HandballDie WM-Qualifikationsspiele der FLH-Auswahl in der Analyse 

Handball / Die WM-Qualifikationsspiele der FLH-Auswahl in der Analyse 
Raphaël Guden und seine Teamkollegen ließen in den drei Partien zu oft die nötige Offensivpower vermissen Foto: Marcel Nickels

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FLH-TEAM Erkenntnisse der WM-Qualifikationsspiele

Die WM-Qualifikation verlief für die luxemburgische Handball-Nationalmannschaft nicht nach Plan. Vor heimischer Kulisse musste das Team um Trainer Nikola Malesevic drei Niederlagen gegen die Slowakei, Litauen und die Färöer-Inseln hinnehmen. Das Tageblatt geht vor dem wichtigen EM-Qualifikationsspiel am Donnerstag gegen Estland auf Ursachenforschung, was in den drei Begegnungen schon stimmte und wo noch Nachholbedarf besteht.

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Verteidigung

Die Leistung in der Verteidigung stimmte in den drei Vergleichen. Gegen die Slowakei kassierte Luxemburg nur 22 Tore, gegen die Färöer-Inseln 24 und gegen Litauen 32. Gegen Turniersieger Litauen hatten die luxemburgischen Verteidiger den schwersten Stand, doch vor allem in der ersten Viertelstunde stand die Abwehr sehr solide. Kamen die Gegner zu keinen schnellen Tempogegenstößen, stand die Defensive der Luxemburger sehr solide. Abwehrchef Peter Ostrihon bildete zusammen mit Julien Kohn und Ben Weyer einen starken Mittelblock, an dem die Gegner sich des Öfteren die Zähne ausbissen. Auch die verschiedenen Taktiken einer 6:0- oder einer 5:1-Verteidigung brachten die gewünschten Ergebnisse. 

Torhüterleistung

Die unumstrittene Nummer eins im Tor, Chris Auger, musste verletzungsbedingt für diese WM-Quali – und auch für das Spiel am Donnerstag – passen. Auger hatte in der Vergangenheit des Öfteren bewiesen, wie wichtig er für das Nationalteam geworden ist. Doch seine beiden Vertreter Mika Herrmann und Jérôme Michels standen dem Käerjenger in nichts nach. Coach Malesevic hatte sich im Vorfeld auf keine klare Nummer eins im Tor festgelegt und schenkte beiden das Vertrauen. Dieser Schachzug ging auf. Michels hielt sein Team gegen die Slowakei mit tollen Paraden lange Zeit im Spiel. Ein hervorragender Herrmann war in den Begegnungen gegen Litauen (elf Paraden in 40’) und die Färöer-Inseln (13 Paraden in 42’) verantwortlich, dass Luxemburg phasenweise oder sogar über eine ganze Partie mithalten konnte. Gegen die Färöer-Inseln sorgte der gut aufgelegte HBD-Keeper dafür, dass das FLH-Team einen Fünf-Tore-Rückstand aufholen konnte. Seine Energie war ansteckend, sodass seine Teamkollegen in der Folge mit mehr Selbstvertrauen agierten. Beide Torhüter ergänzten sich gut. 

Einstellung

An der Einstellung lag es sicherlich nicht, dass Luxemburg dreimal als Verlierer vom Platz ging. Auch wenn die Spieler von Trainer Nikolas Malesevic mit dem Rücken zur Wand standen und es nicht rund lief, ließen sie die Köpfe nicht hängen und bewiesen Kampfgeist. Im dritten Spiel ging es gegen die Färöer-Inseln rechnerisch um rein gar nichts mehr. Doch man merkte der FLH-Mannschaft den unbedingten Willen an, vor heimischer Kulisse am Ende nicht mit leeren Händen dastehen zu wollen. Während ihrer Aufholjagd in der ersten Halbzeit fiel auf, welche Leidenschaft und Emotionen noch in ihnen steckten. Letztendlich belohnten sich Wirtz, Ostrihon und Co. nicht für ihre positive Mentalität.

Flop

Vorbereitung

Kurz vor Jahresabschluss bereitete sich die luxemburgische Nationalmannschaft im italienischen Camerano vor. Eigentlich sollte bei diesem Turnier neben Gastgeber Italien auch noch die Türkei an den Start gehen. Die Türkei meldete sich jedoch kurz vor dem Beginn des Wettbewerbs ab. So bekamen es die Spieler von Trainer Nikola Malesevic nur mit den „Azzurri“ zu tun, gegen die man zweimal deutlich (29:40, 25:33) verlor. Eine Unzahl an Leistungsträgern (Chris Auger, Christian Bock, Julien Kohn, Tom Krier, Dimitri Mitrea, Mikel Molitor, Tommy Wirtz, Jacques Tironzelli, Tommaso Cosanti, Raphaël Guden, Tom Meis und Max Kohl) fehlten aus diversen Gründen in Italien, sodass diese Begegnungen nur wenig aussagekräftig waren. Wichtige Erkenntnisse – z.B. wie die Stammformation aussehen könnte – waren daher nur schwer zu gewinnen.  So entpuppte sich dieses Turnier letztendlich als Reinfall.

Angriff

Die größte Baustelle in dieser WM-Qualifikation war ohne Zweifel der Angriff. Mit so wenig Durchschlagskraft in der Offensive gibt es auf diesem Niveau nichts zu holen. 22 Tore auf der Habenseite gegen Litauen und die Färöer-Inseln, nur 16 gegen die Slowakei – Zahlen, die belegen, dass die Luxemburger kein Offensivspektakel ablieferten. Vor allem die Gefahr aus dem Rückraum wurde schmerzlich vermisst. Im Vorfeld war man sich dessen bewusst gewesen, dass es ohne die Wurfgewalt von Martin Muller, der mit seiner Erfahrung und seiner Unberechenbarkeit immer für Tore gut ist, und Yann Hoffmann schwer werden würde. Keiner der eingesetzten Rückraumspieler konnte die gewünschte Durchschlagskraft und den nötigen Tordrang zeigen. Es fehlte den meisten Spielern auf dieser Position sichtlich an Selbstvertrauen. Ein Lichtblick war der junge Berchemer Raphaël Guden, der sich für weitere Aufgaben empfehlen konnte. Doch nicht nur der Rückraum gestaltete sich als Problemzone, sondern auch das Spiel mit den Außenspielern wurde zu oft vernachlässigt. Vor allem im ersten Spiel gegen die Slowakei bekamen Wirtz, Scheid und Co. fast keine Zuspiele. Im Laufe des Turniers wurden die Außenspieler zwar mehr eingebunden, trotzdem besteht in dieser Hinsicht noch Nachholbedarf. Des Weiteren erzielte die Luxemburger Auswahl fast keine Tore durch Tempogegenstöße, was ein Indiz dafür ist, dass das Umschaltspiel von Abwehr auf Angriff nicht so gut funktionierte.

Technische Fehler

Die technischen Fehler zogen sich im gesamten Turnier wie ein roter Faden durch das Luxemburger Spiel. Zu viele Ungenauigkeiten und Unkonzentriertheiten leistete sich die Heimmannschaft im Spielaufbau, um die jeweiligen Begegnungen gewinnen zu können. Gegen Litauen mussten die Luxemburger sogar elf Ballverluste allein in der ersten Halbzeit hinnehmen. Diese technischen Unzulänglichkeiten wurden prompt vom Gegner bestraft und führten zu einfachen Toren. Ohne groß aufzutrumpfen, konnten die Gegner immer wieder leicht davonziehen. Auf diesem internationalen Niveau werden solche kleinen, aber gravierenden Patzer nicht verziehen.