber ganz und gar nicht „piano“. Eric Netgen findet die richtigen Töne für Offroad-Luxus.

Peter Guest, Chef der Bentayga-Produktlinie, resümiert die Philosophie knapp und mit typisch briti-schem Understatement: „Luxus muss nicht dort aufhören, wo der Asphalt zur Neige geht“. Das Repertoire des königlichen Kammerorchesters ist überschaubar geblieben, für jeden pompösen Anlass gibt es eine oder zwei Partituren: den gerade erst neu aufgelegten Continental GT für die Geschwindigkeit, die ambulanten Ohrensessel Mulsanne und Flying Spur für den Luxus, dann den Bentayga für all dies plus einen die Frisur zerzausenden Wirbel auf den Off-road-Pauken.

Weil die zur VW Group gehörende Manufaktur sich jetzt dem gleichen Zeitgeist unterordnen muss wie jedermann, kommen neben dem 2015 vorgestellten 6-Liter-Zwölfzylinder in W-Anordnung – eine wahrlich kolossales Aggregat mit der Leistungsentfaltung einer in Velours eingewickelten Ge-rölllawine (608 PS, 900 Nm) – noch zwei etwas kleinere Motoren zum Einsatz. Im Februar 2017 folgte ein 4-Liter-Diesel mit 435 PS und ebenfalls 900 Nm, die allerdings bereits ab 1.000 U/min (und nicht erst ab 1.350) strammstanden, jetzt, pünktlich zur hausgemachten Diesel-Bredouille und für voraussichtlich 146.900 € zzgl. Mehrwertsteuer, kommt ein 4.0 V8-Benziner mit 550 PS und 770 Nm ab 1.960 U/min, ehe im nächsten Jahr ein Plug-in-Hybrid folgt.

Der neue V8 stellt zwar eine kleine Leistungseinbuße gegenüber dem W12 dar – 58 PS und 130 Nm, um genau zu sein –, doch die kann der Fahrer gut verschmerzen. Denn der deutlich preiswerte V8 (+/- 35 Mille weniger als der W12) gibt sich bei gleich bleibendem Luxus an der Zapfsäule ge-nügsamer und dürfte schon alleine deshalb zum Bestseller avancieren. Nicht, dass das einen Bent-ley-Besitzer sonderlich interessiert, aber da nichts so tiefgründig ist wie die Oberfläche – und das wissen die Reichen und die Schönen ja nur zu gut –, gilt es ein Zeichen für die Umwelt zu setzen.

Neu bei diesem ebenfalls im Porsche Cayenne und Lamborghini Urus eingesetzten Motor ist die Zylinderabschaltung. Beim so genannten „Segeln“ (coasting) geht es von 8 auf 4 Zylinder unterhalb 3.000 Umdrehungen. Der Vorgang findet vollautomatisch und von den Insassen völlig unbemerkt innerhalb 20 Millisekunden statt. Mit einer Tankladung von 85 Liter kann das SUV damit theore-tisch 746 km zurücklegen. Eine Start-Stopp-Funktion trägt ihr Scherflein bei. Im Bentayga befinden sich darüber hinaus etwas 100 elektronische Hirne, so genannte „Electronic Control Units“ (ECU), welche die Daten aus unzähligen Radaren, Kameras, Ultraschall- und sonstigen Sensoren verarbei-ten. Er ist auch der erste Bentley der Geschichte, den eine optionale Anhängerkupplung ziert, wobei das „Tow, tow, tow your boat“ dann im Idealfall aus dem Naim-Soundsystem rieselt.

Eine andere Neuerung wurde aus dem Audi Q7 geborgt. Ein 48-Volt-Bordnetz für die Anti-Roll-Stabilisierung ist in diesem gnadenlosen Luxus-Segment wichtig, weil ein SUV von Natur aus we-gen dem hohen Schwerpunkt entweder eine zu weiche Aufhängung hat für den Komfort, oder aber eine zu harte, damit die Rollbewegung sich bei Speed in Grenzen hält und der Konzertflügel nicht in den Orchestergraben fliegt. Den goldenen Mittelweg zu finden, ist hier das Geheimnis. Neu am Fahrwerk sind auch die optionalen Carbon-Keramik-Bremsen, die im Gullydeckel-Format den 2,4-Tonnen-Behemoth ans Bitumen nageln. Der Bentayga V8 ist in einer 4-, 5- oder 7-sitzigen Konfi-guration zu haben. Drinnen geht es wie gehabt luxuriös und nach Leder und Holz duftend zur Sa-che, nur dass das Hammerklavier jetzt auf Wunsch im auf Hochglanz gewienerten Carbon-Interieur daherkommt. Für den Kreuzstich im Leder werden kokette 30 Arbeitsstunden verrechnet, was nicht mit den 10 Stunden zu vergleichen ist, die Konkurrent BMW z. B. braucht, um einen ganzen Mini Cooper zusammenzulöten. Für den Scheich unter uns hat die Bespoke-Abteilung Mulliner gar eine „Falconry Edition“ aufgelegt, also eine Ausgabe speziell zugeschnitten auf die Beizjagd mit dem Greifvogel. Da kräuseln einem sich doch glatt die Pantoffel.

Eric Netgen

Carl Hobichen
2. März 2018 - 15.13

In der Kategorie -- (Reichweite/Liter) x Ästhetik x Nutzen / Preis -- wahrschinlich ganz unten in der Wertung Bei -- Protzfaktor -- dafür aber Spitzenklasse!

Etienne
1. März 2018 - 23.00

Kann en Auto méi ellen sinn? Et mengt een baal et wär esou en schrecklechen London Taxi, just e besschen méi héich geluecht. Awful!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!