DüdelingenEin Quereinsteiger im thailändischen Restaurant Sukhothai

Düdelingen / Ein Quereinsteiger im thailändischen Restaurant Sukhothai
Nico Stelmes ist ein Quereinsteiger im Bereich der Gastronomie Foto: Editpress/Claude Lenert

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In Düdelingen ist seit September ein Busfahrer in Rente stolzer Restaurantbesitzer: Nico Stelmes führt ein thailändisches Restaurant, obwohl er selbst noch nie einen Fuß in das südostasiatische Königreich gesetzt hat.

Der 58-jährige Nico Stelmes trägt bereits länger den Gedanken mit sich herum, etwas Eigenes zu eröffnen: „Ich habe mir immer gedacht, wenn ich in Rente bin und mehr Zeit habe, dann wage ich den Schritt.” Auch weil er dann sein eigener Herr sein kann. Inzwischen ist er seit fast einem Jahr in Rente und seit vier Monaten Betreiber des Restaurants Sukhothai. Das Lokal befindet sich in der Avenue Grande-Duchesse Charlotte im Haus „Al Post“ und bietet 48 Sitzplätze. Sukhothai ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz im Norden Thailands.

20 Jahre lang ist Nico Stelmes Bus gefahren, vorher hat er bei der Arbed gearbeitet. Er spricht sechs Sprachen und ist viel gereist – darunter auch mit dem Bus: Er war etwa in Russland oder auch in Tschechien. Dafür lässt er es nun, was das Reisen betrifft, ruhiger angehen. Vielleicht auch ein Grund dafür, warum er bisher noch nie in Thailand war.

Auf die Idee, ein thäiländisches Restaurant mitsamt kulinarischen Spezialitäten zu eröffnen, kommt er, als er ein paar thailändische Mitbürger kennenlernt und das Essen einfach mal probiert. Unter seinen Freunden war damals auch Pranorm Jaituek, die mittlerweile seine Geschäftspartnerin ist. Er hat sie auf Facebook kennengelernt. Pranorm wollte immer schon einmal ein thailändisches Restaurant eröffnen – und so wagen beide zusammen den Schritt in die Selbstständigkeit. Nico Stelmes ist für den Service zuständig und steht hinter dem Tresen, während Pranorm die Küchenchefin ist. Zusammen mit dem ausgebildeten Koch Choochat Sriwichai und einer Küchenhilfe bieten sie authentische thailändische Küche an. Stelmes hält sich aus der Küche raus und lässt die drei zusammen ihr Süppchen kochen.  

Zufrieden mit dem Ergebnis

Stelmes beschreibt sich selbst als „Arbeitstier“: Er könne nicht einfach nichts tun, erzählt er im Gespräch mit dem Tageblatt. Er fühlt sich aber auch nicht seinem Alter entsprechend, sondern eher wie 35. „Zu Beginn hatte ich einige Bedenken und es ist sicherlich ein großer Schritt.“ Doch jetzt, nach vier Monaten, bereut er es nicht, diese Entscheidung getroffen zu haben. Die Kurse, um die Genehmigungen für die Eröffnung eines Restaurants zu erhalten, hat er bereits vor ein paar Jahren besucht.

Die Räumlichkeiten, in denen sich sein Restaurant nun befindet, hat er auf Facebook entdeckt. Bei der Besichtigung hatte er das Gefühl, etwas hieraus machen zu können. Er hat dann zusammen mit ein paar Helfern Umbauarbeiten unternommen. Kurse und Renovierung hat Stelmes selbst finanziert: „Wir haben viel Arbeit und Schweiß hineingesteckt. Ich denke, das Resultat kann sich sehen lassen.” Die Deko besteht aus vielen Elementen, die direkt aus Thailand stammen, auch ein Bild des Königs fehlt nicht. Seit August lebt Stelmes in Düdelingen, hiermit sei es nun einfacher, alles zu managen. 

Im Restaurant ist Platz für 48 Gäste
Im Restaurant ist Platz für 48 Gäste Foto: Editpress/Claude Lenert

Stelmes zeigt sich zufrieden mit dem Geschäft der ersten Monate. „Ich hatte bisher um die 550 Gäste hier. Das ist für die ersten Monate gar nicht so schlecht.” Doch wie er selbst sagt: Wer zu schnell zu hoch aufsteigt, kann auch tief fallen. Nach sechs Monaten bis einem Jahr erwartet er ein konstantes Resultat. Dabei ist er sich des Risikos einer Insolvenz wohl bewusst: „Die Lounge, die vor mir hier drin war, hatte nur acht Monate lang geöffnet.” Anstatt seinen Ruhestand zu genießen, arbeitet er 13 Stunden täglich. Daran hat er sich mittlerweile gewöhnt. Es sei auch etwas anderes, da er dies für sich selbst tut. „Ich mache es so gerne, da ich die Zufriedenheit der Menschen miterlebe.”

Bleibt noch die Frage zu beantworten, warum gerade Thailand, wenn er noch nie da war? Der 58-Jährige kann es nicht richtig beschreiben. Es komme „aus dem Gefühl heraus“ und vielleicht auch, da er das Essen woanders probiert hat und sich dachte, dass es besser zubereitet werden könnte. Er bewundert die Kochkunst der Thailänder, wie sie aus etwas ganz Alltäglichem etwas sehr Geschmackvolles zubereiten können.

Ein Besuch in Thailand ist dennoch fest eingeplant: Sein Koch möchte ihm seine Heimat Chiang Mai zeigen. Von dort aus möchte Stelmes auch Sukhothai besuchen, denn seine Geschäftspartnerin stammt von dort. Anschließend steht eine kleine Rundreise auf dem Plan. Alleine durch die Geschichten, die er über Thailand hört, hat er schon jetzt das Gefühl, dass das Land zu einer zweiten Heimat werden könnte.