Das blaue Netzwerk feiert

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Am Mittwochabend feiert das Netzwerk „Cluster maritime luxembourgeois“ seinen zehnten Geburtstag. In diesen Jahren hat das Cluster viel erreicht. Es hat das rund 15 Jahre zuvor von Wirtschafts- und Transportminister Robert Goebbels gegründete „Registre maritime“, das die gesetzlichen Rahmenbedingungen für den Sektor festlegt, mit Leben gefüllt.

Die Geschichte des Clusters begann im Jahr 2008. Damals war Jeannot Krecké Wirtschaftsminister. Marc Glodt war der zuständige Beamte („Commissaire maritime“) für das Luxemburger Schiffsregister. Er leitete das Register (Abteilung im Wirtschaftsministerium, bei der Schiffe unter luxemburgischer Flagge registriert werden können) seit seiner Gründung im Jahr 1990.

Doch Marc Glodt suchte eine neue Herausforderung. „Eigentlich wollte ich mich schon immer selbstständig machen“, erklärte der studierte Anwalt damals gegenüber dem Tageblatt. Sein Vorgesetzter, Wirtschaftsminister Krecké, legte ihm keine Steine in den Weg – im Gegenteil. Er erkannte, dass dies eine weitere Möglichkeit sei, um Luxemburgs Wirtschaft in einem spannenden Sektor weiter zu diversifizieren. Nachfolger von Marc Glodt wurde Robert Biwer.

Neben seiner neuen Arbeit als Anwalt entschied sich Marc Glodt, ein kleines Luxemburger Netzwerk von Firmen aus dem maritimen Sektor zu gründen. Zu seiner Unterstützung stellte er Paul Marceul als Assistenten ein – später wurde er Cluster-Manager.

Das „Cluster maritime luxembourgeois“ war geboren. Die Anfänge waren bescheiden. Gerade mal 16 Mitglieder zählte das „Cluster maritime luxembourgeois“ 2008. Dazu gehörten Anwälte, Berater, Juristen, Banker, Logistiker und andere.

Von Anfang an waren aber zwei Firmen mit dabei, die „maritime Substanz“ einbrachten und die maritimen Aktivitäten in Luxemburg aktiv förderten. Es handelt sich um das Baggerschiff-Unternehmen Jan de Nul (damals vertreten durch Johann van Boxtael, den Finanzchef der Luxemburger Tochtergesellschaft) und Cobelfret.

Das zweite Unternehmen wurde mittlerweile in „Compagnie luxembourgeoise de navigation“ umbenannt. Es betreibt Transportschiffe für Rohmaterialien und Spezialschiffe für den Automobiltransport. Der damalige Geschäftsführer von Cobelfret, Freddy Bracke, wurde zum Präsidenten des neuen Clusters ernannt. Das Unternehmen zählt zu der luxemburgischen Reeder-Familie Cigrang.

Die erste Aufgabe des Clusters war es, zu erklären, warum man sich in Luxemburg mit Ozeanen beschäftigt. „Auch wenn Luxemburg keinen eigenen Zugang zum Meer hat, so hat es doch eigene Interessen in dem Bereich“, erklärte Freddy Bracke damals im Gespräch mit dem Tageblatt. Auch das von Land umschlossene Großherzogtum brauche für seine Importe und Exporte Zugang zu Häfen. „Auch Länder wie die Schweiz und Österreich haben ihren eigenen maritimen Sektor.“

Seit den Anfängen ist das Cluster deutlich gewachsen. Heute zählt es rund 60 Mitglieder. Luxemburg wurde Mitglied im „Cluster maritime européen“, stellte den Vizepräsidenten. Luxemburg wurde sichtbarer als maritimer Standort.

Auch das CFL-Tochterunternehmen CFL Multimodal war von Anfang an mit dabei. Immer auf der Suche nach Transportrouten, um Container aus den großen Häfen nach Bettemburg zu transportieren, sie hier abzufertigen und weiter zu verschicken.

Die Menschen erfuhren, dass Luxemburger Schiffe von Jan den Nul eine Palmeninsel vor Dubai bauten und spezialisierte Luxemburger Schiffe von DEME beim Bau der Windräder vor der belgischen Küste mithelfen. Mit in Luxemburg gebauten Satelliten von LuxSpace können Schiffe auf den Ozeanen geortet und ihre Route am Computer verfolgt werden.

Palmeninsel und Flüchtlinge

Einige neue Unternehmen kamen ins Land. Zu den bekanntesten zählt der Hersteller von Kreuzfahrtschiffen Meyer Neptun. In Luxemburg hat die Gesellschaft ihre zentrale Einkaufsstelle für ihre verschiedenen Werften in Europa.

Doch auf den Ozeanen geht es nicht nur um Wirtschaft: Ein Luxemburger Schiff hat inmitten der Flüchtlingskrise fast 10.000 Flüchtlinge aus dem Mittelmeer gefischt. In anderen Weltgegenden, etwa vor Somalia oder Westafrika, sind mehrere Luxemburger Schiffe Opfer von Piratenangriffen geworden. Daher hatte sich das Land, mit Aufklärungsflugzeugen von CAE Aviation, auch an der NATO-Mission gegen die Piraterie am Horn von Afrika beteiligt.

4.000 Matrosen auf rund 200 Schiffen

Das Luxemburger Schiffsregister hat sich in der Welt etabliert. Von den manchmal grauen Listen ist es verschwunden. Schätzungen zufolge steht die Branche heute für mehrere hundert Jobs in Luxemburg. Auf luxemburgischen Schiffen sind über 4.000 Matrosen beschäftigt. Der Sektor soll pro Jahr rund 70 Millionen Euro zur Wertschöpfung des Landes beitragen. Von dem Bereich profitiert auch der Finanzplatz: Es kommen neue Kunden für Anwaltskanzleien, Finanzinstitute und Versicherer hinzu.

Wenn nun am Mittwochabend mit Wirtschaftsminister Etienne Schneider und „Commissaire du gouvernement aux Affaires maritimes“ Robert Biwer gefeiert wird, dann kann auf viele spannende Erlebnisse zurückgeblickt werden. Mit dazu zählen sektorielle Wirtschaftsmissionen (etwa nach Zeebrugge oder Kap Verde), ein Besuch des für den Bereich zuständigen EU-Kommissars Karmenu Vella oder eine gemeinsame Konferenz des bekannten „Unterwasserarchitekten“ Jacques Rougerie mit dem Astronauten Jean-François Clervoy (noch bevor es die aktuelle luxemburgische Weltraum-Initiative gab).

Auch der Gründer des Registers, Robert Goebbels, ist zufrieden mit der Entwicklung des maritimen Sektors. „Mit großer Zufriedenheit sehe ich, dass der Sektor dem Land Jahr für Jahr mehr einbringt, als die Verwaltung kostet. Ein kleiner, aber sehr dynamischer Sektor hat sich entwickelt. (…) Es ist ein geglückter Versuch der wirtschaftlichen Diversifizierung“, hatte er in einem früheren Gespräch mit dem Tageblatt erklärt.

Personell hat sich zuletzt viel verändert: Letztes Jahr hat sich das Cluster neu aufgestellt. Neuer Präsident ist Fabrice Maire, Direktor von Intershipping. Gemanagt wird das Cluster heute von Charles Gosselin, mit der Unterstützung von Amélie Kiefer. Neue Ideen sind auch schon unterwegs: So wird derzeit an einem spezifischen Programm zur Förderung von jungen maritimen Start-ups gearbeitet. Auch will man das Thema der „grünen“ Schifffahrt angehen.

Insgesamt soll es in Zukunft nicht langweilig werden: „Ich versichere Ihnen“, wird Fabrice Maire auf der heutigen Gala unterstreichen, „wer so gut unterwegs ist, der wird nicht plötzlich anhalten.“