MobilitätNeue Räder für den Süden: Das kostenlose Fahrradleihsystem Vël’OK wird ausgebaut

Mobilität / Neue Räder für den Süden: Das kostenlose Fahrradleihsystem Vël’OK wird ausgebaut
Die CIGL-Esch-Mitarbeiter mit den neuen Leihrädern. Sie sind es, die das Vël’OK-Netz betreuen. Foto: Editpress/Alain Rischard

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Die Anwesenden waren sich einig: Vël’OK, das Fahrradleihangebot der Südgemeinden unter der Federführung Eschs, ist eine Erfolgsgeschichte und gehört demnach fortgeschrieben. Aus diesem Grund wurde am Mittwoch die neue Generation der elektrischen Leihräder auf Belval vorgestellt. 200 Stück werden in den nächsten Wochen in Betrieb genommen, 120 weitere sind bestellt.

„Wir sind froh, jetzt in ein neues Zeitalter starten zu können“, sagte CIGL-Esch-Präsident Fritz Remackel, der nicht ohne Stolz die Vël’OK-Geschichte nachzeichnete (siehe unten) und die Problematik bei der Anschaffung des neuen Materials unterstrich. So musste erst ein Hersteller gefunden werden, der sich an die bestehende Infrastruktur der Ladestationen anpassen konnte. Der wurde schlussendlich im belgischen Gent gefunden. Allerdings dauerte der Prozess fast zwei Jahre, sodass es mit dem alten Material durchaus zu Engpässen kommen konnte. „Nun aber“, sagte Remackel erfreut, „haben wir eine neue Qualität Material, das heißt, wir müssen auch eine neue Qualität des Service bieten“. In der Tat arbeitet beim CIGL Esch („Centre d’initiative et de gestion local“) eine Mannschaft von rund 20 Leuten exklusiv für das Fahrradleihsystem. In erster Linie geht es dabei um Reparaturarbeiten an den Rädern. Der Vandalismus ist ein Problem, jedoch werden dank der personalisierten Benutzerkarten etwaige Fehlverhalten durchaus sanktioniert. Einer der 20 Mitarbeiter ist für die Kontrolle verantwortlich.

Erstmals „Bike-Night“ in Esch

Am 15. Mai wird Esch ganz im Zeichen des Fahrrads stehen. Denn dann kommt es zur ersten Ausgabe der „Bike-Night“, wie am Rande der Vël’OK-Vorstellung in Erfahrung zu bringen war. Rund um den dann für den Autoverkehr gesperrten „Breedewee“ stehen an diesem Freitag von 17.00 bis 22.00 Uhr die Zweiräder im Mittelpunkt. Die „Bike-Night“ soll sich in erster Linie an Jugendliche richten, aber prinzipiell jedem fahrradaffinen Bürger zugutekommen und Impulse zum Ausbau der sanften Mobilität geben.        

Remackel schwebt ein Ausbau der Zusammenarbeit an. Ginge es nach ihm, so könnten die Beschäftigungsinitiativen der am System angeschlossenen Nachbargemeinden ebenfalls in die Betreuung des Systems eingebaut werden, was den CIGL Esch zweifellos entlasten würde. Auch könnten Reserve-Leihräder in den Gemeinden platziert werden, um etwaigen Engpässen vorzubeugen. Als Faustregel für die insgesamt 106 Stationen gilt, dass sie zur Hälfte mit Leihrädern besetzt sein sollen. Bei 600 bis 700 Ladestellen bedeutet das, dass stets 300 bis 350 Räder zur Verfügung stehen sollten.

Insgesamt 320 neue Leihräder

Mit den 200 neuen Rädern und der Nachbestellung von 120 ist das Quorum so gut wie erreicht. Zunächst einmal werden die bestehenden Räder durch die neuen ergänzt und nach und nach die Fahrräder der ersten Generation ohne elektrischen Antrieb aus dem Verkehr gezogen. Die sind bei kleineren Anstiegen in der Tat aufgrund ihres hohen Gewichts eher unpraktisch. Auch das neue Gerät ist mit 28 kg nur unwesentlich leichter als seine Vorgänger, doch der dreigängige Elektroantrieb macht den Unterschied. Neu ist auch die LED-Anzeige an den Rädern, die den Benutzer über den Ladezustand informiert. Die Autonomie der Batterie soll 55 km betragen.

Die Leihräder der neuesten Generation
Die Leihräder der neuesten Generation Foto: Editpress/Alain Rischard

Der Kostenpunkt für ein Rad liegt bei ca. 2.000 Euro. Die Ausgaben für das neue Material werden in erster Linie von Sponsoren getragen. So finanziert Südstroum den Großteil des neuen Fuhrparks.

Kein Wunder demnach, dass bei der Vorstellung am Mittwoch die Zufriedenheit überwog. Eschs Bürgermeister  Georges Mischo (CSV, für das Ressort Mobilität verantwortlich) hob die Vorreiterrolle seiner Stadt in Sachen Gratis-Fahrradverleih in Luxemburg hervor. Und Arbeitsminister Dan Kersch (LSAP) lobte den CIGL und betonte, dass „ohne eine ernsthafte Sozialpolitik eine ernsthafte Klimapolitik nicht möglich wäre und umgekehrt“. Das Vël’OK-Projekt symbolisiere das ziemlich gut, so Kersch.      

V.l.n.r.: CIGL-Esch-Koordinator Carlos Breda, CIGL-Esch-Präsident Fritz Remackel, Bürgermeister Georges Mischo und Arbeitsminister Dan Kersch 
V.l.n.r.: CIGL-Esch-Koordinator Carlos Breda, CIGL-Esch-Präsident Fritz Remackel, Bürgermeister Georges Mischo und Arbeitsminister Dan Kersch  Foto: Editpress/Alain Rischard

Von „Äre Vëlo, eise Vëlo“ zu Vël’OK

Vël’OK ist ein kostenloses Fahrradleihsystem, das vom CIGL („Centre d’initiative et de gestion local“) Esch betrieben wird. Es wurde 2004 auf Initiative des damaligen Schöffen Felix Braz in Esch eingeführt und hieß zunächst „Äre Vëlo, eise Vëlo“. Die erste Generation der Leihräder war rein mechanisch und recht schwer, was das Radeln in Anbetracht der in der Minettemetropole doch durchaus vorhandenen Steigungen mitunter schweißtreibend machte. 

2008 wurde das Projekt auf die nächste Stufe gehoben. Das Netz wurde ausgebaut und die neue Generation Fahrräder eingeführt. Dazu musste das System digitalisiert werden. Die Aufladestationen wurden installiert, da die Räder nun einen elektrischen Zusatzantrieb besaßen und bis zu 25 km/h schnell fahren konnten, was das Benutzen wesentlich leichter und schneller machte. Seitdem gibt es sowohl mechanische wie auch elektrisch unterstützte Räder. Zudem wurde das Vël’OK-System auf die Nachbargemeinden ausgedehnt. Seit 2015 sind Bettemburg, Düdelingen, Differdingen, Sanem, Schifflingen, Rümelingen und Kayl am Netz angeschlossen. Als nächste Gemeinde stößt Monnerich mit vier Stationen hinzu, sodass dann außer Petingen und Käerjeng sämtliche ProSud-Gemeinden am Netz angeschlossen sein werden.

80 Prozent des Verkehrs macht Esch aus, wo es die meisten Stationen (34) gibt. Dort kam es allerdings in den letzten Monaten immer wieder zu Engpässen bei den (elektrischen) Rädern. Der Materialmangel war dem Betreiber nach vor allem den vielen Fällen von Vandalismus an den Fahrrädern geschuldet. Das Nutzen der Vël’OK ist denkbar einfach. Einwohner der jeweiligen Gemeinden können sich einschreiben und erhalten eine Mobilitätskarte, mit denen man die Räder aus den Stationen bekommt. Die Stationen (momentan insgesamt 103) sind mit Bildschirmen ausgestattet, die die Verfügbarkeit des Materials im gesamten Netz anzeigen. Die Benutzung ist auf zwei Stunden begrenzt. Das Mindestalter der Nutzer beträgt 14 Jahre. Zum 31. Dezember 2019 gab es 6.127 eingeschriebene Benutzer. Im letzten Jahr wurden 125.291 Benutzungen gezählt.

Die „alten“ Räder ohne elektrischen Antrieb werden nun schrittweise aus dem Verkehr gezogen 
Die „alten“ Räder ohne elektrischen Antrieb werden nun schrittweise aus dem Verkehr gezogen  Foto: Editpress-Archiv/Didier Sylvestre
Laird Glenmore
15. Januar 2020 - 19.58

Dann wird es auf der Zone Pietone in Esch / Alzette richtig Interessant, die jugendlichen fahren jetzt schon wie die Wilden vor allen Dingen kommen sie nun lautlos daher und stehen plötzlich vor einem, ich denke das ältere Menschen dann nur noch in Panik geraten. Die hätten die E-Räder mit zwei Sitzen bestellen sollen dann brauchen die Jugendlichen nicht immer auf dem Gepäck ständer stehen. Ich frage mich allen Ernstes was manchmal in den Köpfen unsere Gemeindeverwaltung vor geht.