EditorialDie B-Seite: Vom Wandel der Musikbranche

Editorial / Die B-Seite: Vom Wandel der Musikbranche
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Der „King“ wäre heute 85 Jahre alt geworden. Oder er ist es geworden … und lebt in Bielefeld. Schließlich hat es auch die Mondlandung nie gegeben. Im Falle Elvis Presleys sind Verschwörungstheorien schnell zu entlarven, denn wäre er nicht tot, so müsste er mit 85 Jahren noch auf Tour gehen, um seinen Lebensstil zu halten.

So übertrieben dieses Elvis-Szenario auch sein mag, heutzutage verdienen Musiker in erster Linie gutes Geld, wenn sie auf Tournee gehen. Denn der Verkauf von Tonträgern ist zu Beginn dieses Jahrtausends eingebrochen, was in erster Linie mit illegalen Downloads zu tun hatte. Die sind in Zeiten von Online-Streamingdiensten kein wirkliches Problem mehr für den Markt der Musikaufnahmen, der seit 2014 wieder konstant wächst und sich stetig den Rekordzahlen der guten alten CD-Zeit nähert. In der Tat ist es heute völlig normal, immer und überall auf jeden gewünschten Musiktitel zurückgreifen zu können, ohne jetzt seine gesamte CD-Sammlung mit sich zu führen. Dafür braucht es lediglich ein monatliches Abo um die 10 Euro und eine Netzverbindung.

Doch hat das Streamen von Musik durchaus seine Schattenseiten. Der Fokus der Künstler liegt auf einigen wenigen Liedern, denn kaum jemand streamt noch ein ganzes Album. Und er liegt auf dem Beginn eines Liedes, schließlich gibt es nur dann Geld, wenn der Hörer mindestens 30 Sekunden dran bleibt. So kann Streaming die künstlerische Freiheit einschränken und die Musik verändern. Elvis hätte wenig Probleme, waren die Songs zu seiner Zeit doch relativ kurz. Gitarrenvirtuosen à la Neil Young dagegen haben es da ungleich schwerer. Young war im Übrigen einer der Künstler, die sich (in erster Linie wegen der geringeren Tonqualität) am vehementesten gegen neue Musikformate und Streamingdienste wehrte. Inzwischen sind die allermeisten seiner rund 40 Studioalben jederzeit verfügbar. Der Markt wächst einfach zu rasant, als dass sich Musiker ihm verschließen könnten.

Wobei – richtig Geld verdienen durch Streaming lediglich die absoluten Topstars. Schätzungen zufolge fallen beim Marktführer Spotify 0,007 Cent pro gehörten Song für den Künstler ab. Das heißt, Elvis hätte (oder hat) mit „Jailhouse Rock“ gerade mal 11.670 Euro eingenommen, bei 166 Millionen Aufrufen. Luxemburger Bands oder aber kleinere Genres haben in Anbetracht solcher Zahlen keine Chance, mit Streaming ihre Kunst zu finanzieren. Doch auch sie können profitieren. Dadurch, dass ihre Lieder permanent verfügbar sind, werden sie auch eher gehört. Was wiederum Interesse wecken kann und potenzielle Kunden für Konzerte schafft. Womit sich der Kreis wieder schließt.

Robert
9. Januar 2020 - 13.01

Niemand hat je ganze Alben gehört, von Pink Floyd vielleicht mal abgesehen und das ist Dekaden her.

Torsten
8. Januar 2020 - 17.20

Und darum klingt heute iregendwie alles gleich. Die Musiker sind austauschbar geworden. Wer braucht noch einen Schlagzeuger, wenn der Computer günstigere Drumbeats liefert? Hauptsache es ist billig und überall sofort verfügbar. Vorfreude scheint keine Rolle mehr in der Gesellschaft zu spielen. Es geht nur noch um Highlights. Das ganze Leben soll ein andauerndes Highlight sein. Und genau das bieten eben noch Konzerte. Man muss teilweise ein Jahr im Voraus das Ticket kaufen und dann lange warten, bis das Konzert endlich stattfindet. Und die Freude ist dann umso grösser, je länger man auf diesen Moment warten musste wo das Konzert endlich beginnt.