ForschungWeltraumbehörde ESA erhält so viel Geld wie noch nie zuvor

Forschung / Weltraumbehörde ESA erhält so viel Geld wie noch nie zuvor
Der ESA-Vorsitzende Johann-Dietrich Worner Foto: AFP/Kenzo Triboullard

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Seit jeher sind Menschen fasziniert vom Weltall. Davon Zeugen wunderbare Artefakte wie die Himmelsscheibe von Nebra, tausende Jahre alte Aufzeichnungen aus der Antike und der Shang-Dynastie, das jahrhundertealte Observatorium El Caracol in Chichén Itzá, Sputnik und das Apollo-Programm. Über Jahrtausende hat die Faszination nie nachgelassen.

In Europa leistet die Weltraumbehörde ESA ihren Beitrag dazu, dem Universum wenigstens ein paar seiner Geheimnisse zu entreißen. Die Mitgliedstaaten haben die große Bedeutung dieser Arbeit anerkannt und der ESA im Jahr 2020 zu einem Rekordhaushalt von 6,68 Milliarden Euro verholfen. Die zuständigen Minister aus den Mitgliedsländern und Beobachter der EU hatten sich im vergangenen November im spanischen Sevilla getroffen, um die Zukunft der europäischen Raumfahrt zu diskutieren, und den Weg für das Budget frei gemacht.

Dieses Geld stammt zum einen von der Europäischen Union (27%), vom Konsortium der Wetterdienste Eumetsat (3%) und von den ESA-Mitgliedstaaten (70%). Luxemburg ist mit 29,9 Millionen Euro am Budget beteiligt – ein sehr kleiner Betrag im Vergleich zu den größeren Ländern der Europäischen Union. Deutschland etwa trägt mit 981,7 Millionen Euro zu den Anstrengungen der ESA bei, Frankreich mit 1.311,7 und Italien mit 664,8 Millionen Euro. Aber auch kleine Länder haben die Bedeutung der ESA erkannt und investieren – die Niederlande etwa 100 Millionen Euro und Belgien 210 Millionen Euro. Auch Kanada ist Mitglied und steuert 28 Millionen Euro bei.

So viel geben die Mitgliedstaaten 2020 für die ESA aus
So viel geben die Mitgliedstaaten 2020 für die ESA aus Quelle: ESA

Mit dem Geld leisten die Europäer ihren Beitrag zu einer Reihe von internationalen Projekten. Aber auch ganz eigene Projekte sind in der Planung. Ein großer Teil des Geldes fließt in den Ausbau einer Spezialität der Europäer: der Erd-Observation.

Ein ganz besonders Projekt der ESA trägt den Namen LISA (Laser Interferometer Space Antenna). LISA soll der erste Gravitationswellendetektor im Weltraum werden. Dafür werden drei Sonden ins All verbracht und bilden ein Dreieck mit einer Seitenlänge von 2,5 Millionen Kilometern. Das Dreieck bewegt sich in 70 Millionen Kilometer Höhe mit der Erde um die Sonne. Durch Laser-Messungen können die Sonden feststellen, wenn Gravitationswellen über sie hinweg schwappen. Ohne sehr präzise Geräte sind diese Wellen nicht messbar.

Seit Henri Poincaré wissen wir, dass solche Wellen existieren. Allerdings konnten sie erst 2015 zum ersten Mal nachgewiesen werden. Besonders starke Gravitationswellen entstehen zum Beispiel dann, wenn zwei Schwarze Löcher ineinander fallen. Die ESA hofft, mit LISA Gravitationswellen vieler superschwerer Schwarzer Löcher im beobachtbaren Universum messen zu können und mehr darüber zu lernen, wie das Universum funktioniert. Die ESA rechnet damit, LISA im Jahr 2034 starten zu können. Bis dahin ist viel Forschung und Entwicklung notwendig.

ISS und Gateway

Daneben hat die ESA auch ihre Beteiligung an der internationalen Weltraumstation ISS bis zum Jahr 2030 zugesichert und will an der Entwicklung und am Bau der Gateway teilnehmen. Bei der Gateway handelt es sich um eine zukünftige Raumstation, die in einem Orbit um den Mond gehen soll. Sie soll in den nächsten zehn Jahren entwickelt und gebaut werden und bei der weiteren Erforschung des Sonnensystems eine wichtige Rolle spielen, unter anderem beim amerikanischen Artemis-Programm. Das Gateway-Projekt wird von der amerikanischen NASA angeführt, allerdings beteiligen sich internationale Partner. Die ESA hat vor, neue Astronauten zu rekrutieren, um sie in die Erdumlaufbahn und weiter hinaus in den Weltraum zu schicken. In nicht allzu ferner Zukunft sollen europäische Astronauten zum ersten Mal den Mond betreten.

Die Raumstation Gateway soll in einem Orbit um den Mond gehen
Die Raumstation Gateway soll in einem Orbit um den Mond gehen Darstellung: NASA

Außerdem plant die ESA, gemeinsam mit der NASA zum ersten Mal Proben vom Mars zur Erde zurückzubringen. Das ist deshalb wichtig, weil jede Sonde, die auf dem Roten Planeten landet, um das Gestein vor Ort zu untersuchen, nur eine sehr begrenzte Anzahl von Instrumenten mitnehmen kann. Wenn das Gestein zur Erde gebracht wird, können viel mehr Wissenschaftler daran arbeiten und auch Instrumente benutzen, die zu groß und zu schwer sind, um sie in einem Mars-Rover unterzubringen. Dieses Vorhaben soll in den nächsten zehn Jahren umgesetzt werden.

Die ESA will sich demnächst ebenfalls im Bereich 5G-Technologie weiterentwickeln. Hier will auch Luxemburg mitmischen. Das Großherzogtum beteiligt sich unter anderem am Forschungsprogramm Artes („Advanced Research in Telecommunications Systems“), das innovative Technologien zur Satellitenkommunikation untersucht. Daneben hat die luxemburgische Regierung vergangene Woche in einer Pressemitteilung Interesse am Artes-Projekt Scylight bekundet. Scylight forscht an der optischen Übertragung von Informationen, etwa per Laser.

Erdbeobachung

5G ist die nächste Generation der mobilen Datenübertragung. Forscher und Unternehmen versprechen sich von ihr, dass sie zahlreiche neue vernetzte Anwendungen ermöglicht. Insbesondere selbstfahrende Autos sollen dadurch einen Schub erhalten.

Im Laufe der Jahre hat sich die ESA zur führenden Weltraumagentur, wenn es um die Erdbeobachtung geht, gemausert. Das Copernicus-Programm wurde 1998 ins Leben gerufen und ist seit 2014 in Betrieb. Es dient unter anderem der Überwachung des Klimawandels sowie Sicherheitszwecken und liefert Informationen bei Katastrophen. Die Daten stehen jedem frei zur Verfügung. Ein konkretes Beispiel dafür sind die Daten, die Copernicus-Satelliten bei Waldbränden liefern. Mit ihren Instrumenten lassen sich Waldbrände wie die, die derzeit in Australien wüten, gut beobachten. Diese Daten können dabei helfen, den Einsatzkräften und den Entscheidungsträgern vor Ort einen besseren Überblick über die Situation zu verschaffen. Tatsächlich fließen 22 Prozent des ESA-Budgets für das Jahr 2020 in die Erdbeobachtung.

Das Foto wurde vom Satelliten Sentinel-2 im September aufgenommen. Es zeigt einen Waldbrand in Australien.
Das Foto wurde vom Satelliten Sentinel-2 im September aufgenommen. Es zeigt einen Waldbrand in Australien. Foto: ESA

Gute Nachrichten kamen in dieser Woche aus Belgien. Wie der belgische Wissenschaftsminister David Clarinval am Dienstag mitteilte, entstehen dort 150 neue Arbeitsplätze durch Aufträge der ESA für den Bau der neuen Ariane-6-, Vega-C- und Vega-E-Raketen. Die Aufträge gehen an die Unternehmen Sabca, Safran AeroBoosters und Thales Alenia Space. Der Minister macht die hohe Beteiligung von Belgien an der ESA für die Aufträge verantwortlich. Das Land hat ihr 1,45 Milliarden Euro für den Zeitraum 2020 bis 2024 zugesichert.

International eingebunden

Die ESA wurde 1975 als zwischenstaatliche Organisation gegründet. Ihre offizielle Aufgabe ist es, die europäische Raumfahrt voranzutreiben und sicherzustellen, „dass die Investitionen in die Raumfahrt den Bürgern in Europa und weltweit zugutekommen“.

Derzeit hat die ESA 22 Mitgliedstaaten, darunter Luxemburg. 20 davon befinden sich in der EU. Bei den anderen beiden handelt es sich um die Schweiz und Norwegen. Auch Großbritannien ist Mitglied der ESA. Andere Länder, insbesondere Kanada, nehmen im Rahmen von Kooperationsabkommen an Projekten der Weltraumbehörde Teil. Die ESA ist eng in die internationale Weltraumforschung und Raumfahrt eingebunden und arbeitet auch mit der amerikanischen NASA zusammen.

Auf der Internetseite der Weltraumbehörde heißt es: „Dank der Koordinierung der Finanzressourcen und Kompetenzen ihrer Mitgliedstaaten kann die ESA Programme und Tätigkeiten durchführen, die weit über die Möglichkeiten eines einzelnen europäischen Landes hinausgehen.“ Die ESA arbeitet darüber hinaus nicht nur mit den Mitgliedstaaten eng zusammen, sondern auch mit der EU. Beispiele für diese Zusammenarbeit sind das Satellitennavigationssystem Galileo und das Erdbeobachtungssystem Copernicus.

Derzeit ist ein ESA-Astronaut Crew Commander auf der ISS: Luca Parmitano aus Italien. Laut Zeitplan soll er im Februar auf die Erde zurückkehren.

Die ESA-Minister bei ihrem Treffen in Spanien. Auf dem Bild ist auch der luxemburgische Wirtschaftsminister Etienne Schneider zu sehen (vorne, 6.v.l.).
Die ESA-Minister bei ihrem Treffen in Spanien. Auf dem Bild ist auch der luxemburgische Wirtschaftsminister Etienne Schneider zu sehen (vorne, 6.v.l.). Foto: ESA
Mensch
24. Januar 2020 - 17.20

Die Menschen die Hunger leiden wird es sicher sehr freuen, dass die ESA soviel Geld bekommt.

Laird Glenmore
24. Januar 2020 - 10.36

Was wollen wir im Weltraum ??? Geht es nur darum neuen Wohnraum zu schaffen oder Bodenschätze zu finden damit der Raubbau im All weitergeht weil die Ressourcen auf der Erde bald erschöpft sind. Die Regierungen egal wo auf der Welt sind nicht mal in der Lage Probleme ( Hungersnot, Kriege usw. ) hier auf unserem Planeten zu lösen und dann will man ins All was Millionen bzw. Milliarden kostet, diese Gelder kann man mit Sicherheit besser anlegen.