Sturm SabineOrkan bescherte Luxemburger Einsatzkräften stressige Nacht

Sturm Sabine / Orkan bescherte Luxemburger Einsatzkräften stressige Nacht
Für die Luxemburger Einsatzkräfte wurde es eine lange Nacht. Vor allem umgefallene Bäume sorgten für Probleme im ganzen Land. Fotos: CGDIS

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Sturmtief Sabine hat in Luxemburg für eine stressige Nacht gesorgt. Sowohl die Feuerwehr wie die Straßenbauverwaltung mussten in der Nacht von Sonntag auf Montag mehr als 180 Einsätze stemmen. Bisher blieb es bei Materialschäden. Die Behörden geben allerdings noch keine Entwarnung. 

Gegen Mitternacht entfaltete Sturmtief Sabine das erste Mal seine volle Wirkung: Bäume bogen sich in heftigen Windstößen, der Regen prasselte gegen Fensterscheiben. Bisher (Stand 16 Uhr) musste die Feuerwehr, die sich seit Sonntagabend in Alarmbereitschaft befindet, 239 Mal im ganzen Land ausrücken. 2.047 Mal klingelte bei der Notrufzentrale das Telefon. Glücklicherweise blieb es bei rein materiellen Schäden.

Fünfmal sei ein Baum auf ein Auto gekracht. Dabei wurde allerdings niemand verletzt, sagt Cédric Gantzer, Pressesprecher der Luxemburger Rettungskräfte (CGDIS), am Montagmorgen. Gegen 5 Uhr am Montagmorgen hat auch die Tram die Auswirkungen des Sturms zu spüren bekommen: Ein Baum sei umgestürzt und habe die Tram dabei leicht getroffen, doch die Schäden seien minimal und das öffentliche Verkehrsmittel sei wieder im normalen Betrieb, sagt Gantzer im Gespräch mit dem Tageblatt.

Für die Straßenbauverwaltung war es ebenfalls keine ruhige Nacht. Ganze 179 Mal musste sie wegen umgefallener Bäume oder abgerissener Äste, die auf den Straßen landeten, ausrücken. Esch war kaum von „Sabine“ betroffen. Zweimal gab es in der Gemeinde Alarm wegen umgefallener Bäumen und zweimal musste die Feuerwehr anrücken, weil Keller unter Wasser standen.

Verspätungen der Bahn hielten sich in Grenzen

Wegen der Sturmgefahr fuhren die Züge der CFL am Montagmorgen mit reduzierter Geschwindigkeit (80 km/h). Zu Verspätungen sei es gekommen, „aber alles im normalen Rahmen“, wie die CFL-Kommunikationschefin Alessandra Nonnweiler auf Tageblatt-Nachfrage erklärt. Es habe auch keine größeren Vorfälle gegeben: „Keine Bäume sind auf die Gleise oder die Oberleitung gefallen“, so die Sprecherin. Die CFL spricht von „moderaten Störungen“.

Die Raststätte „Aire de Berchem“ auf der A3 in Richtung Luxemburg musste aus Sicherheitsgründen am Montagmorgen für kurze Zeit komplett gesperrt werden. Aufgrund des Sturms wurde das Dach des Tankstellengebäudes zu einem großen Teil abgedeckt und der Bereich der Zapfsäulen wurde beschädigt. Weitere Teile des Dachs drohten sich zu lösen. Das Dach konnte gegen 10.30 Uhr gesichert und die Tankstelle wieder für den Verkehr freigegeben werden.

Sturmtief Sabine deckte Teile des Daches der „Aire de Berchem“ ab. Herumwirbelnde Teile beschädigten unter anderem den Bereich der Zapfsäulen.
Sturmtief Sabine deckte Teile des Daches der „Aire de Berchem“ ab. Herumwirbelnde Teile beschädigten unter anderem den Bereich der Zapfsäulen. Foto: Police de Luxemburg

Gesperrte Straßen

Eine ganze Reihe anderer Straßen waren dennoch wegen Schäden durch Sturmtief Sabine gesperrt. Betroffen waren unter anderem:

– die „Aire de Berchem“, die wegen herumfliegender Dachstücke gesperrt wurde
– die route de Fischbach (CR101) in Lintgen
– der CR 101 zwischen Kopstal und Schönfels
– der CR 105 zwischen Ansemburg und dem Marienthal
– der CR 118 zwischen Consdorf und dem Müllerthal
– der CR 121 zwischen dem Blumenthal und „Reulandermillen“
– der CR 122 zwischen Gonderingen und Rodenbourg
– der CR 154 zwischen Alzingen und Syren
– der CR 176/177 zwischen Lasauvage und Hussigny-Godbrange
– der CR 176 zwischen Differdingen und „Roudenhaff“
– der CR 178 zwischen dem Schlewenhof und Cessingen
– die rue Principale (CR 188) in Neuhäuschen
– der CR 189 zwischen Göblingen und Simmerschmelz
– der CR 347 zwischen dem „Bloen Eck“ und Folkendingen
– der CR 373 zwischen Sassel und Maulusmühle
– die N 8 zwischen Saeul und Kreuzerbuch
– die N 12 bei Kopstal 
– die N 23 bei Martelingen
– die N 27 zwischen Göbelsmühle und Dirbach
– die N 27 zwischen Heiderscheidergrund und der „Boukelser Millen“
– die N 27 in Ehleringen

Noch keine Entwarnung

Die Behörden gaben für den Montagmorgen noch keine Entwarnung. Nach einem Abflauen in den frühen Morgenstunden hätte Sabine im Laufe des Montags wieder an Fahrt gewinnen können. Noch bis mindestens 9.30 Uhr war mit Windstößen von bis zu 130 km/h zu rechnen. Deswegen galt im ganzen Land weiterhin die Warnstufe Rot. Danach wird noch den ganzen Montag über die Warnstufe Orange gelten, mit immerhin noch Windstößen von bis zu 90 km/h. Autofahrer sollen ihre Geschwindigkeit den Wetterverhältnissen anpassen. Als weitere Gefahr zu den starken Windstößen kommt der anhaltende starke Regen. Autofahrer müssen also auch mit Aquaplaning rechnen.

Durch das niederprasselnde Nass steigen auch die Wasserstände der Luxemburger Flüsse. Im Laufe des Tages steigt deswegen die Bedrohung durch Hochwasser. Meteolux warnt unter anderem vor möglichen Überschwemmungen der Alzette, Sauer, Our, Syr, Wark, Attert, Eisch, Mamer, Ernz, Korn, Woltz und der Wiltz. Bisher seien die Flüsse allerdings noch nicht über die Ufer getreten, teilt der CGDIS mit. 

Störungen und Ausfälle wegen Sabine

Wegen des anhaltenden starken Windes kam es auch auf dem Findel zu Problemen: Luxair hat am Montagmorgen auf seiner Webseite mitgeteilt, dass alle Flüge der Airline bis 10 Uhr ausgesetzt wurden. Fluggäste können Informationen zu ihren Flügen auf www.luxair.lu abrufen. Auf Nachfrage des Tageblatt bestätigt Lux-Airport am Montagmorgen, dass mehr als 25 Flüge wegen des Orkans ausgefallen sind. Die Zahl umfasst sowohl Ab- wie Anreisen. Zahlreiche andere Flüge hätten sich verspätet, doch langsam normalisiere sich die Lage am Findel wieder.  

Schüler der Luxemburger Grundschulen und Lyzeen werden Sturmtief Sabine wohl nicht besonders böse sein: Wie das Bildungsministerium schon am Sonntagabend mitteilte, ist der Unterricht am Montag wegen der Wetterlage abgesagt. Wer trotzdem in der Schule erscheint, wird dort allerdings in Empfang genommen und eine Aufsicht wird garantiert. Die Lehrer allerdings müssen zur Arbeit erscheinen. Auch Musikschulen, Sportvereine und andere außerschulische Vereine sind wegen des schlechten Wetters geschlossen oder haben Termine abgesagt. Ein Großteil der Schultransporte setzte am Montagmorgen ihren Dienst trotz Orkan fort, allerdings musste mit Verspätungen gerechnet werden. Auch beim normalen Bus- und Zugverkehr sollten sich Reisende und Pendler auf Verspätungen und Ausfälle wegen Sturmtief Sabine einstellen.

Auch bei der Post sorgte die aktuelle Wetterlage für Probleme. Wie das Unternehmen am Sonntagabend bereits mitteilte, wird am Montagmorgen keine Zeitung verteilt. In Esch rückte außerdem die Müllabfuhr am Montagabend nicht aus. Das teilte die Stadtverwaltung am Sonntagabend auf ihrer Facebook-Seite mit. 

Die Situation in Deutschland

Orkantief „Sabine“ bremste in Deutschland die meisten Verkehrsverbindungen aus. Der Fernverkehr der Deutschen Bahn stand bis mindestens 10.00 Uhr komplett still – das Unternehmen erwartete noch den ganzen Montag über Störungen. An den Flughäfen fielen Hunderte Starts und Landungen aus. 

In nahezu ganz Deutschland berichteten die Leitstellen der Polizei in der Nacht von einer Vielzahl an umgestürzten Bäumen, die zum Teil auf geparkte Autos gestürzt waren. Bauzäune wurden umgerissen, Werbetafeln umhergeweht, Klohäuschen stürzten um, Trampoline flogen durch die Gegend. In vielen Regionen hielten sich die Schäden aber in Grenzen. In Hamburg zählte die Feuerwehr bis zum Montagmorgen etwa 300 Einsätze wegen „Sabine“. Eine Kastanie krachte am Sonntagabend auf ein Einfamilienhaus, das Dach und zwei Wände stürzten ein, verletzt wurde niemand.

In Nordrhein-Westfalen gab es laut einer ersten Bilanz mehrere Verletzte. In Mülheim an der Ruhr hatten zwei Insassen eines Autos riesiges Glück: Ein 25 Meter hoher Baum erwischte ihren fahrenden Wagen im hinteren Bereich. Nur leicht verletzt kamen sie in ein Krankenhaus. „Wäre das Fahrzeug nur eine Sekunde eher an der Stelle gewesen, hätte es wesentlich schlimmer ausgehen können“, erklärte die Feuerwehr. In Paderborn wurde ein 16-Jähriger durch einen herabstürzenden Ast schwer verletzt. Er kam mit Kopfverletzungen in ein Krankenhaus. Zwei Menschen in Saarbrücken wurden zudem am späten Sonntagabend durch einen umstürzenden Baum schwer verletzt, einer der beiden schwebt in Lebensgefahr. Die Fußgänger waren auf einem Parkplatz des Klinikums Saarbrücken unterwegs.

Sturmschaden am Dom in Frankfurt am Main: Orkan „Sabine“ ließ den Ausleger eines Baukrans in der Nacht in das Dach der Kirche krachen. Wie hoch der Schaden ist, konnte in der Nacht noch nicht gesagt werden. Sturmflutgefahr herrscht ab dem Nachmittag außerdem an der deutschen Nordseeküste, in Bremen und Hamburg, auch der Hamburger Fischmarkt könnte überflutet werden.

Die Situation in Belgien, Frankreich und Großbritannien

Unter anderem in Großbritannien und Belgien kam es wegen des Sturmtiefs zu dutzenden Ausfällen und Verzögerungen im Bahn- und Flugverkehr. In Schottland wurden drei Menschen beim teilweisen Einsturz des Dachs einer Kneipe verletzt. In Irland waren rund 10.000 Privathäuser, Bauernhöfe und Geschäftsgebäude ohne Strom. Auch in Frankreich warnte der Wetterdienst vor Überschwemmungen und Sturmschäden.

Besonders schwer wurde Großbritannien von „Ciara“ mit Starkregen und Böen von bis zu 130 km/h getroffen. Die Behörden verkündeten eine vorerst bis zum Abend gültige Unwetter-Warnung. Die britische Fluggesellschaft British Airways bot Reisenden von oder zu den Londoner Flughäfen Heathrow, Gatwick oder London City an, ihre Flüge umzubuchen. Auch die Fluggesellschaft Virgin Atlantic setzte mehrere Flüge von Heathrow aus. Die britische Eisenbahngesellschaft riet Fahrgästen von nicht unaufschiebbaren Zugreisen vorerst ab. Die Fähren zwischen Calais und Dover blieben vorerst im Hafen.

Zudem fielen mehrere Veranstaltungen dem Orkan zum Opfer. Das Premier-League-Fußballspiel zwischen Manchester City und West Ham wurde abgesagt, ebenso wie ein Zehn-Kilometer-Lauf in London mit erwarteten 25.000 Teilnehmern. Zahlreiche Parks wurden geschlossen. Zudem erwartet die britische Wetterbehörde Schäden an Gebäuden und Stromausfälle sowie Überschwemmungen. Am Flughafen von Brüssel wurden wegen des Sturmtiefs rund 60 Starts und Landungen abgesagt. 

In Irland warnten die Wetterbehörden vor Überschwemmungen in Küstennähe. In der westlichen Stadt Galway wurde eine Veranstaltung zur europäischen Kulturhauptstadt 2020 bereits am Samstagabend abgesagt. In Luxemburg sollten die öffentlichen Schulen am Montag geschlossen bleiben.

In Frankreich erwarteten die Wetterdienste, dass vor allem der Norden und der Nordwesten des Landes vor starken Böen getroffen wird. Dort galten Unwetterwarnungen in 35 Départements. In den Vogesen wurden Windgeschwindigkeiten von bis zu 140 Stundenkilometern erwartet. Die Behörden rieten davon ab, in Wälder zu gehen und Autos unter Bäumen zu parken.

Miette
10. Februar 2020 - 21.19

All deenen Menschen dei ronn em d' Auer fier eis do sin, DECKEN MERCI! Ass deelweis Benevolat an ech zeihen den Hutt virun iech all.