Wenn der Humpen nicht wär!

Wenn der Humpen  nicht wär!
Hier stand dem Vernehmen nach die erste Luxemburger Brauerei

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Bereits die Ägypter haben Bier hergestellt. Bei uns wird es seit der Römerzeit getrunken, es blieb aber lange Zeit im Vergleich zum Wein im Hintertreffen. Erst im 16. Jahrhundert hat sich der Bierkonsum hierzulande durchgesetzt. Claude Wolf hat sich in die Geschichte des Bieres und der Brauereien eingelesen.

Bis auf den Gouverneur des Herzogtums Luxemburg, den Grafen Pierre-Ernest von Mansfeld, haben die Historiker die Geschichte der hiesigen Bierbrauer zurückverfolgt. Gleich neben dem feudalen Palast, den sich der Staatsmann ab 1563 in Clausen bauen ließ, wurde nämlich auch eine Brauerei errichtet. Sie befand sich gleich neben der Eingangspforte, dort, wo heute die „Brasserie Mansfeld“ ihre Kunden gastronomisch verwöhnt. Nach dem Tod des hoch verschuldeten Grafen 1604 verliert sich allerdings die Spur der ersten Clausener Brauerei.

Sie taucht erst 1757 wieder auf, nachdem sie von Hubert Thyes übernommen wurde. Bestätigt wurde diese Brautätigkeit dann 1930, als bei Umbauarbeiten in der Brauerei Mousel Überreste einer ehemaligen Feuerstelle gefunden wurden. Ihre Anordnung sowie der daneben liegende Aschekasten und die verbliebene Tür zum Einfeuern ließen darauf schließen, dass im 17. oder 18. Jahrhundert hier wahrscheinlich gebraut wurde.
Auch die Benediktinermönche, die ab 1083 unterhalb des Bockfelsens in der Abtei Altmünster lebten, werden mit den Anfängen der Bierbrauerkunst in Verbindung gebracht.

Im Klostergarten wurde Hopfen angebaut, in der Abtei befand sich die erste Brauerei in Luxemburg mit einem festen Standort. Auch die Franziskanermönche in Kreuzgründchen und die Jesuiten in Mühlenbach bauten Hopfen an. Das galt auch für die Dörfer. Allerdings gab es da keine Brauereien, sondern nur Brauer, die mit ihrer Sudpfanne von einem Hof zum nächsten zogen, um jedem Bauer sein eigenes Bier zu brauen. Das bis 1854 gebraute obergärige Bier war allerdings nur wenig haltbar, es gab zudem riesige Qualitätsunterschiede, zum Teil bedingt durch die Jahreszeiten. Das änderte sich erst, als nach der Integration Luxemburgs in den Zollverein die Untergärung eingeführt wurde.
In der Abtei wurde etwa zehnmal im Jahr gebraut, wobei ständig experimentiert wurde, um die Qualität des Bieres zu verbessern. Als die französische Armee 1542 die Festung Luxemburg einnahm, mussten die Mönche allerdings fliehen. Ihren Besitz nahmen sie teilweise mit, ihre Abtei verfiel.

Die Kunst des Bierbrauens blieb jedoch in der Unterstadt, das Braurecht ging an Privatleute. Diese versuchten auch immer wieder, eine Brauerei aufzubauen, die heftigen Kämpfe in und um die Festung Luxemburg behinderten das jedoch. Dies umso mehr, als die Geldmittel knapp waren. Erst 1701 bekam Clausen wieder eine betriebsfähige Brauerei.
Es war der Anfang einer regen Tätigkeit, nicht weniger als 22 Brauereien listet industrie.lu in Luxemburg auf, davon etwa 15 historische Unternehmen. Viele liegen in der Stadt Luxemburg beziehungsweise in den Unterstädten, nahe am Wasser.

Besonders unter dem Regime des Zollvereins entwickelte sich eine rege Tätigkeit. Die Diekircher Brauerei exportierte ganze Eisenbahnwaggons voll Bier nach Paris und fand Absatzmärkte in den USA . Verbessert wurde die Qualität des Bieres durch das von Deutschland vorgeschriebene Reinheitsgebot. Dadurch waren die Brauer gezwungen, ihre Anlagen zu modernisieren. Mit dem wirtschaftlichen Erfolg kamen aber auch soziale Forderungen: Die Brauarbeiter schlossen sich gewerkschaftlich zusammen und verlangten geregelte Arbeitszeiten, eine Entlohnung der geleisteten Über- und Sonntagsstunden und sogar bezahlten Urlaub. Die Arbeitgeber gaben nach.

Heute hat Luxemburg nur mehr drei Brauereien: Bofferding/Battin und Simon, die weiterhin größtenteils in privater Hand liegen, sowie die zur internationalen Gruppe Inbew gehörende Brasserie Diekirch. Zusätzlich brauen mittlerweile eine Reihe Amateure lokale Biere, die der modernen gastronomischen Anforderung nach vielfältigen „Craft“- und „Home-made“-Bieren entsprechen.



Ein Rückblick

Sehr früh schon wurde aus der traditionellen Bierherstellung eine industrielle Tätigkeit. 15 Brauereien waren in den besten Jahren hierzulande aktiv. Zurückgeblieben sind drei, wovon eine einem internationalen Konzern gehört. Hinzugekommen sind seit 1999 sechs kleine handwerkliche Brauereien.

Battin gibt es seit 1937 in Esch. Der Betrieb wurde 2005 von Bofferding aufgekauft.

Bofferding ist seit 1842 in Bascharage ansässig. 1975 kam es zum Zusammenschluss mit Funck-Bricher, wobei die ganze Produktion nach Bascharage verlegt wurde.

Clausen beruft sich bei seiner Gründung auf den Grafen Mansfeld. Die Brauerei fusionierte 1971 unter dem Namen „Brasseries réunies de Luxembourg“ mit Mousel.

Diekirch geht auf 1871 zurück. Es ist die einzige Brauerei, die nicht aus Familienbesitz stammt. Sie schloss sich im Jahr 2000 den „Brasseries réunies de Luxembourg“ an, die Bierproduktion ging nach Diekirch. Sie wurde zunächst von der belgischen Industriegruppe Interbrew und 2005 von der daraus entstandenen Inbev, dem größten Bierhersteller der Welt, übernommen.

Dudelange wurde 1937 in der gleichnamigen Stadt gegründet und 1964 von Funck-Bricher gekauft.

Die Brasserie d’Eich geht auf 1728 zurück und wurde 1951 der Brauerei Mousel einverleibt.

Die Brasserie d’Esch nahm 1894 ihren Betrieb auf und produzierte bis 1968, als sie von Stella Artois und Mousel gekauft wurde. Ein Jahr später wurde die Produktion eingestellt. Auf ihrem Terrain steht heute Cactus-Lallange.

Die Brasserie Funck-Bricher entstand 1670 unter dem Namen Brauerei Koerperich und wurde 1916 mitten im Ersten Weltkrieg zum Hoflieferanten ernannt. 1949 hat Georges Lentz-Flohr den Betrieb übernommen, der bis zu seiner Fusion mit Bofferding im Stadtgrund beheimatet war.

Die Brasserie Henri Funck hat 1864 ihren Betrieb aufgenommen und wurde 1982 von den „Brasseries réunies de Luxembourg“ aufgekauft. Die Produktion in Neudorf wurde daraufhin eingestellt.

Die Brasserie Funck-Duchamp in Clausen wird 1656 ein erstes Mal erwähnt. Sie wird bereits 1885 von den Mousel-Brüdern übernommen, bleibt jedoch bis 1954 als Malzproduzent aktiv.

Die Brasserie Funck gab es ab 1583 in Pfaffenthal, 1914 wurde sie von Mousel übernommen.

Die Brasserie Gruber in Wiltz wurde 1838 ein erstes Mal erwähnt. Sie produzierte bis 1956 und kam dann zu Mousel.

Die Brasserie de Hollerich gab es von 1853 bis 1901, wo sie unter der Bezeichnung „Bayrisches Brauhaus zum Löwenbräu“ Konkurs anmelden musste.

Die Brasserie Mousel besteht seit 1759. Im Jahr 2000 ging sie an Interbrew. Die Produktion wurde nach Diekirch verlagert.

Die Brasserie Simon wurde 1824 gegründet. Sie wird seit 2003 von Betty Fontaine geleitet.



Vom Stadtgrund nach Bascharage

Interessant ist auch die Entwicklung der Brasserie Funck-Bricher aus dem Stadtgrund, die heute ein Teil der Brasserie Bofferding ist. Ihre Anfänge führen die Historiker bis auf 1670 und die Gründung der Brauerei Koerperich zurück.

Aus ihr wurde 1709 nach der Heirat von Thomas Wagner und Margareta Koerperich die Brauerei Wagner-Koerperich. Ihre Aktivität wird im Lauf der Jahrzehnte noch öfter von Frauen überliefert. So 1817 heiratete Joséphine-Suzanne Mousel, eine Tochter des Hauses, den Brauer Michel Mousel, während ihr Cousin Henri Funck durch die Hochzeit mit Kathrin Linden die Grundlage der Brasserie Funck-Linden legte. Ihr Sohn Mathias hatte 1862 durch seine Hochzeit mit Catherine Bricher die Brauerei Funck-Bricher ins Leben gerufen. Sie kam 1883 in die Plätisstraße im Grund.

1949 wurde das Unternehmen von Georges Lentz-Flohr aufgekauft, der 1964 auch die Brasserie de Dudelange übernahm. 1975 schlossen sich die Brauereien Funck-Bricher und Bofferding zur Brasserie nationale zusammen. Die Produktionsanlagen im Stadtgrund wurden daraufhin geschlossen, das Bier kommt seither aus Bascharage.



Eine Brauer-Dynastie

Für Biertrinker und -liebhaber war der Name Mousel jahrelang Programm und häufig gar die Bierbezeichnung schlechthin. Die Anfänge gehen auf den 17. Dezember 1825 zurück – also auf jenen Tag, an dem Michel Mousel die frühere Münsterbrauerei erwarb. Damit gab er sich die Möglichkeit, aus seinem Handwerk eine industrielle Tätigkeit zu machen. Er hatte Erfolg, genau wie sein Sohn Jacques Mousel und seine Enkelsöhne Emil und Albert. Unter ihnen gedieh nicht nur die Brauerei, sie brachten sich auch stark in das Leben von Clausen und der Stadt Luxemburg ein. Jacques Mousel war Gründungsmitglied des Musikvereins, seine Söhne übernahmen seine Nachfolge. Albert Mousel unterstützte das Feuerwehrkorps. Emil Mousel war von 1894 bis 1904 Bürgermeister der Stadt Luxemburg, in seine Amtszeit fällt der Bau der Adolphe-Brücke.

Das Brauhandwerk und den Betrieb hat er jedoch nicht vernachlässigt. Er hatte klar erkannt, dass die überlieferten Methoden veraltet waren. Seinen Betrieb hatte er 1885 dem seines Bruders Albert unter dem Namen „Brasserie E. Mousel & Cie“ angeschlossen. Zusätzlich erwarben die Brüder die drei Clausener Mühlen und mehrere Grundstücke. Seine beiden Neffen Albert und Jules hatte der selbst kinderlose Emil nach dem Tod seines Bruders an bekannte Schulen in Berlin, in Ungarn, in Dänemark und in Frankreich geschickt, wo sie die modernsten Verfahren des Bierbrauens kennenlernten.

Die Brüder bauten den Betrieb im Sinne ihrer Vorfahren aus. Sie machten am 21. August 1911 aus dem Familienbetrieb Mousel die Aktiengesellschaft „Brasserie de Luxembourg“ und übernahmen 1914 die Brauerei Funck aus Pfaffenthal, 1951 kauften sie die Brauerei Eich, 1956 kam die Brauerei Gruber aus Wiltz und 1969 die Brasserie d’Esch dazu. 1971 wurden aus den „Brasseries réunies Mousel et Clausen“ die „Brasseries réunies de Luxembourg“.

Auch diese dehnten sich noch weiter aus und kauften 1982 die Brauerei Henri Funck, einen Neudorfer Konkurrenten. Im Jahr 2000 ging der Betrieb in die Hände der internationalen Interbrew über. 2008 kam es mit der Gründung der Microbrauerei Clausel am Sitz der ehemaligen Brauerei Mousel in Clausen gewissermaßen zu einem Revival.